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Fragenübersicht Kannst Du der mittlerweile umstrittenen Brutalisierungsthese von George Mosses etwas abgewinnen?
1 - 6 / 6 Meinungen
28.04.2021 10:10 Uhr
Die Art der Kriegführung hängt natürlich vor allem mit der Entwicklung der Waffentechnik zusammen. Aber natürlich hat das Rückwirkungen auf die menschliche Psyche.
28.04.2021 10:10 Uhr
Das scheint mir ziemlich plausibel. Der Grabenkrieg stumpfte ab, verrohte die Soldaten und fanatisierte sich zum Teil auch. Diese Leute kamen dann in eine Gesellschaft zurück, die durch Revolution und Inflation schwer erschüttert gewesen ist und in der die Kreigsteilnehmer oft keinen Platz mehr fanden außer in Freikorps und Kampfbünden.
28.04.2021 10:16 Uhr
@Astra Zeneca

Ist übrigens umstritten, weil man sagt, dass es Kombattanten in Reihen der Mittelmächte gab, die weder zum Kommunismus noch zum Faschismus neigten, noch eine sonstige Verrohung oder autoritäre Richtung suchten, wie z.b die Tschechen. Und das eben auch die alliierten Soldaten keine anderen Fronterfahrungen hatten und von daher die These an sich selbst wackelig ist.

Und die meisten Soldaten deutscher Zunge aus Deutschland und Österreich fanden nach dem Krieg auch wieder in in ein Zivilleben.

Es war nicht die gesamte deutschsprachige Jugend bis 1923 irgendwo im Krieg oder Grenzkampf beteiligt.

Eine generell auf Krawall gebürstete Bevölkerung kann man wohl nicht verorten.

Viele liefen auch totalitären Strömungen nach, weil sie dachten, dass die Ruhe brächten.
28.04.2021 10:45 Uhr
@Ignaz Seipel

Dass der Krieg mit seinen grausamen Erlebnissen massenweise psychische Deformationen erzeugt, deren Opfer das mit ins Zivilleben nehmen, ist doch nicht zu bestreiten. Dies heimkehrenden Soldaten sind für ihr Leben geprägt, müssen das kompensieren und geben ihre Haltungen an die jüngere Generation weiter. Entweder, indem der Krieg glorifiziert wird, oder indem das Ideal der Härte hochgehalten wird, oder indem Opa schweigt und alles in sich hinein frißt, weil er seine Erlebnisse nicht beschreiben kann.

Selbst dann, wenn die Gesellschaft nicht offensichtlich in Extremismus abgleitet - Krieg zerstört menschliche zivile Umgangsformen. Allein schon das Liegen im Dreck, das Handeln auf Befehl, das zur Gewohnheit werdende Gebrüll, ebenso wie die Rohheit gegenüber der Zivilbevölkerung, insbesondere den Frauen des besetzten Landes.

Die Gefahr besteht, dass bei einer bestimmten politischen Konstellation, beispielsweise wie der in Deutschland, genau die Frontgeneration bestimmend die Macht ergreift, der das alles nur ein heroisches Abenteuer gewesen ist.

Deshalb müssen sich die Menschen dagegen wehren, dass ihnen Krieg als "Abenteuer" verkauft wird.
28.04.2021 10:52 Uhr
Der Erste Weltkrieg hat eher dazu geführt, dass eine Generation die Nase gestrichen voll vom Krieg hatte. Es musste erst eine neue Generation heranwachsen und durch die nationalsozialistische Schule geschickt werden, die dann wieder zum Krieg bereit war. Hitler musste in seinen Reden sogar teilweise betonen, dass er eine Friedenspolitik betrieben hätte.
28.04.2021 11:11 Uhr
@Astra Zeneca

Was Du bei Ambion ablehnst ist historisch haltbar.

Es gab nach 1914 niemals wieder so eine Kriegsstimmung. Und selbst diese Kriegsstimmung wird in der modernen Forschung auch immer mehr hinterfragt, wie weit die auch echt war.

1938 wurde eine Wehrmachtseinheit paradierend durch Berlin geschickt. Die Stimmung war unter aller Sau. Das habe ich vor einigen Tagen hier schon geschrieben. Die Kriegswilligkeit war im NS-Regime sehr gering unter der Bevölkerung. Eine Lehre des ersten Weltkriegs.

Ein paar Narren im Freikorps im Baltikum und ein paar nicht mehr in die Zivilgesellschaft einordenbare Leute machen noch keine Nation von Brutalisierten.

Eher eine Generation von Traumatisierten, wenn man die breite Masse ansieht und auch jene von denen Du selbst schreibst, wie dem Opa, der nie darüber sprechen wollte.

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