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Fragenübersicht Noch gibt es kein radikales Wahlverhalten: "Nichtwähler gefährden die Demokratie" Kannst Du der etwas kurzen Aussage zustimmen?
1 - 16 / 16 Meinungen
18.06.2013 09:04 Uhr
Nö. Die Demokratie wird höchstens durch die Parteien und Medien gefährdet, die Alternativen abseits der Bundestags-Einheitspartei nicht zulassen wollen. Dass ausgerechnet Mitglieder der Unterschicht, die schon im Schulsystem dumm gehalten werden und kaum zur politischen Teilhabe fähig sind, den Karren aus dem Dreck ziehen sollen, ist zynisch.
18.06.2013 09:05 Uhr
"Nichtwähler gefährden die Demokratie" ? Nein, das ist nicht richtig sondern sogar eine Verdrehung der Tatsachen und eine Verhöhnung der Wähler. Es ist die abgehobene Politik einer "classe politique", die sich weder dem Volk noch den Menschen verpflichtet fühlt sondern ihr Ding auf Gedeih und Verderb durchzieht. Daß die Menschen sich nicht mehr von der Politik und ihren gewählten Vertretern vertreten fühlen und dann irgendwann den Wahlen fernbleiben, ist nur zu verständlich. Zumal ja substanziell keine wirklichen Veränderungen passieren, wenn es einen Regierungswechsel gibt.
18.06.2013 09:05 Uhr
Parteien gefährden die Demokratie, wenn sie denken, dass es ausreicht, einfach nur die Mehrheit der abgegebenen Stimmen zu erhalten.
18.06.2013 09:10 Uhr
Wenn Nichtwählertum ein hohes Potential für Radikalisierung in sich trägt, wären doch ausreichend radikale Parteien vorhanden, die für Nichtwähler in Frage kämen.

Auch die Einstufung der Nichtwähler als nicht privilegierte Bevölkerungsschicht dürfte etwas kurzsichtig sein.

Zur Zeit kommt einfach viel zusammen: Inkompetentes, medial schlecht präsentierbares Politikermaterial in allen angestammten Parteien, hohe Komplexität politisch-wirtschaftlicher Zusammenhänge und Differenzierungsschwierigkeiten zwischen den Parteien.


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 18.06.2013 11:11 Uhr. Frühere Versionen ansehen
18.06.2013 09:11 Uhr
Warum soll es besser sein irgendwas zu wählen als nicht zu wählen?
18.06.2013 09:14 Uhr
Zitat:
Daß die Menschen sich nicht mehr von der Politik und ihren gewählten Vertretern vertreten fühlen und dann irgendwann den Wahlen fernbleiben, ist nur zu verständlich


Ist es mir eigentlich nicht.

Die Politiker sind die einzige Gewalt, die wir zu 100% selbst bestimmen und zu 100% das Produkt aus unserem Wahlverhalten sind.

Die anderen Gewalten hingegen unterliegen kaum unserer Kontrolle und trotzdem ist gerade in diese das Vertrauen nahezu unerschöpflich.

Wir schimpfen auf diejenigen, die wir an die Macht gebracht haben und vertrauen denjenigen, die nicht in unserem Einflussbereich liegen. Und dann kommt zum meckern über die Politik noch der Wunsch hinzu, die Politik möge bitte alles und vollkommn umfassend für den Bürger regeln. Neben dem Meckern kommt also noch eine nahezu grenzenlose Erwartung dazu, das die Politik besser wisse was gut für alle sei, als der Bürger selber.
18.06.2013 09:27 Uhr
Vielleicht normalisiert sich die Wahlbeteiligung in Deutschland einfach. Lange Zeit konnte man die relativ hohe Wahlbeteiligung hier ohnehin nicht erklären bzw. tat dies mit WK2 und der Wiedervereinigung.

