Thema: Überfall der Hamas auf IsraelNeuer Beitrag
Von: Katze Partei des sozialen Ausgleichs 11.10.2024 16:42 Uhr
Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Israel - Deutscher Drahtseilakt zwischen "Staatsräson" und berechtigter Kritik




Am 7. Oktober 2024 jährt sich der Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel zum ersten Mal.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Menschen in Israel, töten 1200 von ihnen und entführten 240 Geiseln zunächst in den Gaza-Streifen.

In der Folge bildete der israelische Ministerpräsident Netanjahu ein Kriegskabinett und begann systematisch zunächst Gebiete im Gazastreifen auf der Suche nach Terroristen zu durchkämmen und zu bombardieren, um dann die Militär"operationen" auf das ganze Westjordanland und schließlich in den Anrainerstaat Libanon auszuweiten - ein Land, in dem sich Flüchtlinge aus der gesamten Region sammeln; eine weitere Eskalation des Konflikts droht.

Zehntausende Palästinenserinnen und Palästinenser sind in Folge des Gazakrieges gestorben, mehr als 100 Geiseln befinden sich nach wie vor in Gefangenschaft der Hamas.

Der Überfall der Hamas ist in mehrerer Hinsicht eine tiefe Zäsur in der Geschichte Israels. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat freie Hand im Kampf gegen den Terrorismus erhalten und kann unter dem Vorwand der Bedrohung des Gesamtstaates Israel jegliche Kriegsmaßnahme gegen die palästinensische Bevölkerung rechtfertigen.

Die Lage des Staates Israel im Nahen Osten ist seit dessen Gründung außerordentlich fragil. Viele Politiker*innen-Generationen haben Friedenslösungen erarbeitet und für eine friedliche Koexistenz zwischen den Religionen, Kulturen und Menschen geworben.

Der Hamas-Terror spielt jedoch den Kriegstreibern in der Region in die Karten: Für die rechtsradikale Netanjahu-Regierung ermöglicht er quasi freie Hand für eine reaktionäre Siedlungspolitik, die die Bildung eines Palästinenser-Staates unmöglich macht und für die Hamas bildet er die Grundlage für das Narrativ des aggressiven Staates Israel, der mit Gewalt den arabischen Teil der Bevölkerung an den Rand drängen will.

Die Netanjahu-Regierung und die Hamas spielen sich also gegenseitig in die Karten, um ihre jeweils ambivalenten Ziele durchzusetzen.

Kein Wunder, dass insbesondere auf Deutschland mit seiner verbrecherischen Vergangenheit gegen Juden im Zentrum des Interesses steht, was die Reaktion auf den Hamas-Terror betrifft. Angesichts Millionen ermordeter Juden und unvorstellbarer Verbrechen verbietet sich eine Kritik Deutschlands am Vorgehen Israels prinzipiell, denn die Gründung des Staates Israel ist eine direkte Folge aus den Verbrechen der Nazi-Terrorherrschaft. Und dennoch: Deutschland hat in diesem Konflikt eine besondere Verantwortung.

So ist besonders die innerisraelische Kritik von Angehörigen der Geiseln ernstzunehmen, die die Frage stellen, was der seit einem Jahr eskalierende Konflikt zur Rettung der Geiseln wirklich beigetragen hat und ob dieser Kampf die Gewalt gegen die palästinensischen Zivilbevölkerung rechtfertigt.

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