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Fragenübersicht Ein Obdachloser bittet euch um Geld. Ihr bietet Essen an, welches ihr zB vom Einkauf dabei habt, dass dieser jedoch ablehnt, weil er, wie er sagt, gerne etwas anderes essen möchte. Wie reagiert ihr darauf?
Anfang-208 - 27 / 27 Meinungen
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26.05.2019 16:14 Uhr
Zitat:
Mit abgelaufenem Perso wirst Du bei der Mehrzahl aller Jobcenter auf Granit beißen.


Die Praxis wäre klar rechtswidrig, da die Identität nicht ablaufen kann. Auch hier wäre zu empfehlen, sich Rat bei Obdachlosenberatungen von Diakonie, Caritas etc. zu holen.

Zumal die Beantragung eines Persos auch kostenfrei ist, wenn die Person mittellos ist. Aber da stellen sich erfahrungsgemäß die Meldebehörden quer. Vermutlich, weil das Personal oft auch gar nicht geschult ist.
26.05.2019 16:17 Uhr
@DerMaulwurf

Siehe meinen Beitrag Richtung rKa.

Leider kennen viele bei den Behörden das geltende Recht nicht. Das merke ich, wenn ich als "normaler" Bürger mal in einer Behörde bin, auch immer recht schnell. Wenn man sich selbst nicht wehren kann, weil man über die Rechtskenntnisse selber nicht verfügt, oder keinen Behördenausweis (wirkt Wunder) vorlegen kann, muss man sich eben Hilfe holen.
26.05.2019 16:19 Uhr
Zitat:
Die Praxis wäre klar rechtswidrig, da die Identität nicht ablaufen kann. Auch hier wäre zu empfehlen, sich Rat bei Obdachlosenberatungen von Diakonie, Caritas etc. zu holen.


Schon klar, aber die Praxis sieht wirklich anders aus.
Hab ja jahrelang Obdachlosenbetreuung gemacht.
26.05.2019 16:20 Uhr
Zitat:
Ich bin nicht der Erzieher der Menschen, es würde es mir im Traum nicht einfallen Essen statt Geld zu geben.

Das ist quasi eine doppelte Demütigung und fürchterlich arrogant.

Man kann ja beides tun. Obst ist immer gut oder Süßes, weil das länger satt hält.

Wie immer zu Weihnachten bekommen wir dann ein kleines Präsent. Hab nur das T-Shirt rausgenommen und die Tüte dann einem Obdachlosen geschenkt, der sich auch riesig gefreut hatte (da war ne große Marzipanstolle drin).
26.05.2019 16:22 Uhr
Zitat:
Zitat:
Mit abgelaufenem Perso wirst Du bei der Mehrzahl aller Jobcenter auf Granit beißen.


Die Praxis wäre klar rechtswidrig, da die Identität nicht ablaufen kann. Auch hier wäre zu empfehlen, sich Rat bei Obdachlosenberatungen von Diakonie, Caritas etc. zu holen.

Zumal die Beantragung eines Persos auch kostenfrei ist, wenn die Person mittellos ist. Aber da stellen sich erfahrungsgemäß die Meldebehörden quer. Vermutlich, weil das Personal oft auch gar nicht geschult ist.

Meines Erachtens ist es das nicht. Der Perso wird dir halt nur erstattet, also die Gebühr.
26.05.2019 16:25 Uhr
Ich ginge weiter, weil mein Angebot nicht erwünscht war. Grundsätzlich käme ich aber auch nicht in so eine Situation, denn wenn ich einem Obdachlosen etwas gebe, dann das, worum er gebeten hat: In den meisten Fällen Geld. Ich bin nicht sein Erzieher, habe nicht über seinen Lebensstil zu urteilen und bin auch nicht weiter daran interessiert, ob er sich für das erhaltene Geld Lebensmittel, Drogen oder sonstwas kauft.
26.05.2019 16:27 Uhr
Zitat:
Man kann ja beides tun.

Klar, aber das ist dann eine andere Nummer.

Ich finde diese "Erziehungsmaßnahmen" irgendwelcher selbsternannter Moralisten einfach eklig.

"Ich geb kein Geld, der Mensch könnte ja Alkohol, Tabak oder schlimmeres kaufen"
26.05.2019 16:35 Uhr
Wenn ich etwas zu Essen kaufe, möchte ich es auch essen. Wenn ich es verschenke, muss ich es mir nochmal kaufen. Dann könnte ich auch gleich das Geld verschenken. Geld verschenken ist für mich freilich ein obszöner Gedanke. Ich liebe mein sauer errackertes Geld.

