Hinweis für Gäste
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, musst Du angemeldet sein.
Hier geht es zur Anmeldung.
Noch kein Mitglied? Starte hier!.
Fragenübersicht Bedingt die durch das Internet eingeleitete kommunikative Revolution eine Industrialisierung des Bewußtseins und mithin die reelle Subsumtion der Intelligenz unter das Kapital?
1 - 20 / 47 Meinungen+20Ende
0
07.07.2012 11:43 Uhr
Bestimmt. Die Fragestellung klingt jedenfalls so.
07.07.2012 12:03 Uhr
Ich kann nicht erkennen, dass das zwingend mit einer kommunikativen Revolution - sofern es diese überhaupt gibt - im Zusammenhang steht.
Nicht produktive Geisteswissenschaft gibt es doch gar nicht mehr, schon lange nicht mehr, auch nicht in den Elfenbeintürmen der Universitäten, die schon lange auch marktwirtschaftliche Unternehmen sind.
Selbst die scheinbare Befreiung aus der Lohnabhängigkeit durch Selbstständigkeit führt ja nicht zu einer gesicherten Versorgung, sondern noch viel mehr zu einer Unterwerfung unter kapitalistische Zwänge.
07.07.2012 12:26 Uhr
@Bimbiss

Zitat:
Ich kann nicht erkennen, dass das zwingend mit einer kommunikativen Revolution - sofern es diese überhaupt gibt - im Zusammenhang steht.
Nicht produktive Geisteswissenschaft gibt es doch gar nicht mehr, schon lange nicht mehr, auch nicht in den Elfenbeintürmen der Universitäten, die schon lange auch marktwirtschaftliche Unternehmen sind.


Dass die Universitäten seit jeher nicht völlig jenseits der warenförmigen Gesellschaftsstruktur stehen und dass die Produktion von Wissen in ihnen durch diese Gesellschaftform apriori determiniert ist, dürfte unbestreitbar sein.

Allerdings ist m.E. die direkte Umwandlung universitärer Wissenschaften in warenförmiges Wissenskapital eine eher noch sehr junge Erscheinung. Mitsamt dem ganzen politischen Klimbim um Eliteunis, Exzellenzclustern und Bologna-Reform drumherum

Und dass der Verwandlungsprozess von Wissenschaften in die Warenform durch die kommunikative Revolution intensiviert wurde, da durch sie der globale Transfer von Wissen eine ganz neue Dimension erreicht hat, steht für mich außer Frage.
07.07.2012 12:49 Uhr
Zitat:
Allerdings ist m.E. die direkte Umwandlung universitärer Wissenschaften in warenförmiges Wissenskapital eine eher noch sehr junge Erscheinung.

Von wegen. Dein überblickter Zeitraum ist nur zu kurz und dein lokaler Fokus ist zu eng.
Universiäten und Forschungsinstitute auf Grundlage von Mäzenatentum und indirekter und direkter Finanzierung durch Unertnehmen waren in deutscher Vergangenheit und sind gerade im angelsächisen Raum nicht ungewöhnlich. Und gibt es ja mittlerweile auch wieder in Deutschland.

Zitat:
Mitsamt dem ganzen politischen Klimbim um Eliteunis, Exzellenzclustern und Bologna-Reform drumherum

Die Standardisierung macht das ganze noch offensichtlicher, dem stimme ich zu.

Zitat:
Und dass der Verwandlungsprozess von Wissenschaften in die Warenform durch die kommunikative Revolution intensiviert wurde, da durch sie der globale Transfer von Wissen eine ganz neue Dimension erreicht hat, steht für mich außer Frage.

Dem stimme ich nicht zu.
Globaler Transfer und erhöhte Verfügbarkeit sowie Synergieeffekte müssten eigentlich zu einem weit größeren Anteil von freiem Wissen führen, das sich eben nicht kapitalistischen Bedingungen unterwerfen muss.
07.07.2012 13:01 Uhr
@Bimbiss

Zitat:
Von wegen. Dein überblickter Zeitraum ist nur zu kurz und dein lokaler Fokus ist zu eng.
Universiäten und Forschungsinstitute auf Grundlage von Mäzenatentum und indirekter und direkter Finanzierung durch Unertnehmen waren in deutscher Vergangenheit und sind gerade im angelsächisen Raum nicht ungewöhnlich. Und gibt es ja mittlerweile auch wieder in Deutschland.


