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Fragenübersicht Wie ließe sich in einer etwaigen Neuauflage des von Rudi Dutschke skizzierten Marsches durch die Institutionen die gesellschaftliche Tendenz zur Rekuperation subversiven Denkens und Handelns nicht nur vorab mitdenken, sondern auch praktisch vermeiden?
1 - 20 / 21 Meinungen+20Ende
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10.07.2012 09:01 Uhr
In der Theorie liest sich immer alles so schön - und dann geht es raus ins Leben, in der Macht noch beinahe jeden korrumpierte.
10.07.2012 09:59 Uhr
@Poz

Eine Ontologisierung von "Macht" hilft natürlich immer schön über jede weitere geistige Anstrengung die emanzipative Veränderung der Welt bestreffend hinweg. Foucault sei Dank. ^^
10.07.2012 10:43 Uhr
Zitat:
Foucault sei Dank.


Da bedanke Dich lieber bei der Realität.
10.07.2012 10:46 Uhr
Zitat:
Da bedanke Dich lieber bei der Realität.


Die ist gesellschaftlich produziert, ist also auch gesellschaftlich destruierbar.
10.07.2012 11:25 Uhr
geiler Text. ich wusste, dass der von Irre kam.
10.07.2012 11:26 Uhr
Zitat:
Die ist gesellschaftlich produziert, ist also auch gesellschaftlich destruierbar.

dito.

P.S.
Verbal bist du im Gegensatz zum hammaviva ein Florett.:))
10.07.2012 12:04 Uhr
da ich rudi dutschke für ne ziemlich deutsche tröte halte und obendrein der marsch durch die institutionen sich immer leidlich affirmativ auf die bürgerliche ordnung und insbesondere auf die von ihr produzierte gesellschaftliche totalität bezieht, sehe ich kaum eine nennenswerten grund, weshalb man die zitiert "doppelstrategie" überhaupt in betracht ziehen sollte.
10.07.2012 13:39 Uhr
"Deutsche Tröte", rofl. Du hast echt Ahnung wovon du redest.
10.07.2012 13:50 Uhr
@fourier

Zitat:
(...) und obendrein der marsch durch die institutionen sich immer leidlich affirmativ auf die bürgerliche ordnung und insbesondere auf die von ihr produzierte gesellschaftliche totalität bezieht, (...)


Jede emanzipative Gegenbewegung muss sich zunächst immer auf die bürgerliche Ordnung und die gesellschaftliche Totalität beziehen, da auch jeder progressive Impuls zunächst in dieser Totalität wurzelt. Denn es gibt kein Äußeres der Totalität, keinen jenseitigen Standpunkt, denn sonst wäre es keine Totalität. Jeder Versuch einen solchen Standpunkt des reinen Beobachters einzunehmen wäre undialektisch und eine idealistische Einführung von entweder Normativität oder Ontologie in die Bewegung der Kritik durch die Hintertür.

Die zu klärende Frage wäre also, wie sich die Verwandlung subversiv agierender kritischer Impulse in pseudokritische Affirmation verhindern liesse.

Zitat:
(...) sehe ich kaum eine nennenswerten grund, weshalb man die zitiert "doppelstrategie" überhaupt in betracht ziehen sollte.


Zu Dutschke selber bzw. den von ihm vertretenen Inhalten kann und muss man in einigen Teilaspekten sicherlich kritisch stehen.

Weshalb die genannte Doppelstrategie trotzdem nicht einfach kategorisch auf den Müllhaufen theoretischer Reflexion gehört ist aber recht simpel erklärt.

Weil es nämlich erstens der emanzipatorischen Linken weltweit und der deutschen Linken im speziellen an einer echten Strategie zur Überwindung des Kapitalverhältnisses fehlt und weil zweitens die von Dutschke skizzierte Strategie eine durchaus bedenkenswerte Möglichkeit bietet sie im Abgleich mit dessen deformierter historischer Realisation einer Analyse zu unterziehen, die für eine zu entwickelnde emanzipatorische Strategie mit gesamtgesellschaftlicher Stossrichtung wichtige Erkenntnisse einbrächte.

Es kann auf Dauer nicht genügen die Zustände lediglich vom isolierten Standpunkt des atomisierten Kritikers zu betrachten, sondern sie muss irgendwann auch praktisch werden können. Und als Bedingung der Möglichkeit einer Transformation dieser Zustände muss demgemäß eben auch die Organisations- und Strategiefrage gestellt werden.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 10.07.2012 16:11 Uhr. Frühere Versionen ansehen
10.07.2012 14:43 Uhr
"Deutsche Tröte", rofl. Du hast echt Ahnung wovon du redest."

ich weiß. :-)

irre,
vollkommen richtige einwände die du hier, auf meinen zugegebenermaßen hingerotzten, dreizeiler lieferst.
wenn ich zeit habe, werde ich hier nochmal mit der nötigen sorgfalt und vor allem argumentativ ausgefeilter auf dich eingehen.
10.07.2012 15:20 Uhr
""Deutsche Tröte", rofl. Du hast echt Ahnung wovon du redest.""

also ich find auch, das dutschke eine deutsche tröte ist, vor allem eine deutschnationale.

