Geschichte der GII: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 16. Februar 2009, 20:35 Uhr

Folgenden Artikel über die Geschichte der Grünen im Internet verfaßte sol1 für die 3. Ausgabe des A²KWArius (Dezember 2007):

Eine kurze Geschichte der GII

Am Anfang war - die Redaktion.

Die nämlich kreiierte zum Start ihrer Politiksimulation dol2day fünf Parteien, die den im Bundestag vertretenen nachgebildet waren und mit entsprechenden Balkenfarben für die Abstimmungen ausgestattet wurden. Schon bald setzte ein rasantes Wachstum dieser Parteien ein, vor allen Dingen deshalb, weil über Netzwerke der RL-Parteien massiv für die allerersten Kanzlerwahlen im Internet mobilisiert wurde, die Anfang Juli 2000, also gut sechs Wochen nach dem Start von dol2day stattfanden.

Da das Internet damals vorwiegend von den avanciertesten Kreisen innerhalb der RL-Parteien als Kommunikationsmittel verwendet wurde, nimmt es nicht wunder, daß einige von denen, die sich in der Frühphase von dol2day in der GII wiederfanden, später im RL Karriere machen sollten. Zu den grünen Ur-Dolern des Jahres 2000 zählten u.a. Boris Palmer, heute Oberbürgermeister von Tübingen, und Omid Nouripour, der 2006 für Joschka Fischer in den Bundestag nachrückte.

Bei meinem Einstieg war die alles beherrschende Frage die Vorbereitung der ersten Kanzlerwahl. Durch das Wahlsystem (einfache Mehrheit) waren die linken Parteien GII, SIP und SII gezwungen, ein Übereinkommen zu erzielen, um überhaupt eine Chance auf den Wahlsieg zu haben. Die dol2day-internen Informationskanäle waren noch so unterentwickelt, daß es an ein Wunder grenzt, daß SIP und SII zugunsten der GII-Kandidatin esilke verzichteten. Diese belegte dann tatsächlich den zweiten Platz hinter General T, dem knapp 40 % zum Sieg reichten.

Die Bimbesrückstufung, die zeitgleich mit der Kanzlerwahl stattfand, bedeutet zugleich auch, daß nicht mehr die Doler der allerersten Stunde den Ton angaben, sondern diejenigen der "zweiten Generation" in den Vordergrund rückten. Immer noch wurden die Adminrechte per Punktestand vergeben, aber bald richtete die Redaktion die Möglichkeit ein, Parteivorstände durch Wahlen zu bestimmen, was sich positiv auf die Stabilität der Parteien auswirkte. Sehr bald kam auch der Wunsch auf, sich im RL kennenzulernen, und so fand im Sommer 2000 ein Treffen verschiedener grüner Doler in Frankfurt statt - das erste dol2day-Treffen überhaupt.

Für die zweite Kanzlerwahl stellte die GII Tolle (Simone Tolle) auf, die heute Abgeordnete der Grünen im Bayrischen Landtag ist. Da diesmal auch SIP und SII Kandidaten aufstellten, verfehlten alle linken Kandidaten die Stichwahl. Reto (IDL) siegte gegen MrBodensee (CIP) im zweiten Wahlgang, nicht zuletzt deshalb, weil MrBodensee in einem Posting das Verbot der "ökofaschistischen" Grünen gefordert hatte - eine markige Rhetorik, die nach hinten losging und von Wahlkämpfern wie meiner Wenigkeit dankbar aufgegriffen wurde.

Es zeigte sich, daß weder Reto noch der von ihm als Vizekanzler nominierte MrBodensee einen Plan hatten, das Amt des dol-Kanzlers mit einem Sinn zu versehen, und so war es relativ leicht, für die dritte Wahl ein Bündnis aus GII, SIP und SII mit Boubacar als Kanzlerkandidaten aufzustellen, wobei nun die Wahlvorbereitung dadurch erleichtert wurde, daß ein parteienübergreifendes Forum zur Verfügung stand. Unter Boubacar kristallisierten sich die Aufgaben eines Kanzlers heraus: Unterstützung der Redaktion in der Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung zwischen Redaktion und Community, Weiterentwicklung des internen Regelwerks. Die RL-politische Einstellung war zwar keineswegs bedeutungslos (tatsächlich waren die Gräben zwischen den Lagern noch viel tiefer als heutzutage), aber die tatsächliche Regierungsarbeit hatte mit politischen Ideologien nur indirekt zu tun.