Direkter und unvermittelter Einfluss auf Inhalt und Ergebnisse von Forschung und Lehre an Universitäten war in der gegenwärtig sich entwickelnden Form in der Vergangenheit definitiv nicht üblich.
Dass auch früher schon eine Determination der Forschungsgegenstände und -ausrichtung auf vielfache Weise vermittelt stattfand, ist dabei ja gar nicht das Thema.
Aber das Ganze hat in der jüngsten Vergangenheit m.E. schon eine neue intensivierte Qualität bekommen, die auch den letzten Rest universitäter Teilautonomie zu beseitigen droht

Zitat:
Dem stimme ich nicht zu.
Globaler Transfer und erhöhte Verfügbarkeit sowie Synergieeffekte müssten eigentlich zu einem weit größeren Anteil von freiem Wissen führen, das sich eben nicht kapitalistischen Bedingungen unterwerfen muss.


Das ist vielleicht die naive Wunschhaltung der Piraten, ja. Mit der Wirklichkeit des notwendigerweise warenförmig organsiserten und mithin der allgemeinen Verfügung entzogenen Wissens unter kapitalistischen Bedingungen hat es aber nichts gemein.
07.07.2012 13:06 Uhr
Zitat:
Direkter und unvermittelter Einfluss auf Inhalt und Ergebnisse von Forschung und Lehre an Universitäten war in der gegenwärtig sich entwickelnden Form in der Vergangenheit definitiv nicht üblich.

Aber sicher doch. Gerade in Zeiten vor der Aufklärung war das der Standard.
Du denkst immer viel zu postmodern.

Zitat:
Mit der Wirklichkeit des notwendigerweise warenförmig organsiserten und mithin der allgemeinen Verfügung entzogenen Wissens unter kapitalistischen Bedingungen hat es aber nichts gemein.

Diese Wirklichkeit hat ja ebenso die Instrumente zur Sicherung gestellt. OpenSource zum Beispiel verneint nicht die komerzielle Nutzung, garantiert aber die Freiheit des Wissens.
07.07.2012 13:14 Uhr
@ Bimbiss

Zitat:
Globaler Transfer und erhöhte Verfügbarkeit sowie Synergieeffekte müssten eigentlich zu einem weit größeren Anteil von freiem Wissen führen, das sich eben nicht kapitalistischen Bedingungen unterwerfen muss.


Das wäre ja eben die "Gegenarbeit", das "Partisanentum des Geistes", von dem Kluge spricht.

Kein Wunder also, daß die Frage des "geistigen Eigentums" heute im Mittelpunkt der sozialen Konflikte steht.
07.07.2012 13:17 Uhr
@Bimbiss

Zitat:
Aber sicher doch. Gerade in Zeiten vor der Aufklärung war das der Standard.
Du denkst immer viel zu postmodern.


Dass wir hier jetzt beide über den zu thematisierenden Sachverhalt auf der Basis des historischen Bezugsrahmens kapitalistischer Vergesellschaftung sprechen, hatte ich eigentlich vor dem Hintergrund der Fragestellung stillschweigend vorausgesetzt. ^^

Zitat:
Diese Wirklichkeit hat ja ebenso die Instrumente zur Sicherung gestellt. OpenSource zum Beispiel verneint nicht die komerzielle Nutzung, garantiert aber die Freiheit des Wissens.


OpenSource ist bislang nicht mehr als eine marginale (teilweise auch subversive) Gegenbewegung, die die Verwandlung von Wissen in Ware aber bisher höchstens hier und da behindert, den Prozess aber deswegen noch lange nicht aufzuhalten imstande ist, solange die OpenSource-Bewegung als Ganzes ihr Tun nicht in den Kontext einer notwendigen Kritik des kapitalistischen Gesamtzusammenhangs zu stellen vermag.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.07.2012 16:03 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.07.2012 13:18 Uhr
Dem Verwettngszwang ist alles untergeordnet - insofern dürfte die Frage klar zu bejahen sein.
Nur weil es um Kommunikation geht, werden ja die Regeln des Kapitalismus nicht plötzlich andere.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.07.2012 15:23 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.07.2012 13:22 Uhr
Irre,
OpenSource ist nicht gedacht, Kritik zu üben, sondern teilzuhaben. Es ist erklärtes Ziel von OS, Wissen zur Ware werden zu lassen, indem man das Wissen transformiert und nutzt. Der Clou ist, dass das Wissen dabei frei bleibt, jeder also das gleiche Potenzial zur Transformation vorfindet.
07.07.2012 13:30 Uhr
@Bimbiss

Zitat:
OpenSource ist nicht gedacht, Kritik zu üben, sondern teilzuhaben.


