Humoristischer Hesse: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 22. Oktober 2009, 00:34 Uhr
humoristischer Hesse
Wer die Formulierung „humoristischer Hesse“ benutzt, setzt damit zwei unterschiedliche Sachverhalte in Zusammenhang.
Zum Einen wird hier der Begriff „Humor“ (lat. [h]umor = Feuchtigkeit, Saft; im Sinne der richtigen Mischung der Körpersäfte, die zu einer guten Stimmung verhilft) genutzt. Humor wird gemeinhin definiert als eine Fähigkeit, ein Lachen hervorrufen zu können. Als „humorvoll“ werden daher Personen bezeichnet, welche die Kunst beherrschen - oder von ihr beherrscht werden - andere Lachen zu machen, aber auch solche, welche selbst gerne Lachen. Die Kunst, Menschen zum Lachen zu animieren, erfordert Fähigkeiten vom einfachen Versprecher, über das Rezitieren eines Witzes, über freiwilligen und unfreiwilligen Wortwitz, Ironie, Sarkasmus und mitunter gar Zynismus, sowie ein gewisses Maß an Feingefühl welche Art des Humors in welchem Zusammenhang und im Umgang mit welchen Personen angebracht ist, sowie auch verantwortungsvolles Vorgehen bei der Erforschung neuer Räume, die für den Humor nutzbar gemacht werden sollen.
Zum Anderen findet in der Formulierung der Begriff „Hesse“ Verwendung. Hier scheint die Zuordnung zum Bundesland Hessen als naheliegendstes Deutungsmodell, das jedoch zu kurz greift wenngleich es nicht gänzlich falsch ist. Der Name Hessen ist nach der Überzeugung von Historikern die abgewandelte Form des keltogermanischen Stammesnamens „Chatten“, der im heutigen Nord- und Mittelhessen greifbar wurde. Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Einwohnern des deutschen Macht- und Kulturbereiches, pflegen Hessen neben der auch andernorts anzutreffenden Bierkultur ebenfalls die Apfelweinkultur.
„In traditionellen Apfelweinschenken wird der Apfelwein meist schlicht als „Schoppen“ (frankfurterisch „Schobbe“, der Trinkende als „Schobbepetzer“) bezeichnet.“ (Wikipedia)
Hessen haben meist ein eher gespaltenes Verhältnis zu ihren regional mitunter stark variierenden Dialekten. Der Selbstbewusste und als selbstverständlich begriffene Umgang mit der eigenen Sprache, die man beispielsweise bei Bayern beobachten kann, ist dem Hessen eher fremd. Hessen werden oftmals bereits im frühen Kindheitsalter ihrer Sprache entfremdet, so dass viele Eltern seit geraumer Zeit dazu übergegangen sind, ihre Kinder zweisprachig zu erziehen: einerseits muttersprachlich, um nicht das Band zwischen den Generationen zu entzweien, andererseits fremdsprachlich in Form einer ausschließlich in Hessen anzutreffenden Mischform des Neuhessischen und des Buchdeutschen. Mit Eintritt ins Schulalter begegnet hessischen Kindern dann mit der Schriftsprache bereits die dritte Sprache, die oftmals ab der dritten Klasse seitens des Lehrplans um eine vierte durch systematisch um angelsächsisches Wortgut erweiterten Unterricht. Mit Abschluss der vierten Schulklasse sind hessische Kinder die auf dem Lande aufwachsen oftmals gezwungen, noch als fünfte Sprache den in der nächstgrößeren Stadt gesprochenen Regionaldialekt zu erlernen – hierzu kommen mancherorts noch gesonderte Idiome.
Aus diesem Grunde überrascht es nicht, dass hessische Satiriker oftmals ihren Dialekt als satirisches Stilmittel betrachten, oder aber die Satire als Stilmittel um dem Dialekt auch im Alltag wieder Raum zu geben. Als bekannte Beispiele seien hier Badesalz aber auch Mundstuhl genannt. Aber auch in der Musik gehen satirische Inhalte und Humor eine innige Bindung ein. Als bekannte Beispiele dürfen hier die Rodgau Monotones aber auch Flatsch gelten.
Bei dol2day tauchte die Bezeichnung des humoristischen Hessen erstmals in Zusammenhang mit dem Doler Reim-und-Klang auf, der diese Benennung seinerseits willig auf griff und konsequent als Charakterisierung seiner selbst weiterverwendete. Nach eigener Auskunft empfindet er sich zwar in emotionaler Nähe zu hessischen Satirikern und Musikern, empfindet aber auch darüber hinaus keinerlei Scham für seine Herkunft und Sprache und wolle sich solches auch nicht einreden lassen. Er habe jedoch auch keinerlei Probleme damit, wenn Menschen, sobald sie mit dem Begriff hessisch konfrontiert werden, zunächst an ihren letzten Lacher denken – er lache selbst gerne und bringe andere gerne zum Lachen.