"Es kann auf Dauer nicht genügen die Zustände lediglich vom isolierten Standpunkt des atomisierten Kritikers zu betrachten, sondern sie muss irgendwann auch praktisch werden können. Und als Bedingung der Möglichkeit einer Transformation dieser Zustände muss demgemäß eben auch die Organisations- und Strategiefrage gestellt werden."

dickes veto von meiner seite.

der entscheidende sprung, der "destruierende" (irre) wird erstens kein sprung in eine noch nicht gebene zukunft und zweitens kein geplanter, organisierter sein. wäre er dies, dann würde er nicht nur der gegenwart, sondern auch der zukunft gewalt antun. die gegenwart wäre irrelevant, die zukunft plan- und bestimmbar, beidem würde also durch den utopisten gewalt angetan werden.
es geht nicht darum eine zukunft zu erstreiten, sondern ein richtiges leben, dessen bezugspunkt nur die gegenwart sein kann.
der sprung wird kein geplanter, organisierter, kein mechanischer, sondern ein gewollter, gewünschter des subjekts menschheit sein.
klingt voluntaristisch, ist es auch. was für eine freie gesellschaft wäre es, die zurück blickt und noch vor den eigenen füßen eingeschlagene schädel erblickt?

10.07.2012 15:37 Uhr
@angelus

Zitat:
(...) beidem würde also durch den utopisten gewalt angetan werden.
es geht nicht darum eine zukunft zu erstreiten, sondern ein richtiges leben, dessen bezugspunkt nur die gegenwart sein kann.


Sorry für die Ablehnung, war ein Reflex auf Basis von Nicht-Zustimmung. (Was ein Satz *lol*).

Um diese Zukunft zu erstreiten bedarf es aber einer Koordinierung der streitenden Handelnden, einem gemeinsamen Reflexionsprozess über die Welt und die sich darausableitende Kritik.

Dass was ich meine hat nichts mit "Planung" oder "Vorwegnahme" zu tun, nichts mit einer normativen Bestimmung des zu erreichenden Zieles, sondern lediglich mit einer sich organisierenden (nicht im Sinne hierarchischer Organisation, sondern eher im Sinne eines verbindlichen koordinierenden Netzwerkes zum Austausch der diversen Erfahrungen einerseits und als Basis gemeinsamer kritischer Reflexion andererseits) Bewegung der Kritik, die sich auf dem Boden der Gegenwart zu bilden und auf diesen zu reflektieren hätte, um Kritik als geistige Antizipation der Revolution theoretisch wie praktisch zu entwickeln und subversiv zu entfalten.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 10.07.2012 18:07 Uhr. Frühere Versionen ansehen
10.07.2012 16:36 Uhr
Zitat:
wenn ich zeit habe, werde ich hier nochmal mit der nötigen sorgfalt und vor allem argumentativ ausgefeilter auf dich eingehen.

auf dieses Highlight und Irres Highlight an feedback warte ich..Freue mich drauf.
10.07.2012 16:49 Uhr
@ irre:

sowas wie der rationale diskurs? seit wann gehörst du zu den habermas-jüngern?



irgendwie scheint mir die organisationsfrage eine dieser fragen zu sein, an denen sich die ohnmacht der gegenwart abarbeiten und diese durch jene rationalisieren lässt. irgendwie bereitet mir das grübeln über das wie, wann und wo ein gewisses unbehagen.

mag sein, dass es an meinem reinen desinteresse an dieser frage auf grund historischer und persönlicher erfahrung liegt, aber auch im sinne einer emanzipatorischen befreiung, halte ich es für abwegig an allgemeinen methoden zu arbeiten, die der realität und den realen menschen übergestülpt werden sollen.

"it's easy to love, it's easy to hate,
it takes strange to be gentle and kind" - the smiths
10.07.2012 17:03 Uhr
@angelus

Zitat:
irgendwie scheint mir die organisationsfrage eine dieser fragen zu sein, an denen sich die ohnmacht der gegenwart abarbeiten und diese durch jene rationalisieren lässt.


Nein. Es geht bei dieser Frage darum, wie sich die Ohnmacht im offenen Prozess kritischer Reflexion von sich selbstbewußt vergesellschaftender Individuen überwinden liesse. D.h. die herrschaftsfreie Einheit des Vielen ohne Zwang nicht nur als Ideal abstrakt zu projezieren, sondern damit gesellschaftlich auch konkret zu beginnen.

Zitat:
mag sein, dass es an meinem reinen desinteresse an dieser frage auf grund historischer und persönlicher erfahrung liegt, aber auch im sinne einer emanzipatorischen befreiung, halte ich es für abwegig an allgemeinen methoden zu arbeiten, die der realität und den realen menschen übergestülpt werden sollen.