Boubacar geriet im Januar unter heftigen Beschuß der CIP, da er in einem Posting Joschka Fischer verteidigt hatte, der gerade in der Presse wegen einiger Fotos attackiert wurde, die ihn in den 70ern bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei zeigten. Die Heftigkeit der Attacke gegen Boubacar ist im Nachhinein wohl nur dadurch zu erklären, daß damals die CIP kurz vor ihrer Spaltung stand und diese Kampagne einen verzweifelten Versuch darstellte, die unübersehbaren Risse zu kitten.

Ein weiterer Skandal um die GII wurde im Sommer 2001 von rechtsaußen lanciert. Im Gremium hatte sich eine rechtsradikale Sperrminorität formiert, die ein ums andere mal abstruse Urteile produzierte. Im internen Forum der GII machten sich einige mit der Materie vertraute Doler ihrem Unmut Luft. Einige dieser Postings wurden vom DA-Imperium von Arbogast aufgeschnappt und - sinnentstellend verstümmelt - in der Community verbreitet. Ein Rechtsaußen-Doler bastelte daraus dann Anklagen wegen "Hochverrats an der Community" gegen zwei Doler der GII (Miles und Venceremos). Diese haarsträubende Absurdität führte aber lediglich dazu, daß kurz darauf die unbefugte Veröffentlichung von Parteiinterna verboten wurde.

Erfahrungen wie diese führten dazu, daß sich zur Gremiumswahl, die im Herbst 2001 abgehalten wurde, eine lagerübergreifende "Liste der Demokraten" zusammenfand, die von GII bis @Union reichte. Die Wahl selbst jedoch zeigte einen massiven Fehler in der Gremiumsordnung auf. Da nicht die Listen selbst, sondern einzelne Kandidaten gewählt wurden, hatte jenes Lager einen Vorteil, das die Zahl der eigenen Kandidaten begrenzte und diese konsequent wählte. Es kam also zum berühmt-berüchtigten "rechten Durchmarsch", der die Redaktion zunächst dazu veranlaßte, die Hälfte des Gremiums selbst zu besetzen, und dann, aufgrund der schlechten Erfahrungen mit den gewählten Vertretern, die Besetzung ganz in die eigene Hand zu nehmen.

Ein Nebeneffekt der Zusammenstellung der "Liste der Demokraten" war, daß Erlan sich als möglicher Kanzlerkandidat profilierte. Die Idee kam auf, die Kandidatur nicht über ein Parteienbündnis, sondern über eine Initiative (Kabinett der Köpfe) zu betreiben - eine Idee, die seitdem oft kopiert wurde, um Kräfte einzubinden, die nicht zu einer formellen Koalition bereit sind. Die GII war mit Wolfman, Rafaella, ciko und Il_Verde prominent in Erlans Kabinett vertreten.

So erfolgreich die Kanzlerschaft Erlans auch war, so geriet die GII anläßlich der nächsten Kanzlerwahl in ein Dilemma, als sie vor der Entscheidung stand, entweder das Bündnis um Kohen (JUD) oder das neu formierte Linksbündnis um DinoVelvet zu unterstützen. Insbesondere gegenüber der KP gab es so große Vorbehalte, daß ein Beitritt zum Linksbündnis abgelehnt wurde - aber dafür blockierten die Anhänger dieser Option eine Unterstützung Kohens. Das Resultat war eine halbherzige GII-Kandidatur von Kraizee (heute Dunkelzahn), die die Krise nicht lösen konnte.

Als der nun gewählte Kanzler Bayernkini dann aber von einem Fettnäpfchen ins andere stolperte, wurde sich das Mitte-Links-Lager wieder seiner Stärken bewußt, und das Ergebnis war eine breite Koalition um JuliaCure (PLL), die die Wahl klar gewann. Differenzen, die in erster Linie persönlicher Art waren, führten jedoch dazu, daß zunächst die SIP aus dem Bündnis ausstieg und dann JuliaCure und cascadeur aus der PLL in die ebenfalls dem Bündnis angehörende GII wechselten. Keine dieser drei Parteien war danach in der Lage, sich für die nächste Kanzlerwahl auszurichten, bei der Fifi siegte, und erst bei der Wahl darauf im Frühjahr 2003 schaffte es advodiab mit Hilfe der BLÖDSAU, PLL und GII wieder zusammenzuführen.

Im Herbst desselben Jahres kam es wieder zu einer Zerreißprobe in der GII. Um den Kanzler joerg zu stürzen, der wegen seiner Zusammenarbeit mit Kadern der kurz zuvor gelöschten FUN unter Beschuß stand und sich dann mit ungeschicktem Agieren auch in Teilen des rechten Lagers unbeliebt machte, war die Mehrheit der GII bereit, anläßlich des Mißtrauensvotums ein Zweckbündnis namens "dreamteam" zu unterstützen, das von Fifi (NIP) angeführt wurde. Auch in der PLL gab dieselbe Kontroverse, und beiden Parteien gelang es nicht, sich für die nächste reguläre Kanzlerwahl aufzustellen, bei der sich erstmals das Linksbündnis unter Einschluß der KP durchsetzte. Die in der Frage der Unterstützung von Fifi unterlegene Minderheit beider Parteien formierte sich bald darauf im iGeL. Die von dem Streit arg mitgenommene GII war nicht dazu geneigt, mit dem iGeL den grünen Balken zu teilen, weswegen dieser mit der 6-P zusammen einen dunkelgrünen Balken beantragte.