Schnorrer hingegen liebe ich nicht. Entgegen dem weit verbreiteten Klischee ist meiner Beobachtung nach nur ein verschwindend kleiner Teil dieser Klientel unverschuldet in Not geraten. Die meisten haben ihr Schicksal selbst gewählt, und bedingungslose Almosen helfen gewiss nicht, da jemals rauszukommen.
26.05.2019 16:42 Uhr
Gut, man darf mich jetzt gern wieder fürn Arschloch halten, aber ich frage mich halt schon, ob ich dem Obdachlosen wirklich damit helfe, wenn ich ihm statt einer Mahlzeit ein bisschen Kleingeld gebe, welches dann direkt in Fusel umgesetzt wird. Ich finde daran nichts Belehrendes und bei offenkundig alkoholkranken Menschen von Lebensstil zu sprechen, halte ich auch für absurd.

Spannenderweise habe ich übrigens ganz andere Erfahrungen gemacht. Viele Obdachlose haben explizit nach Geld für Nahrung gefragt und den Einen oder Anderen habe ich dann an eine nahegelegene Imbissbude begleitet oder in einen nahegelegenen Supermarkt und die bekamen dann eine Mahlzeit. Dankbar war bislang noch jeder Einzelne davon dafür. Nur zwei oder drei Mal wurde das Angebot eher unfreundlich abgelehnt (obwohl er explizit nach Geld für Essen gefragt hatte) und da ist dann mein Mitleid halt auch leider weg, sorry.

26.05.2019 16:48 Uhr
Ich will nur mal nebenbei einwerfen dass ich es für völlig nachvollziehbar halte, wenn sich Obdachlose Alk kaufen, weil der "Fusel" den Hunger vertreibt und warm hält.
26.05.2019 16:50 Uhr
Zitat:
Gut, man darf mich jetzt gern wieder fürn Arschloch halten, aber ich frage mich halt schon, ob ich dem Obdachlosen wirklich damit helfe, wenn ich ihm statt einer Mahlzeit ein bisschen Kleingeld gebe, welches dann direkt in Fusel umgesetzt wird. Ich finde daran nichts Belehrendes und bei offenkundig alkoholkranken Menschen von Lebensstil zu sprechen, halte ich auch für absurd.

Spannenderweise habe ich übrigens ganz andere Erfahrungen gemacht. Viele Obdachlose haben explizit nach Geld für Nahrung gefragt und den Einen oder Anderen habe ich dann an eine nahegelegene Imbissbude begleitet oder in einen nahegelegenen Supermarkt und die bekamen dann eine Mahlzeit. Dankbar war bislang noch jeder Einzelne davon dafür. Nur zwei oder drei Mal wurde das Angebot eher unfreundlich abgelehnt (obwohl er explizit nach Geld für Essen gefragt hatte) und da ist dann mein Mitleid halt auch leider weg, sorry.


Obdachlose sind eben auch Menschen. Dass die wegen ihrer existenziellen Lage nicht permanent im Kreis springen ist eh klar.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.05.2019 16:51 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.05.2019 16:52 Uhr
Vielleicht sollte man auch mal sagen, dass es "den" Obdachlosen nicht gibt, es gibt gefühlt 527 Gründe, warum jemand dort landen kann.

Rein rechtlich ist es sogar so, dass Obdachlosigkeit nur unter bestimmten Umständen legal ist (so dumm das klingt). Unfreiwillige Obdachlosigkeit beispielsweise müsste vom Staat im Prinzip sofort beseitigt werden.

Anders gesagt: De jure gibt es quasi keine unfreiwillige Obdachlosigkeit. De facto natürlich schon.

26.05.2019 16:54 Uhr
Zitat:
aber ich frage mich halt schon, ob ich dem Obdachlosen wirklich damit helfe, wenn ich ihm statt einer Mahlzeit ein bisschen Kleingeld gebe, welches dann direkt in Fusel umgesetzt wird. Ich finde daran nichts Belehrendes und bei offenkundig alkoholkranken Menschen von Lebensstil zu sprechen, halte ich auch für absurd.

Du wirst einem alkoholkranken Obdachlosen nunmal auch dann nicht helfen, wenn du ihm kein Geld für Alkohol gibst. Dann kriegt er es halt von jemandem anders, denn er wird so lange dranbleiben, bis er es hat. Ne nette Mahlzeit für ihn mag ja dein Gewissen beruhigen und auch angenommen werden, gesünder wird er dadurch aber i.d.R. nicht.
26.05.2019 16:55 Uhr
Zitat:
Ich will nur mal nebenbei einwerfen dass ich es für völlig nachvollziehbar halte, wenn sich Obdachlose Alk kaufen, weil der "Fusel" den Hunger vertreibt und warm hält.

Mit der Annahme von Hilfe, wie sie Tausende Sozialstationen und co. durchaus anbieten, ließen sich Hunter und Kälte auch ganz gut bekämpfen.

Niemand MUSS in Deutschland obdachlos werden. Wir sind hier nicht in den USA, wo es so gut wie gar kein soziales Auffangnetz gibt.

So weit zumindest die gesetzlich gegebene Wunschvorstellung.

