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Fragenübersicht Welche konkreten Belege (bitte konkrete Zahlen) hast du, um das ewige Gerede von einem "Sozialabbau" zu belegen?
Anfang-209 - 28 / 28 Meinungen
8
08.09.2012 11:51 Uhr
Zitat:
Bemisst sich Sozialabbau auschließlich am Regelsatz? In der kleinen Denkwelt des Umfragestellers vielleicht.


Dann bemess ihn doch mal bitte konkret. Ich will hier nicht Gerüchte und Geschichten hören, sondern konkrete Fakten.

Zitat:
Vor 40 Jahren reichte das Einkommen eines Arbeiters aus, um eine Familie zu ernähren.
Heute reicht das nicht mehr.


Was schlicht und ergreifend Blödsinn ist. Seit 1970 hat sich real(!), also nach berücksichtitung der Inflation, der Lohn mehr als verdoppelt.

Die Kaufkraft des ALG II -also der konkrete Lebensstandard- ist höher als die Kaufkraft eines Durchschnittsverdieners der 1970er Jahre.
Preisbereinigt hatte z.B. eine vierköpfige Familie, mit durchschnittlichem Einkommen 1970 9090€ zur Verfügung. Das Hartz IV 4-Personen Nettoäquivalenzeinkommen liegt bei 9550€.
08.09.2012 12:07 Uhr
Lieber Umfragesteller, bist du selbst nicht in der Lage zu lesen?
08.09.2012 12:21 Uhr
Mir fehlt zugegebenermaßen sowohl die Zeit wie auch die Bereitschaft auf ein so weitläufiges Thema wie den Sozialabbau konkrete Zahlen für alle Teilbereiche zu recherchieren. Aber greifen wir uns einen, wie ich finde, zentralen Punkt heraus: die Einkommens- (oder Sozial-) Schere und legen wir Maßstäbe an:

Seit 1995 stieg der GINI-Koeffizient von 0,422 auf
0,479 (2001),0,451 (2003), 0,453 (2004) (1) mit dem Ergebnis dass:

"Die Ungleichheit hat sich von 1992 bis 2003 insgesamt verstärkt, die Einkommensspreizung hat zugenommen mit einer Verschiebung auf die Bezieher höherer Einkommen. Deutliche Unterschiede zwischen den abhängig Beschäftigten und den Selbstständigen sind festzuhalten; insbesondere hat die Ungleichheit der Unternehmereinkommen zugenommen." (1)

Auch das Anlegen anderer Maßstäbe hilft nicht wirklich, z.B. die Quantilsberechnung (2/3):

"1995 war der Lohn eines Arbeitnehmers im oberen Quantil 2,79-mal so hoch wie der Lohn eines Geringverdieners (Quantilrelation 90/10). Dabei entspricht nach allgemeiner Definition das obere Quantil (90) den Hochqualifizierten, das untere Quantil (10) den Geringqualifizierten. Dieser Abstand vergrößerte sich in 10 Jahren auf 3,13.§


Obwohl die Zuwächse wie auch die Zahlen an sich, speziell im Vergleich zu sich entwickelnden Ländern, positiv anmuten, scheint es mir für ein Land wie Deutschland ein Armutszeugnis zu sein und neben der immanenten Ungerechtigkeit, eine Verschwendung von Potential, speziell wenn man bedenkt dass alle Mittel und Werkzeuge zur Verfügung stünden um dies zu beheben.

------------

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensverteilung_in_Deutschland#Gini-Koeffizient
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensverteilung_in_Deutschland#Quantilsverh.C3.A4ltnisse
(3) OECD Employment Outlook 2007

------------
Korrektur: Anführungszeichen berichtigt

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 08.09.2012 14:26 Uhr. Frühere Versionen ansehen
08.09.2012 12:22 Uhr
"Dann bemess ihn doch mal bitte konkret. Ich will hier nicht Gerüchte und Geschichten hören, sondern konkrete Fakten."