Hierzu aus der Wikipedia:

Zitat:
Ein großes Problem des traditionellen Rational-Choice-Ansatzes ist, dass er die in Deutschland und anderen Ländern bei Wahlen auf nationaler Ebene anzutreffende relativ hohe Wahlbeteiligung nicht erklären kann. Denn es ist für den Wähler eigentlich nicht rational, sich überhaupt an der Wahl zu beteiligen: Da die eigene Wahlstimme mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht entscheidend für den Wahlausgang ist, kann der Wähler der Wahl genauso gut fernbleiben und erspart sich damit den mit der Wahl verbundenen Aufwand, ohne jedoch auf den erwarteten Nutzen eines bestimmten Regierungshandelns verzichten zu müssen.

William Riker und Peter Ordeshook haben zur Verdeutlichung des Wahlparadoxes die folgende Gleichung aufgestellt:

R=p*B-C mit

R= reward, also dem Nutzeneinkommen aus der Wahlteilnahme, p= probability, also Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Stimme die Wahl entscheidet, B= benefit, also Nutzendifferenz zwischen einem Sieg der bevorzugten und der konkurrierenden Partei, C= costs, also Kosten des Wählens (Informationskosten, Zeit etc.).

Gibt es, wie bei Bundestagswahlen, sehr viele Wahlberechtigte, so tendiert p*B gegen 0. Auch wenn die Kosten der Wahlteilnahme gering sind, übersteigern sie damit den Nutzen, insofern ist R < 0 und mithin die Wahlteilnahme irrational.

Auch Downs war sich dieses Problems bewusst und postulierte einen vom konkreten Wahlausgang unabhängigen langfristigen Nutzen des Wählens: die Aufrechterhaltung eines demokratischen Systems. Die Bürger würden die Wahlteilnahme als Bürgerpflicht ansehen, weshalb viele von ihnen letztlich doch wählen gingen.


Entweder haben wir es also mit einer Rationalsierung des Wahlverhaltens der Deutschen zu tun oder der Durchschnittsdeutsche betrachtet das demokratische System derzeit als besonders ungefährdet.

Letzteres dürfte angesichts EU, Überwachungsmassnahmen zur Terrorbekämpfung und weiteren die Freiheit und Demokratie eher reduzierenden Entwicklungen auszuschließen sein.

Auch das Argument, dass aufgrund des im Modell beschriebenen Zusammenhangs die Wahlbeteiligung bei Regionalwahlen besonders hoch sein müsste, diese aber in Deutschland niedriger liegt, kann entkräftet werden.

Der Wähler verbindet aufgrund einer zunehmend zentralistischen Tendenz in EU und BRD einen relativ viel geringeren Nutzen mit den Wahlen auf unterer Ebene.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 18.06.2013 11:54 Uhr. Frühere Versionen ansehen
18.06.2013 09:57 Uhr
Unsere Demokratie gefährden viel eher diejenigen, die über einen wahnsinnigen EU-Kurs das Grundgesetz nach und nach aushebeln.
18.06.2013 09:59 Uhr
Eher ja - wenn man bei etwas nicht mitmacht, kann man es weder beeinflussen noch erhalten - dann übernehmen möglicherweise andere das Ruder, die ich dort nie sehen wollte.
18.06.2013 10:15 Uhr
Die Demokratie selbst ist nicht in Gefahr. Im Gegenteil. Die Demokratie schwächt sich selbst, wenn man die Nichtwähler nicht berücksichtigt. Die Wahl in einer Demokratie ist nur ein grobes Spiegelbild der gegenwärtigen Bevölkerung. Weder sind alles Stimmberechtigt, noch ist jede Nichtwahl ein Beweis für Desinteresse. Fakt ist: Die großen Unterschiede zwischen den Parteien gibt es nur noch zwischen den Extremen. Und selbst da gibt es viele Ähnlichkeiten. Grundsätzliche Auseinandersetzungen z.B. über die Rolle des Staates gibt es kaum noch. Es herrscht von FDP über Linke ein gewisser Konsens.

