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Fragenübersicht Hat Franz Josef Strauß mit seinem 1983 an die DDR vermittelten Milliardenkredit den Sozialismus nachhaltiger in die Bredouille gebracht, als Willy Brandt, Helmut Schmidt oder auch Helmut Kohl mit ihrer Entspannungspolitik?
1 - 7 / 7 Meinungen
10.07.2023 12:55 Uhr
Es ist wohl jedem Realpolitiker klar, dass eine totale Destabilisierung eines Raumes etwas auslösen kann, was man nie wieder einfangen kann. Das ist wohl durchaus ein Punkt, der seine Berücksichtigung fand.

Und der zweite Punkt ist wohl jener, dass der gut vernetzte Strauß wohl auch den Wettrüstungsgedanken der Amis kannte und das wohl als Investition in die früher oder später wieder heimgekehrten Gebiete sah.
10.07.2023 13:01 Uhr
Zitat:
Es ist wohl jedem Realpolitiker klar, dass eine totale Destabilisierung eines Raumes etwas auslösen kann, was man nie wieder einfangen kann. Das ist wohl durchaus ein Punkt, der seine Berücksichtigung fand.

Und der zweite Punkt ist wohl jener, dass der gut vernetzte Strauß wohl auch den Wettrüstungsgedanken der Amis kannte und das wohl als Investition in die früher oder später wieder heimgekehrten Gebiete sah.


Ja, Strauss hatte die relevanten Informationen und hat sich entsprechend verhalten.
10.07.2023 13:09 Uhr
Ich glaube, der Strauß hat erkannt, dass da in Ostberlin Leute an der Spitze saßen, die im Prinzip dachten wie er: konservativ, interessiert am Erhalt des Status Quo, keine Lust auf Erschütterungen. Und wodurch lässt sich sonst auch gezielt Außenpolitik machen, als durch Geld?
11.07.2023 07:45 Uhr
Im Gegenteil: Durch den vermittelten Milliardenkredit wurde die DDR vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit gerettet. Diese hätte vor dem Hintergrund des Kalten Krieges eine gefährliche Destabilisierung des DDR-Regimes zur Folge gehabt und das mitten in einer Phase, in der sich die Beziehungen zwischen den beiden Blöcken Ost und West dramatisch verschlechterten.

Insofern war der Kredit ein Stück friedenssichernde Realpolitik, die FJS betrieben hat. Die ohnehin schwächelnde DDR hatte so ein paar Jahre mehr, am Ende war ihr Ruin nur verschoben in eine Zeit der Entspannung, als selbst die Sowjetunion vor den Trümmern ihres großen Politik- und Gesellschaftsexperiments stand.
11.07.2023 08:40 Uhr
Zitat:
Im Gegenteil: Durch den vermittelten Milliardenkredit wurde die DDR vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit gerettet. Diese hätte vor dem Hintergrund des Kalten Krieges eine gefährliche Destabilisierung des DDR-Regimes zur Folge gehabt und das mitten in einer Phase, in der sich die Beziehungen zwischen den beiden Blöcken Ost und West dramatisch verschlechterten.

Insofern war der Kredit ein Stück friedenssichernde Realpolitik, die FJS betrieben hat. Die ohnehin schwächelnde DDR hatte so ein paar Jahre mehr, am Ende war ihr Ruin nur verschoben in eine Zeit der Entspannung, als selbst die Sowjetunion vor den Trümmern ihres großen Politik- und Gesellschaftsexperiments stand.


Ja, die SED hätte in diesem Stadium Protestierende einfach niederschiessen lassen.
11.07.2023 09:35 Uhr
Nein, hat er nicht. Die ökonomischen Schwierigkeiten waren vorher schon da. Polen und Rumänien standen vor ähnlichen Problemen aber die haben sich im Unterschied zur DDR an den IWF gewandt. Die verordnete Schocktherapie hatte insbesondere in Rumänien brutale Folgen für die Bevölkerung. Strauß bot einen humaneren Ausweg an: Kredite für eine Lockerung des Grenzregimes um mehr Bewilligungen von Ausreisen.

Das gleiche Angebot hatte übrigens auch schon Schmidt gemacht aber das hat Honecker als politische Erpressung gesehen. Strauß ließ sich im Gegensatz dazu darauf ein, die politischen Gegenleistungen geheim zu halten. Natürlich konnte man einen Zusammenhang erkennen aber er wurde von keiner Seite offiziell bestätigt.

Strauß hatte dabei auch ein innenpolitisches Ziel: Sich gegenüber seinem Konkurrenten Kohl zu profilieren. Am Ende eine win-win-Situation für alle.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 11.07.2023 10:35 Uhr. Frühere Versionen ansehen
13.07.2023 19:32 Uhr
Strauß erkannte das eine ökonomisch völlig destabilisierte DDR ein Gefahrenfaktor an der Nahtstelle der Blöcke darstellt.
General Jaruselski bekam das wirtschaftlich komplett gegen die Wand gefahrene Polen nur noch mit der Ausrufung des Kriegsrechts unter Kontrolle ohne sich die Rote Armee ins Haus holen zu müssen. In der DDR hätte ein gleiches Vorgehen potentiell verheerende Konsequenzen gehabt. Man darf nicht vergessen, dass damals bald 400.000 Rotarmisten in der DDR stationiert waren.
Wenn es da zu Unruhen in der DDR gekommen wäre, hätte ein zweiter, blutigerer, 17. Juni gedroht. Und wirtschaftliche Hilfe vom Großen Bruder war zu dem Zeitpunkt für die DDR auch nicht mehr zu erwarten oder er hätte die Sowjetunion wirtschaftlich komplett überfordert, da diese ja schon wirtschaftlich und militärisch in Afghanistan blutete. Und eine zu diesem Zeitpunkt chaotische Sowjetunion wäre ein unberechenbarer Gefahrenfaktor gewesen.

Da dann also lieber den Schlußstein stabilisieren, als Gefahr zulaufen dass das Haus des Nachbaren einstürzt mit unberechenbaren Folgen für einen selbst.

Vondaher war das schon nachvollziehbar. Und das Strauß das einfädelte und nicht Kohl war innenpolitisch schon geschickt gewesen von beiden, da Strauß deutlich weniger Angriffsfläche bot als Kohl.
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