Abschaffung der Arbeitslosenhilfe.
08.09.2012 16:05 Uhr
Zum Thema "Kuren für Kassenpatienten" kann ich ein wenig mitreden: Ich erhalte sehr, sehr selten eine Ablehnung für eine beantragte Kur, wenn der Patient wirklich kurbedürftig ist. Und ich entsinne mich sehr gut des Auftretens vieler Kassenpatienten vor 15 bis 20 Jahren: " Bei meinem Gelenkverschleiß steht mir alle zwei Jahre eine Kur zu" Es wurde Zeit, diesem Anspruchsdenken ein Ende zu setzen. Das waren zum großen Teil Leute, die gar nicht daran dachten, irgendwelche Anwendungen an ihrem Wohnort in Anspruch zu nehmen und die mit dem Wort" Kur" zwangsläufig arbeitsfrei, gute
Gesellschft, Unterhaltung und schöne Umgebung verbanden. Das soll natürlichauch sein,aber bitte nicht alle zwei Jahre...
08.09.2012 16:40 Uhr
Zitat:
Abschaffung der Arbeitslosenhilfe.


Und wo soll da konkret nun der Sozialabbau liegen?
08.09.2012 16:49 Uhr
Zitat:
Seit 1995 stieg der GINI-Koeffizient


Endlich mal konkrete Daten.

Aber hilf mir bitte nochmal weiter. Ich habe hier Angaben vom Gini-Koeffizienten (Westdeutschland) von 0,27 1985 auf 0,28 2007.

Ich habe sowohl die Werte 0,4x wie 0,2x schon mehrfach gesehen. Konnte auf die Schnelle nicht finden, inwiefern diese Werte eine identische Aussage haben.
08.09.2012 16:53 Uhr
Zitat:
1995 war der Lohn eines Arbeitnehmers im oberen Quantil 2,79-mal so hoch wie der Lohn eines Geringverdieners


Das scheint jetzt eine Frage der entsprechenden Betzrachtung zu sein. Laut SOEP hat sich der Einkommensanteil der reichsten 10% und der ärmsten 10% von 1990 zu 2007 kaum verändert. Die reichsten 10% hatten 1990 20,2% und 2007 22,4%, das ärmste 10% 1190 4,3% und 2007 3,9%.
08.09.2012 17:09 Uhr
Zitat:
Ich habe hier Angaben vom Gini-Koeffizienten (Westdeutschland) von 0,27 1985 auf 0,28 2007.

Ich habe sowohl die Werte 0,4x wie 0,2x schon mehrfach gesehen. Konnte auf die Schnelle nicht finden, inwiefern diese Werte eine identische Aussage haben.


Die 0,2x Daten beruhen auf OECD Daten, Die 0,4x voraussichtlich auf der deutschen Einkommenssteuerstatistik. (1) Eine Schwachstelle GINI's ist es in der Tat die Auswahl der Datenbasis (2), dies spielt m.E. aber eher dort eine Rolle wo es schwierig ist vergleichbare Daten zu erhalten, z.B. zwischen Deutschland und Somalia wo eine Datenbasis beruhend auf Einkommensteuerdaten schwierig wäre.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensverteilung_in_Deutschland#Gini-Koeffizient
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Gini-Koeffizient#Fehlerquelle_bei_Vergleichen
08.09.2012 17:22 Uhr
Zitat:
Die reichsten 10% hatten 1990 20,2% und 2007 22,4%, das ärmste 10% 1190 4,3% und 2007 3,9%.


Ob man dies als "kaum verändert" bezeichnet ist natürlich einen Streit wert :-), sieht man sich die Änderungen an dann ergibt dies:

1990 -> 2007
20,2% -> 22,4% = etwa plus 10%
04,3% -> 03,9% = etwa minus 9%

Gibt es für die Werte einen Link? (http://www.diw.de/soep/ ist schon klar, aber das ist ein weites Feld :-)
08.09.2012 17:28 Uhr
@ Catarina

Danke für die Erklärung.