In gewisser Weise sind die damaligen "Balkenkriege" ein Anzeichen dafür, daß die GII ihre besten Tage nun hinter sich hatte. Dhana, Freetime, Arcana und Atréju wurden zwar bei ihren erfolgreichen Kandidaturen unterstützt, der GII gelang es aber nicht mehr, selbst treibende Kraft im dol-Geschehen zu sein. Ein ähnlicher Ermüdungseffekt hatte bei der PLL eingesetzt, die sich Ende 2005 auflöste.

Ein Problem der GII bestand darin, daß die Mitgliederschaft nun zum größten Teil aus Alt-Dolern bestand, die hinsichtlich irgendwelcher Posten in dol2day keinerlei Ehrgeiz mehr besaßen und in der GII lediglich aus Tradition waren. dol2day-Neulinge wiederum waren in geringerem Ausmaß als früher in eine Partei zu locken, die von ihrem Selbstverständnis an eine RL-Partei gebunden war. Auch ein Werbeeffekt durch diese Bindung war nicht gegeben - schließlich hatte die Linkspartei schon lange keine offizielle dol2day-Parteienvertretung, ohne daß dies ihrer Popularität unter den Dolern geschadet hätte.

Insofern war die GII nur zu anfällig für den Anschlag, der im Herbst 2006 erfolgte. Ein engagiertes Neumitglied namens Aletta wurde bald nach seiner Aufnahme in den Vorstand gewählt. Kurz danach entpuppte sich dieser Account als rechtes U-Boot, das nach Übergabe der Adminrechte alle Mitglieder aus der GII warf. Die Redaktion machte zwar diese Aktion rückgängig und sperrte den verantwortlichen Doler, aber die Frage nach dem Sinn des Fortbestandes stellte sich erneut, zumal die Bereitschaft, sich für den Vorstand zur Verfügung zu stellen, weiter abnahm.

Die vorläufige Lösung bestand darin, statt eines Vorstands lediglich Admins zu berufen, womit die GII nun dieselbe Struktur wie der iGeL hatte. Damit war nun ein wesentliches Hindernis für eine eventuelle Fusion der beiden Parteien nicht mehr vorhanden, und der andere Streitpunkt, nämlich ob man sich an Kanzlerwahlen beteiligen sollte, hatte sich anscheinend auch erledigt, da seit der Dolamentswahl im Herbst 2006 das Interesse der GII an etwaigen Bündnissen auf einen Nullpunkt gesunken war.

Eine Initiative wurde gegründet, um eine Fusion vorzubereiten, und von seiten der GII wurde dieses Projekt ernsthaft verfolgt, jedoch schaffte es eine Fraktion innerhalb des iGeLs, die Fusion durch Maximalforderungen, die daraufhinaus liefen, daß der iGeL die GII geschluckt hätte, zu torpedieren.

Damit war die restliche Motivation entschwunden, das Projekt GII weiterzuführen. Zwar kamen immer wieder einige dol-Urgesteine zu Besuch in die Partei, keiner jedoch hatte eine Idee, wie es weitergehen sollte. Als dann im Herbst die Mitgliederzahl unter die kritische Grenze sank, verzichteten die verbliebenen GII-ler bewußt drauf, eine Rettungsaktion zu starten, die lediglich das Siechtum verlängert hätte.

Es bleiben eine Menge schöner Erinnerungen an RL-Treffen: an das allererste dol-Treffen im Sommer 2000, an das Treffen der Regierung Boubacar mit der Redaktion in Köln, an die BDK in Stuttgart 2001, als die GII für dol2day mit einem Internetcafé Werbung machte, an das Treffen in der Geschäftsstelle der Grünen in Frankfurt im Herbst 2001 - und nicht zu vergessen die zahlreichen RL-Treffen, an deren Organisation GII-ler entweder führend beteiligt (hier sind die Feiern in Ulm und auf Boubacars Weinberg zu nennen) oder prominent vertreten waren. Und es bleibt die Erkenntnis, daß für die Verbindung zur RL-Politik eine Initiative wie "GRÜNE bei DOL2DAY" besser geeignet ist als eine Partei.