Viele haben eine utopische Idee bzw. Definition von Demokratie. Man sollte endlich verstehen, dass Demokratie mehr ist als die "Big 5" wählen zu können.
18.06.2013 10:38 Uhr
Nicht die Nichtwähler gefährden die Demokratie, sondern die Ursachen, die dazu führen, dass es immer mehr Nichtwähler gibt, gefährden die Demokratie.
18.06.2013 12:52 Uhr
Nein, so verkürzt kann ich dem nicht zustimmen, denn da könnte man genauso sagen "Wähler gefährden die Demokratie" und es würde so auch stimmen, denn sie könnten ja auch demokratiefeindliche Parteien wählen..
18.06.2013 13:46 Uhr
Die meisten Nichtwähler stammen aus sozial schwächeren Schichten. Nicht ohne Grund fordert ja auch ein elitärer Verein wie die AfD mehr Volksabstimmungen, weil sie wissen, dass sich hier der Pöbel heraushält, wie bei der Abstimmung in Hamburg über das Schulsystem. Wenn man mehr Wähler will, dann müsste man an der sozialen Problematik anpacken, dafür scheint man aber eher keinen Grund zu sehen und die Unterschicht begehrt eh nicht auf, solange sie genügend Addidas-Shirts, flatscreens und Spielekonsolen bekommt. Nötigenfalls könnte dies aber auch ein "sozialer" Diktator besorgen.
18.06.2013 14:35 Uhr
Wählt man, weil man für etwas ist oder weil man ausschließlich etwas verhindern möchte? Wenn die eigenen Positionen sich nicht ausreichend in irgendeiner Partei wiederfinden, sollte man nach derzeitigem Wahlrecht sein Kreuz verweigern.

Eine Nichtwahl (wahlweise ungültig) ist, wenn es bewusst ist, zumindest die ehrliche Variante, solange es weder die Option gibt, sich zu enthalten oder sämtliche Programme abzulehnen - letzteres sollte m.E. auch in ein Wahlergebnis einfließen.
18.06.2013 15:08 Uhr
wer soll sich denn radikalisieren? die politik, weil nur noch wenige an den wahlen teilnehmen (halte ich hierzulande für extrem unwahrscheinlich) oder die nichtwähler/innen, weil diese sich andere, radikale formen der mitbestimmung bzw äußerung suchen anstatt zu wählen? da ich einen großteil der nichtwähler/innen für vergleichsweise indifferent halte, kann ich mir auch das aktuell nicht vorstellen.
18.06.2013 18:36 Uhr
Zitat:
Die Politiker sind die einzige Gewalt, die wir zu 100% selbst bestimmen und zu 100% das Produkt aus unserem Wahlverhalten sind.

Die anderen Gewalten hingegen unterliegen kaum unserer Kontrolle und trotzdem ist gerade in diese das Vertrauen nahezu unerschöpflich.


Eine Musteraussage für Ideologen, aber völlig an der Realität vorbei argumentiert. "Wir" bestimmen Wahlen nicht "zu 100%". Es ist in jeder Gesellschaft und insbesondere in sogenannten repräsentativen Demokratien so, dass eine Minderheit die Politik und auch das Wahlverhalten bestimmt, nämlich diejenigen, die über gesellschaftlichen, politischen oder medialen Einfluss verfügen. Es unterliegt nicht der Kontrolle der breiten Wählerschaft, welche Politik gemacht wird, da Wähler keine autarke Größe sind, sondern den Einflussbereichen anderer unterliegen.
Insofern ist es nur logisch, dass die einflussarme Unterschicht am ehesten dazu neigt, nicht wählen zu gehen.

Zitat:
Wir schimpfen auf diejenigen, die wir an die Macht gebracht haben und vertrauen denjenigen, die nicht in unserem Einflussbereich liegen. Und dann kommt zum meckern über die Politik noch der Wunsch hinzu, die Politik möge bitte alles und vollkommn umfassend für den Bürger regeln. Neben dem Meckern kommt also noch eine nahezu grenzenlose Erwartung dazu, das die Politik besser wisse was gut für alle sei, als der Bürger selber.

Das passt nicht zu deiner vorherigen Argumentation. Wenn Wähler wirklich "zu 100%" bestimmen, wer an die Macht kommt, wählen sie diejenigen, die das leisten können, was sie verlangen. Es ginge demnach hier nicht mehr darum, dass "die Politik besser" weiß, was einem gut tut, sondern darum, dass die Politik genau das umsetzt, für das sie gewählt wurde. Denn dafür sind Wahlprogramme und Versprechen in Wahlkämpfen schließlich - rein theoretisch natürlich nur - gut.
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