Thema: Russia TodayNeuer Beitrag
Von: Compadre Das Volk 09.01.2019 00:52 Uhr
RT ist ein staatlicher Sender eines kapitalistischen Landes. Im Grunde also nichts anderes als ARD, ZDF oder BBC. Kritisch sollte man alle Medien konsumieren aber es kann ja wohl nicht sein, dass wir nur UZ und Granma zur Kenntnis nehmen.
Von: TWASQR (ABC123) Das Volk 23.09.2018 09:37 Uhr
um die diskussion aus dem internen forum hier auch etwas in gang zu bringen:

russia today wird her sehr oft als quelle für verschiedenste nachrichten benutzt und zwar von rechts bis links. dabei ist der tenor darauf abgestimmt, rassistische, homophobe und nationalistische meinungen zu verbreiten. man muss chon mit scheuklappen durch die welt gehen, um nicht zu merken, dass rt seine bemühungen in diese richtung verstärkt hat.

was mir zu denken gibt, ist diese politische lagerübergreifende naivität mit der solche quellen zitiert werden. natürlich beeinflussen alle staatlichen und privaten medien aus den unterschiedlichsten richtungen ihre leser-, zuschauer- und hörerschaft. wenn diese allerdings grundsätzlich als "lügenpresse" (nazi-jargon) gebrandmarkt werden, während rt, compact-verlag, kopp-verlag und "neue freiheit" als mutige aufdeckende medien abgefeiert werden, dann ist etwas faul in europa.

mal ein beispiel: eine annäherung an russland befürwortet die politische linke sicherlich durchgehend, das thema wird jedoch mittlerweile von der afd vereinnahmt. us- und kapitalismus-kritik vermengen die propagandisten von rechts mit rassismus, homophobie, sexismus und nationalismus. eine ideale mischung um breite wählerschichten zu erschliessen.

putin macht aus der not der isolierung und bedrohung seitens der nato-staaten eine tugend und bündelt die pro-russischen kräfte in ganz europa. das ist durchaus legitim, aber wir als linke sollten uns der dahinter stehenden motivation putins bewusst sein. putin strebt einen starken russischen nationalstaat an und kein sozialistisches europa. als erfahrener geheimdienstler spielt er geschickt dabei alle trümpfe aus.

dass die usa, uk und europa ebenfalls über diese mittel verfügen, müssen wir hier nicht diskutieren. es ist aber notwendig, sich kritisch mit der augenblicklichen entwicklung in europa auseinanderzusetzen und da steckt putin genauso mit drin wie merkel, trump, salvini und wie sie alle heißen. wir sollten nur nicht jeder propaganda unkritisch hinterher laufen.
Von: Roter Stern (Roter Stern) Das Volk 22.09.2018 12:34 Uhr
Wie der Zufall es will. Ein SPON-Artikel:

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/timothy-snyder-der-weg-in-die-unfreiheit-das-warnbuch-a-1228635.html

Zitat:
Populismus und Demokratie Er steckt hinter allem

Die liberalen Demokratien stehen am Abgrund, davon ist der Yale-Professor Timothy Snyder überzeugt - in seinem neuen Buch benennt er einen Schuldigen. Eine aufwühlende Lektüre, die Angst macht.

Von Peter Maxwill

Wagen wir einen Blick in die Zukunft, ins Jahr 2100 vielleicht: Wem werden Historiker die Hauptverantwortung dafür geben, dass zwischen 2010 und 2020 liberale Demokratien weltweit zu kollabieren begannen? Wladimir Putin.


So jedenfalls beantwortet diese Frage einer der renommiertesten Geschichtswissenschaftler: Timothy Snyder. Der 49-Jährige, ein Totalitarismus- und Osteuropa-Experte, hat eine ebenso verstörende wie faszinierende Analyse der Gegenwart verfasst: "Der Weg in die Unfreiheit".

Einst schrieb Snyder dicke Bücher über die Parallelen zwischen Stalinismus und Nationalsozialismus, inzwischen gilt der Vergangenheitsforscher auch als Gegenwartsexperte. Sein aktuelles Buch handelt von Putin und Donald Trump, von Cyberkrieg und Trollfabriken, von Populisten und Faschisten.

Über weite Strecken geht es darum, wie Russland unter der Herrschaft Putins damit begann, die westlichen Demokratien systematisch zu schwächen - mithilfe von Militäroperationen in der Ukraine, Cyberattacken in den USA, Zahlungen an Populisten. Snyder zufolge wären die Erfolge der politischen Rechten in Europa, der Brexit und die Wahl Trumps zum US-Präsidenten ohne russische Interventionen undenkbar gewesen.

Dem Historiker geht es weniger darum, wie genau Populisten derzeit weltweit die Demokratie vergiften. Sondern darum, wer ihnen aus seiner Sicht das Gift gab: der russische Präsident.