Zitat:
Obdachlose sind eben auch Menschen. Dass die wegen ihrer existenziellen Lage nicht permanent im Kreis springen ist eh klar.

Mag sein, aber wer explizit nach Geld fragt und mich dann anpampt, weil ich ihm eine Mahlzeit kaufen wollte (die im Übrigen deutlich mehr gekostet hätte, als die 1-2 Euro, die ich ihm sonst gegeben hätte), bekommt von mir auch nur ein sehr überschaubares Maß an Mitleid. Der Witz ist: hätte er mich nicht angepöbelt, hätte er halt 1-2 Euro bekommen. Mit seiner Unehrlichkeit hat er sich die verspielt.

Und jetzt nenn mich dafür unmenschliches Arschloch, kann ich mit leben ¯\_(ツ)_/¯

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.05.2019 16:56 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.05.2019 17:01 Uhr
Zitat:
Niemand MUSS in Deutschland obdachlos werden. Wir sind hier nicht in den USA, wo es so gut wie gar kein soziales Auffangnetz gibt.

Auch in den USA gibt es haufenweise Hilfsangebote, die in Anspruch genommen werden können, vielleicht sind die weniger staatlich organisiert als hier.

Was jemand hingegen muss oder nicht, kannst du gar nicht bewerten. Es gibt sicher viele Fälle, die aus irgendwelchen persönlichen Gründen genau in der Lage sind, in der sie sind - weil sie z.B. das System nicht kennen, nicht wollen, keinen offiziellen Behördenstatus wollen etc.etc.
Mit dergleichen Argumentation kannste nämlich auch problemlos das ganze, schöne deutsche Sozialsystem zusammenstreichen: Niemand muss hier arm sein. Niemand muss arbeitslos sein, wenn er nicht körperlich schwerstbehindert ist. Niemand muss von Hartz IV leben, nur weil er aus einer bildungsfernen Sozialhilfeempfängerdynastie kommt. Niemand muss geringe Renten haben, nur weil er sein Leben mit Kinderkriegen und Haushaltsjobs verbracht hat.
26.05.2019 17:10 Uhr
Zitat:
Zitat:
aber ich frage mich halt schon, ob ich dem Obdachlosen wirklich damit helfe, wenn ich ihm statt einer Mahlzeit ein bisschen Kleingeld gebe, welches dann direkt in Fusel umgesetzt wird. Ich finde daran nichts Belehrendes und bei offenkundig alkoholkranken Menschen von Lebensstil zu sprechen, halte ich auch für absurd.

Du wirst einem alkoholkranken Obdachlosen nunmal auch dann nicht helfen, wenn du ihm kein Geld für Alkohol gibst. Dann kriegt er es halt von jemandem anders, denn er wird so lange dranbleiben, bis er es hat. Ne nette Mahlzeit für ihn mag ja dein Gewissen beruhigen und auch angenommen werden, gesünder wird er dadurch aber i.d.R. nicht.
Zitat:
Zitat:
aber ich frage mich halt schon, ob ich dem Obdachlosen wirklich damit helfe, wenn ich ihm statt einer Mahlzeit ein bisschen Kleingeld gebe, welches dann direkt in Fusel umgesetzt wird. Ich finde daran nichts Belehrendes und bei offenkundig alkoholkranken Menschen von Lebensstil zu sprechen, halte ich auch für absurd.

Du wirst einem alkoholkranken Obdachlosen nunmal auch dann nicht helfen, wenn du ihm kein Geld für Alkohol gibst. Dann kriegt er es halt von jemandem anders, denn er wird so lange dranbleiben, bis er es hat. Ne nette Mahlzeit für ihn mag ja dein Gewissen beruhigen und auch angenommen werden, gesünder wird er dadurch aber i.d.R. nicht.

Das stimmt zwar, anderseits aber muss jeder Mensch essen und da kommt er nicht drumrum.
26.05.2019 17:12 Uhr
Ich kann ganz gut damit leben, dass mein Altruismus sich auf die Dinge beschränkt, die ich selbst für sinnvoll und gut halte. Kann ja nicht jeder ein Held sein.
26.05.2019 17:33 Uhr
Habe in dieser Diskussion auffällig oft den KSP-Positionen zugestimmt. Glücklicherweise diskutierten wir nicht über Bettlerbanden
26.05.2019 18:28 Uhr
Zitat:
Habe in dieser Diskussion auffällig oft den KSP-Positionen zugestimmt. Glücklicherweise diskutierten wir nicht über Bettlerbanden

Dito. Und deswegen hast du einen roten Kopf bekommen?
27.05.2019 06:19 Uhr
Ist mir schon mal passiert. Ich habe gefragt, ob er mit mir zum Bäcker möchte, was er auch wollte. Er hat sich dann dort aussuchen können, was er wollte. Ich war zwar im Herzen 5 Euro ärmer, aber im Herzen war ich Millionen Euro reicher.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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