Die Daten stammen aus gedruckten Exemplaren

Wirtschaftswoche Global, 26.01.2009
Die Sozialstruktur Deutschlands, Geißler, 3. Auflage.
08.09.2012 18:36 Uhr
Aber dafür, dass der Sozialabbau eines der Lieblingsthemen der Linken ist, haben wir bisher hier erstaunlich wenig.

Soziale Ungleichheit und Krankenkassenleistungen, beides nicht im Kernbereich der staatlichen Transferleistungen und gerade die sind ja meist damit gemeint.
08.09.2012 21:42 Uhr
"Und wo soll da konkret nun der Sozialabbau liegen?"

Na wenn einer 500 DM weniger im Monat in der Tasche hat ist das für Ihn mit Sicherheit ein Abbau.
08.09.2012 21:55 Uhr
Ich lade den Umfragesteller hiermit ein, mich mal einen Tag lang bei meiner Arbeit mit Münchner Wohnungslosen zu begleiten.
Ich werde ihm dann anhand dieses Beispiels gerne die Entwicklung der letzten Jahre (wieder deutlich ansteigende Zahl an Wohnungslosen und Langzeitarbeitslosen - entgegen öffentlich verkündeter Zahlen) darlegen und auch entsprechend belegen.
Dies kann ich nur hier leider nicht, weil mir die Zahlen nur in Printform vorliegen und ich sie nicht einfach online verfügbar machen darf.

Wenn er danach immer noch an die von ihm selbst propagierten Märchen glaubt, dann ist ihm nicht mehr zu helfen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 09.09.2012 00:00 Uhr. Frühere Versionen ansehen
08.09.2012 22:00 Uhr
Zitat:
Wirtschaftswoche Global, 26.01.2009
Die Sozialstruktur Deutschlands, Geißler, 3. Auflage.
Die "Wirtschaftswoche" ist, was dieses Thma angeht, ja wirklich eine sehr objektive Quelle.
09.09.2012 08:59 Uhr
Zitat:
Na wenn einer 500 DM weniger im Monat in der Tasche hat ist das für Ihn mit Sicherheit ein Abbau.


Ja, nur das dem nicht so ist.

Es wurde durch andere Hilfen ersetzt und deutlich in der Höhe ausgebaut.
09.09.2012 09:01 Uhr
Zitat:
Die "Wirtschaftswoche" ist, was dieses Thma angeht, ja wirklich eine sehr objektive Quelle.


Wenn die Zahlen nicht stimmen, dann schaff doch andere, bessere heran.

Bisher ist als Sozialabbau lediglich eine Krankenkassenleistung und der Gini-Koeffizient aufgeführt.

Ziemlich schwach für ein Thema, was ansonsten permanent wiederholt wird und als Behauptung in den meisten Diskussionen auftaucht.
09.09.2012 09:04 Uhr
Zitat:
ntwicklung der letzten Jahre (wieder deutlich ansteigende Zahl an Wohnungslosen und Langzeitarbeitslosen


Und inwiefern hängen die an einem Sozialabbau?

Wohnungslos wird man meines Wissens nur als "selbstgewähltes" Schicksal und langzeitarbeitslos in der aktuellen Wirtschaftslage und insbesondere München meist auch.

Die Einführung der Hartz-Reformen -als letzte größere Maßnahme- hat die Zahl der Langzeitarbeitslosen zumindest deutlich reduziert. Einer der größten Erfolge dieser Reform.
09.09.2012 09:29 Uhr
Zitat:
[Ich würde] gerne die Entwicklung der letzten Jahre (wieder deutlich ansteigende Zahl an Wohnungslosen und Langzeitarbeitslosen - entgegen öffentlich verkündeter Zahlen) darlegen und auch entsprechend belegen.
Dies kann ich nur hier leider nicht, weil mir die Zahlen nur in Printform vorliegen und ich sie nicht einfach online verfügbar machen darf.


