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Fragenübersicht [Themenwoche Zukunft der Arbeit] Wie stark ist der Veränderungsbedarf der Gewerkschaften im Hinblick auf die "Arbeit der Zukunft"?
1 - 8 / 8 Meinungen
07.09.2019 18:55 Uhr
Ich bin zwar seit einigen Jahren Mitglied einer Gewerkschaft, aber nicht aktiv, sondern nur als Beitragszahler. Sich gewerkschaftlich zu organisieren, halte ich ganz grundsätzlich für enorm wichtig für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Aber auch ohne aktiv zu sein fallen mir ein paar Dinge ein, von denen ich glaube, dass sie problematisch sein könnten: Ich habe den Eindruck, dass Gewerkschaften derzeit vor allem dort wirken, wo bereits ein sehr hohes Maß an Arbeitnehmvertretrung erreicht ist, also in den typischen, alten Branchen Deutschlands wie etwa im Fahrzeug- oder Metallbau. Hier sind die kollektiven Tarifabschlüsse meist auch sehr gut, die Gehaltsaufschläge immer ziemlich ordentlich. Im System lohnabhängiger Arbeit haben Gewerkschaften hier recht große Spielräume, wobei dann auch mitunter kritisiert wird, dass sie sich selbst zum Teil eines an sich nicht arbeitnehmerfreundlichen Systems machen. Beispielhaft für diese manchmal nur schwer zu durchschauenden Verflechtungen könnte Volkswagen sein, auch wenn es hier wegen des VW-Gesetzes einige spezifische Besonderheiten gibt.

Aber generell meine ich, dass Gewerkschaften Schwierigkeiten haben dort durchzudringen, wo (faktische) Arbeitnehmer wirklich einen organisierten Hintergrund bräuchten: Bei allen Formen der Scheinselbstständigkeit, bei Arbeitsverhältnissen mit enorm geringer Bezahlung und sonstig schlechten Bedingungen etc.

Die IG Metall hat hier in Berlin vor ein paar Wochen ihr - ich glaube alljährliches? - deutschlandweites Gewerkschaftsfest gefeiert, ein Großteil der Straße des 17. Juni bis zum Brandenburger Tor wurde dafür gesperrt, Bühnen aufgebaut, die Ecke um den Tiergarten gleichte teilweise einem IG-Metall-Busparkplatz. So ein Event zeigt dann für mich erstens, wie sehr man als Gewerkschaft strukturell verankert sein muss, um sich sowas leisten zu können (es war ein wirklich schönes Fest!), stellt aber auch zweitens die Frage, ob das eigentlich für die Vertretung von Arbeitnehmern wirklich wichtig ist oder ob das nicht eher bloße Selbstreferenz darstellt.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.09.2019 18:57 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.09.2019 20:07 Uhr
Naja, thematisch sind die Gewerkschaften m.E. eigentlich ganz gut gerüstet.

Meine Gewerkschaft, ver.di, ist thematisch zumindest nicht schlecht. Sie hat halt nur Strukturen von vorgestern und Personal aus dem Mittelalter- was ihrer Schlagkraft nicht gerade dienlich ist.

Und m.E. war es auch falsch, eine solche Großgewerkschaft zu bilden.

Im Versicherungsgewerbe führt die politische Positionierung von ver.di zur Gründung von Pseudo-Gewerkschaften und damit zur Spaltung. Warum? Nun, ver.di positioniert sich gegen die private Krankenversicherung und für die Bürgerversicherung. Das kann man ja machen, aber doch nicht, wenn man auch die Interessen von Beschäftigten von Versicherungen vertreten soll. Ich bin nicht in der Krankensparte tätig, aber dass sich von da aus die Pseudogewerkschafte "Neue Assekuranz Gewerkschaft" gegründet hat, ist irgendwie verständlich.

Da hätte man entweder die politische Festlegung sein lassen sollen oder sich nicht die HBV einverleiben sollen.

Eine Gewerkschaft, die sich selbst schwächt, sollte dies dringend abstellen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.09.2019 20:12 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.09.2019 20:26 Uhr
das prinzip des sich organisierens um gemeinsam eine stärkere verhandlungsposition inne zu haben ist naheliegend und dringend angeraten.

um nicht weiter marginalisiert zu werden sollten gewerkschaften vor allem wieder klarer und sinnstiftender kommunizieren - in der öffentlichen debatte fehlen sie inzwischen ja fast völlig und es wächst eine generation von arbeitsnehmern heran die gewerkschaften für ein ding aus dem 20. jahrhundert hält..
07.09.2019 20:31 Uhr
Zitat:
um nicht weiter marginalisiert zu werden sollten gewerkschaften vor allem wieder klarer und sinnstiftender kommunizieren - in der öffentlichen debatte fehlen sie inzwischen ja fast völlig und es wächst eine generation von arbeitsnehmern heran die gewerkschaften für ein ding aus dem 20. jahrhundert hält..


tja, wenn man Personal hat, das eher über französische Rotweine als über die Arbeitswelt von morgen referieren kann und dass nicht mal in der Lage ist, sich auf einer Betriebsversammlung nicht vollends zu blamieren, dann darf man sich über den Bedeutungsverlust in der Öffentlichkeit nicht wundern. Unser Hanswurst sollte mal darüber referieren, warum es als Arbeitnehmer Sinn macht, ver.di beizutreten. Er eröffnete die Rede vor Versicherungsangestellten mit den Worten, er sei kein Verkäufer und endete damit, sich bei den ver.di-Mitgliedern zu bedanken, dass sie seinen jetzt anstehenden Urlaub finanzieren.