Diese Inkonsistenz ihres Ansatzes ist eben auch ihre große Schwäche, weil sie die Totalität der warenförmig strukturierten Gesellschaft, in die sie eingebettet ist, übersieht.

Zitat:
Es ist erklärtes Ziel von OS, Wissen zur Ware werden zu lassen, (...) Der Clou ist, dass das Wissen dabei frei bleibt (...)


Eine Ware ist eine Ware, weil sie als tauschwertbesitzendes Ding dem Wertgesetz unterliegt. Eine Ware ist daher per se niemals "frei", sondern immer und überall dem Finanzierungsvorbehalt unterworfen.
07.07.2012 13:59 Uhr
@ Bimbiss

Zitat:
Es ist erklärtes Ziel von OS, Wissen zur Ware werden zu lassen, indem man das Wissen transformiert und nutzt. Der Clou ist, dass das Wissen dabei frei bleibt, jeder also das gleiche Potenzial zur Transformation vorfindet.


"Ware" wäre dann allerdings der falsche Ausdruck, denn Waren sind Güter, die einzig zu dem Zweck produziert werden, daß mit ihnen Handel getrieben wird.
07.07.2012 14:49 Uhr
@Barney

Zitat:
Lustig. In der Tendenz lehnte diese Schlussfolgerung ein gewisser Herr Irre vor kurzem noch ab.


Könntest du bitte dieses armselige Diskussionsverhalten ablegen einfach irgendwelche Behauptungen in die Diskussion zu werfen ohne Belege anzuführen?!
07.07.2012 14:56 Uhr
Zitat:
Gehts noch?
Ich gehe von aus, dass Du weisst was ich meine. Aber beleidigen lasse ich mich nicht, daher tschüss.


Erst ein armseliger Auftritt, dann ein armseliger Abgang. Chapeau, @Barney!
07.07.2012 15:27 Uhr
Zum Glück ist die Revolution vollkommen an mir vorbei gegangen.
Ich laber genauso blöd wie vor dem Internet.
07.07.2012 16:23 Uhr
Die Frage ist ja, ob Wissenschaft unmittelbar - oder höchst vermittelt unters Kapital subsumiert worden ist.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.07.2012 18:23 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.07.2012 16:28 Uhr
@outofvogue

Zitat:
Die Frage ist ja, ob Wissenschaft unmittelbar - oder höchst vermittelt unters Kapital subsumiert worden ist.


In vermittelter Form ist sie das m.E. doch schon immer. Ich denke Alexander Kluge bezieht sich auf die zunehmende Unmittelbarkeit dieses Prozesses und die damit einhergehende Veränderung und Anpassung der Forschungs- und Lehrpraktiken an die kapitalistischen Erfordernisse.
07.07.2012 16:34 Uhr
Ja, d'accordo. Die Formbestimmtheit der Gesellschaft trifft auch die Wissenschaften, und zwar alle, nicht nur den Maschinenbau.
07.07.2012 16:37 Uhr
@outofvogue

Zitat:
Ja, d'accordo. Die Formbestimmtheit der Gesellschaft trifft auch die Wissenschaften, und zwar alle, nicht nur den Maschinenbau.


Die zu klärende Frage wäre jetzt also, ob dies bereits zu Zeiten Krahls zutraf bzw. aus welchen Entwicklunggslinien er dies ableitete und ob dieser Prozess durch die kommunikative Revolution nur fortgesetzt oder wie bei Kluge rauszulesen ist sogar intensiviert wurde respektive eine neue Qualität erreicht hat?
07.07.2012 16:51 Uhr
Zitat:
Eine Ware ist daher per se niemals "frei", sondern immer und überall dem Finanzierungsvorbehalt unterworfen.

Iree,
das Wissen wird erst durch die Transformation zur Ware.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
Fragenübersicht
1 - 20 / 47 Meinungen+20Ende