Dies würde mich durchaus interessieren, denn die "öffentlich verkündeter Zahlen" scheinen das nicht nur zu relativieren sondern massiv zu widerlegen. Was tat sich seit 2008? Bei Gelegenheit muss ich nochmals Online suchen denn die "Verheimlichung" einer Trendwende in den letzten 4 Jahren wäre nahe einem Skandal.

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"Die Zahl der Personen, die ohne jeglichen Wohnraum auf der Straße leben, wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) für die Jahre 2002 bis 2008 mit etwa 20.000 angegeben.[8] Die Zahl der Wohnungslosen (ohne Aussiedler) lag 1999 bei 440.000 und ist bis 2008 kontinuierlich auf 223.000 gesunken. Von 235.000 Obdachlosen spricht sie für das Jahr 2009.[9] Nach dem Armutsbericht der Bundesregierung sind 330.000 Menschen wohnungslos. Auf der Straße leben etwa 20.000, davon 2.000 Frauen; zudem gibt es etwa 6.000 Straßenkinder. Für das Jahr 2006 schätzt die BAG W die Verteilung der Wohnungslosen auf 11 % Kinder, 25 % Frauen, 64 % Männer." (9)


Obdachlosenzahlen Deutschland (aus "BAG-Wohnungslosenhilfe" [10,11]):

1999: 550.000
2000: 450.000
2001: 390.000
2002: 370.000
2003: 336.000
2004: 310.000
2005: 270.000
2006: 230.000
2007: 218.000
2008: 204.000

"Ursachen und weitere Entwicklung

Die rückläufige Entwicklung bei den Menschen ohne Wohnung ist in erster Linie
auf einen Wohnungsmarkt zurückzuführen, auf dem aufgrund stagnierender Bevölkerungsentwicklung
weniger Nachfrager auftreten. Dies gilt aber nur für größere
Haushalte; im Bereich der Kleinwohnungen nimmt die Nachfrage aufgrund der fortlaufend
steigenden Zahl von Einzel- und Paarhaushalten zu und führt schon in einigen
großstädtischen Regionen zu Engpässen.

Einen entscheidenden Beitrag zu rückläufigen Wohnungslosenzahlen leisten auch
die Präventionsbemühungen der Kommunen und die Integrationsleistungen der
Wohnungslosenhilfe, die mit 1200 Diensten bundesweit Hilfen zur Ãœberwindung
von Armut und Wohnungslosigkeit anbietet. Die Wohnungslosenzahlen können nur
weiter stabil gehalten oder gesenkt werden, wenn Wohnungslosenhilfe und die
Kommunen ihre Anstrengungen bei der Überwindung und Prävention von Wohnungslosigkeit
aufrechterhalten und weiter ausbauen."

aus "Schätzung der Zahlen an Wohnungslosen [...] " [11]

(Hervorhebungen sind meine.
-----------------

Ich verstehe das dies Schätzungen sind und die Zahlen über Qualität oder Umstände wenig aussagen, dennoch finde ich eine Reduktion von 50% über 10 Jahren nicht ohne Aussagekraft.

-----------------
(9) http://de.wikipedia.org/wiki/Obdachlosigkeit#Statistik
(10) http://bag-wohnungslosenhilfe.de/
(11) BAG-Wohnungslosenhilfe: "Schätzung der Zahlen an Wohnungslosen [...] " http://www.bag-wohnungslosenhilfe.de/fakten/Zahlenreihe_1999-2008.pdf
10.09.2012 20:27 Uhr
"Ja, nur das dem nicht so ist.

Es wurde durch andere Hilfen ersetzt und deutlich in der Höhe ausgebaut."

Was ezählst du denn für einen Scheiss?
Natürlich war die streichung der Arbeitslosenhilfe für etliche Menschen ein brutaler Sozialabbau. Ich halte ihn für richtig. Aber zu sagen das es die nicht erwischt hat ist eben dummes Geaschwätz.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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