Seit dieser Rede wollte ihn niemand mehr reden hören und der Betriebsrat hat ihn- obwohl er es müsste- nicht mehr eingeladen. Tja, warum wohl?
07.09.2019 23:46 Uhr
Vielleicht etwas abstrakt, aber Ver.di-Chef Bsirske war auf einem Bilderberger-Treffen, also einem Treffen der Reichsten und Mächtigsten. Ich frage mich heute noch was der dort wollte, schließlich werden die Leute dafür streng ausgewählt, haben (klar) Schweigepflicht und bekommen einen Zusammenfassung in groben Zügen nach Haus geschickt.
Das deutet zumindest darauf hin dass Bsirske für die global Player ein absolut vertrauenswürdiger Mann ist.

Zur Frage: wie stark ist der Veränderungsbedarf - für wen? Da gehen die Meinungen zwischen Funktionärsebene (hier muss noch unterschieden werden zwischen Bundes- und Kommunalebene) und den einfachen Betragszahlen auseinander, insbesondere dann wenn es darum geht mit welchen Mitteln Veränderungen durchgesetzt werden.

Die Verhandlungen der letzten Jahrzehnte haben immer nur bewiesen das Forderungen und Ziele oft deutlich auseinandergehen, nicht zuletzt ablesbar an der Dauer der Abschlüsse oder den Lücken in den Vertragstexten, z. B. Ausstiegsklauseln, weshalb es Heuchelei ist von den Gewerkschaftsführern, wenn gesagt wird dass Unternehmen A o. X, zugesichert habe bis zum Tag X auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Für die Unternehmen sind die Gewerkschaften (noch) verlässliche Partner, die ihnen helfen eine Salamitaktik durchzuziehen (Arbeitsplatzabbau Stück für Stück, immer mit dem Versprechen den Betrieb nicht stillzulegen oder "nur" so und soviel Leute rauszuschmeißen, am Ende wurde ein Betrieb nach dem nächsten aufgelöst).
07.09.2019 23:53 Uhr
Zitat:
Zitat:
um nicht weiter marginalisiert zu werden sollten gewerkschaften vor allem wieder klarer und sinnstiftender kommunizieren - in der öffentlichen debatte fehlen sie inzwischen ja fast völlig und es wächst eine generation von arbeitsnehmern heran die gewerkschaften für ein ding aus dem 20. jahrhundert hält..


tja, wenn man Personal hat, das eher über französische Rotweine als über die Arbeitswelt von morgen referieren kann und dass nicht mal in der Lage ist, sich auf einer Betriebsversammlung nicht vollends zu blamieren, dann darf man sich über den Bedeutungsverlust in der Öffentlichkeit nicht wundern. Unser Hanswurst sollte mal darüber referieren, warum es als Arbeitnehmer Sinn macht, ver.di beizutreten. Er eröffnete die Rede vor Versicherungsangestellten mit den Worten, er sei kein Verkäufer und endete damit, sich bei den ver.di-Mitgliedern zu bedanken, dass sie seinen jetzt anstehenden Urlaub finanzieren.

Seit dieser Rede wollte ihn niemand mehr reden hören und der Betriebsrat hat ihn- obwohl er es müsste- nicht mehr eingeladen. Tja, warum wohl?
Zitat:
Zitat:
um nicht weiter marginalisiert zu werden sollten gewerkschaften vor allem wieder klarer und sinnstiftender kommunizieren - in der öffentlichen debatte fehlen sie inzwischen ja fast völlig und es wächst eine generation von arbeitsnehmern heran die gewerkschaften für ein ding aus dem 20. jahrhundert hält..


tja, wenn man Personal hat, das eher über französische Rotweine als über die Arbeitswelt von morgen referieren kann und dass nicht mal in der Lage ist, sich auf einer Betriebsversammlung nicht vollends zu blamieren, dann darf man sich über den Bedeutungsverlust in der Öffentlichkeit nicht wundern. Unser Hanswurst sollte mal darüber referieren, warum es als Arbeitnehmer Sinn macht, ver.di beizutreten. Er eröffnete die Rede vor Versicherungsangestellten mit den Worten, er sei kein Verkäufer und endete damit, sich bei den ver.di-Mitgliedern zu bedanken, dass sie seinen jetzt anstehenden Urlaub finanzieren.

Seit dieser Rede wollte ihn niemand mehr reden hören und der Betriebsrat hat ihn- obwohl er es müsste- nicht mehr eingeladen. Tja, warum wohl?


Wo hast du das her?
08.09.2019 00:12 Uhr
aus dem richtigen Leben, Maulwurf
08.09.2019 19:32 Uhr
Kurz gesagt:
Der Veränderungsbedarf der Gewerkschaften hinsichtlich der 'Arbeit der Zukunft' ist groß. In Hinblick auf die 'Zukunft der Arbeit' eher klein.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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