Es geht mitnichten um eine allgemeine oder verallgemeinerbare Methodik des Emanzipationskampfes, sondern um die Schaffung einer verbindlichen Möglichkeit die vielfältigen Erfahrungen mit und Verzweiflungen an der Ohnmacht in eine konsistente Kritik zu überführen, die dann auch jenseits der zu überwindenden atomisierten Isoliertheit der Kritiker subversive Praxen gegen den Realitätsbegriff auf dem Boden der Realität zu entfalten imstande wäre.

Mit Habermas hat dies im übrigen wenig bis gar nichts zu tun, sondern eher mit den organisationstheoretischen Ansätzen von Krahl. ;-)

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 10.07.2012 19:04 Uhr. Frühere Versionen ansehen
11.07.2012 06:45 Uhr
Die Rekuperierten verhaften und an die Wand stellen. Das könnt ihr Kommunisten doch am besten.
11.07.2012 10:44 Uhr
@ irre:

ich sehe da die möglichkeiten einer gegenmacht von unten und die möglichkeiten von erfahrung deutlich skeptischer. m.e. ist die linke traditionell nicht grundlos gescheitert. einer der gründe ist wohl die falsche bzw. zu frühe stellung der organisationsfrage. diese erfordert einen grad an reflexivität und emanzipatorischem denken und handeln, welches wohl nur die wenigsten zu leisten in der lage sind, dabei schließe ich mich selbst mit ein.

verbieten möchte ich die organisationsfrage nicht, sehe es aber irgendwie nicht ein energie in diese zu investieren.

aber meine unterstützung hast du
11.07.2012 11:26 Uhr
Zitat:
ich sehe da die möglichkeiten einer gegenmacht von unten und die möglichkeiten von erfahrung deutlich skeptischer. m.e. ist die linke traditionell nicht grundlos gescheitert. einer der gründe ist wohl die falsche bzw. zu frühe stellung der organisationsfrage. diese erfordert einen grad an reflexivität und emanzipatorischem denken und handeln, welches wohl nur die wenigsten zu leisten in der lage sind, dabei schließe ich mich selbst mit ein.


In erster Linie ginge es zu Beginn m.E. auch weniger um die konkrete Entwicklung einer Gegenmacht. Das wäre eher dann ein zweiter oder sogar erst ein dritter Schritt. Vielmehr sehe ich zunächst einmal vielmehr eine Notwendigkeit exakt aus zwei Gründen (von denen du einen sogar selber beschreibst).

Nämlich eine Aufhebung des Mangels an Reflexivität und emanzipatorischen Denkens und Handelns einerseits und ein Aufbrechen der Atomisierung jener Teile der Linken, die bereits jetzt darum bemüht sind diesen Mangel zu beheben, infolge der Vereinzelung hier aber manch seltsame Stilblüte treiben.

Letzteres sehe ich z.B. im allgemein als antideutsch bezeichnenden Spektrum als Problem. Obgleich der basale Reflexionsgrad ideologiekritischer Einsichten und Erkenntnisse dort bereits sehr hoch ist, läßt sich in den einzelnen Gruppen und Zirkeln nur allzuoft eine Verwandlung der ursprünglichen Ideologiekritik in neuerliche ideologische Denkweisen beobachten. Als prägnantes Beispiel sei hier nur auf die Fraktion um Wertmullah verwiesen. ;-)

Und ich meine bzw. bin sogar fest davon überzeugt, dass dieser Umschlag von einer aufs falsche Ganze gerichteten Ideologiekritik in mitunter nur noch pseudokritische Affirmation der bürgerlichen Gesellschaft zu einem großen Teil auch der Isolierung der einzelnen Gruppen, Zirkel und Personen geschuldet ist, durch die eine völlige Zerfaserung im kritischen Reflexionsprozess bewirkt wird, die der Notwendigkeit von stringenter Ideologiekritik in der Gegenwart in keinster Weise gerecht wird.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mein Eindruck ist der, dass das was früher die Revolution war sich heute gleichsam auch auf die Organisation projeziert.
Beides wird mittlerweile in eine ferne Zukunft verschoben, auf einen Zeitpunkt wenn dies und jenes sich verändert habe, die Bedingungen andere sind usw.. Meines Erachtens ist das aber ein falscher Reflex auf die negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit organisationsspezifischen Verwerfungen in den historischen Emanzipationskämpfen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 11.07.2012 14:30 Uhr. Frühere Versionen ansehen
11.07.2012 14:38 Uhr
@ angelus_novus

Zitat:
also ich find auch, das dutschke eine deutsche tröte ist, vor allem eine deutschnationale.

Was zu beweisen wäre...
11.07.2012 14:40 Uhr
@ Irre

Ich finde es ganz dufte, dass sich die Antideutschen auch untereinander so prima streiten! ;)

Zur Organisation: Es geht ersteinmal darum, ein Bewusstsein zu schaffen für das Problem. Und der erste Schritt wäre es, die materielle Basis der Diskussion in die eigenen Hände zu nehmen. Die gibt es gegenwärtig nämlich nicht, weil jeder isoliert publiziert, diskutiert und tut und macht.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
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