Um dessen Motive zu klären, erläutert der Yale-Professor die Bedeutung von Männlichkeit und Homophobie für Putins Gedankenwelt, seziert die nationalistischen Ideen des von ihm bewunderten konservativen Philosophen Iwan Iljin und rekonstruiert die Geschichte der Ukrainekrise sowie die russischen Politprojekte "Neurussland" und "Eurasien".

Geschichtsvergessene Generationen

Erstaunlich ist, welch zentrale Rolle in dieser Analyse dem russischen Staatschef zufällt, "dem weltweiten Führer der extremen Rechten". Bisweilen wirkt es, als stecke Putin wie ein Mastermind hinter allen globalen Verwerfungen der jüngsten Vergangenheit. Aber Snyder geht auch ausführlich auf die Frage ein, weshalb die liberalen Demokratien überhaupt so krisenanfällig sind. Demnach gab es in den vergangenen Jahrzehnten weltweit nur zwei politische Philosophien:

Als Politik der Unausweichlichkeit bezeichnet er die in westlichen Demokratien verbreitete Annahme, die Zukunft sei lediglich eine ausgebaute Version der Gegenwart. Globalisierung, Demokratie und Kapitalismus führen demnach zum gesellschaftlichen Idealzustand.
Unter Politik der Ewigkeit versteht Snyder hingegen die Ausrichtung aller Politik auf eine vermeintlich glorreiche Vergangenheit, die es zu verlängern gilt. Dies ist das Konzept von Populisten und Autokraten. Was nicht in solch pseudohistorische Narrative passt, wird ignoriert - oder einfach als "Vogelschiss" in der Geschichte abgetan.

Snyder erkennt in beiden Modellen dasselbe Problem: Wer sich auf eine perfekte Zukunft oder eine makellose Vergangenheit beruft, muss sich um nichts mehr kümmern und keinerlei Verantwortung übernehmen. So seien geschichtsvergessene Generationen herangewachsen, anfällig für Manipulationen. Noch deprimierender kann eine Analyse unserer Zeit wohl kaum ausfallen.

"Der Weg in die Unfreiheit" erzählt eine mit 291 Fußnoten belegte Geschichte der jüngeren Vergangenheit - über eine von Lügen kontaminierte Zukunft. Snyder widersetzt sich damit den Konventionen seiner Zunft, mal wieder: Wie schon in "Black Earth", seinem aufsehenerregenden Werk über den Holocaust, gehen seine Analysen weit über Quellenauswertungen und akademische Debatten hinaus. Und wie schon in "Über Tyrannei", seinem provokanten Thesenband über Populismus, beschränkt er sich nicht nur auf die Vergangenheit.

Snyder zufolge könnte es vielen Demokratien bald so ergehen wie der von Wladimir Putin bedrängten Ukraine, dem von Viktor Orbán kontrollierten Ungarn oder den von Donald Trump gespaltenen USA. Diese mögliche Zukunft behandelt Snyder wie eine mögliche Gegenwart, für die das Jahr 2018 folglich schon Geschichte sein muss.

Trotzdem ist "Der Weg in die Unfreiheit" keine pathetische Panikmache. Wie Snyder selbst schreibt, "kann eine Geschichte des Zerfalls ein Leitfaden der Wiederherstellung sein." Ein solcher Leitfaden ist ihm in Form eines bemerkenswerten Hybridtextes gelungen: eine wissenschaftlich fundierte Analyse, anschaulich, provokant und tiefgehend zugleich.

Vor allem aber macht dieses Buch Werbung: für das Streben nach Wahrheit in einer immer komplizierteren Welt. Vielleicht werden die Historiker des Jahres 2100 dann akribischen Rechercheuren wie Snyder ein Denkmal errichten.





Zur Person


Timothy Snyder, Jahrgang 1969, ist Professor an der Yale University. Der Zeithistoriker beschäftigt sich vor allem mit dem Holocaust, Totalitarismus und der Geschichte Osteuropas. In Deutschland erregten seine Bücher "Bloodlands" und "Black Earth" Aufsehen, das Pamphlet "Über Tyrannei" wurde zuletzt ein internationaler Bestseller.

Das Buch

Timothy Snyder:
Der Weg in die Unfreiheit

Russland - Europa - Amerika

Übersetzt von Ulla Höber und Werner Roller

C.H. Beck; 364 Seiten, 24,95 Euro
Von: Roter Stern (Roter Stern) Das Volk 22.09.2018 12:33 Uhr
Leider wird immer wieder auf Material von "Russia Today" zurückgegriffen, um bestimmte Meinungen mit angeblichen Fakten zu untermauern

Die Rolle von RT ist ähnlich undurchsichtig wie die wahren Absichten Wladimir Putins.Fakt ist, dass sich erstaunlich oft die politische Rechte dieser Quelle bedient.

Hier mal eine Diskussionsgrundlage:

https://correctiv.org/recherchen/neue-rechte/artikel/2017/01/04/medien-RT-RTdeutsch-russia-today/

Wer steckt hinter CORRECTIV?

Zitat:
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Leider auch nicht wirklicher Graswurzel-Journalismus, aber wie gesagt ein Startpunkt für eine Diskussion über RT.