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Welche Gruppe ist für Dich glaubwürdiger:
Die Gruppe derer, die nach 199/90 sein/ihr Parteibuch wegwarfen und die Seiten wechselten oder derjenigen, die aus Ãœberzeugung dabeiblieben? |
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22.04.2021 10:19 Uhr |
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Die CDU hat ihr Parteibuch nach 1990 nicht weggeschmissen und ist konsequenterweise unglaubwürdig geblieben. |
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22.04.2021 10:22 Uhr |
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Ich habe mein Parteibuch 199/90 nicht weggeworfen |
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Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 22.04.2021 10:29 Uhr. Frühere Versionen ansehen |
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22.04.2021 10:25 Uhr |
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Die SED hat nach 1990 ihr Parteibuch nicht weggeschmissen und ist demntsprechend unglaubwürdig geworden (frei nach dem Roten hier). Sie hat sich nur diverse Male umbenannt und firmiert aktuell unter "Die Linke".
Ernsthaft: Die SED war nicht nur eine Partei, sondern auch eine soziale Organisation, in der wichtige Dinge auf unterer Ebene besprochen wurden. Viele Parteigenossen waren daher Mitläufer, die in den Genuss der Vorteile dieser Organisation kommen wollten. Das nennt man "Opportunismus", ich halte das aber auch für eine menschliche Reaktion auf ein totalitäres Zwangsregime.
Daher kann ich weder der einen noch der anderen Gruppe ihre Glaubwürdigkeit absprechen. Wer indessen individuell Schuld auf sich geladen hat (und das waren beileibe nicht nur SED-Mitglieder) und diese heute nicht einsieht, der ist für mich nicht glaubwürdig. Das betrifft insbesondere das Heer der informellen und formellen Mitarbeiter der Staatssicherheit.
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22.04.2021 10:25 Uhr |
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Mir persönlich ist eher aufgefallen, dass man bei vielen Personen doch die Sozialisierung in der DDR im Denken und Handeln merkt. Das können einige in ihrem Denken und Handeln einfach nicht abstreiten.
Auch jene, die sich als stramme Antikommunisten und Regimegegner gebärden.
Das ist der eine Punkt.
Anderseits muss man sich ansehen, dass es wohl zu bewerten gilt, wie bei jeder Diktatur, wie hat die Person mitgewirkt. Weswegen war die Person in der Partei und welche Rolle hat das genommen.
War das für einen Posten, war das für einen persönlichen Vorteil, geschah das aus Überzeugung, geschah das um einen staatlichen Druck zu entgehen. Wollte man für die Kinder etwas erreichen.
Wie hat sich die Person zu Zeiten der DDR verhalten.
Daraus kann man ableiten ob eine Abwendung oder Zuwendung pro forma oder aus Ãœberzeugung stattfand. |
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22.04.2021 10:31 Uhr |
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Speziell an @Elblotse gerichtet:
Das einfache Mitglied der SED hatte von seiner Mitgliedschaft keinerlei Privilegien. Wer etwas anderes behauptet, der war nicht dabei, weil er im Westen lebte und kann das also nicht wirklich beurteilen, oder er behauptet schlicht die Unwahrheit.
Ich weiß das, denn mein Vater war SED-Mitglied.
Meine Oma war übrigens auch SED-Mitglied und Kreisvorsitzende einer Gewerkschaft. Und die hatte ebenfalls keine Privilegien. Die wartete ebenso lange auf ihren Trabi wie der Rest der Bevölkerung.
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22.04.2021 10:35 Uhr |
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@AstraZeneca
Mein Großvater war übrigens auch in der SED. Ich zweifle nicht an seiner Glaubwürdigkeit. Er hätte seinen Job als Prokurist im SKET Magdeburg (seinerzeit VEB Schwermaschinenbau "Ernst Thälmann") verloren, wenn er nicht in die SED eingetreten wäre. Der Eintritt wurde ihm sehr drastisch nahegelegt.
Und das Wort "Privilegien" taucht in meinem Text nicht auf. Aber es ist ein Unterschied, ob Du auf unterer Ebene etwas besprechen kannst oder ob Du nicht gefragt wirst, weil Du nicht in der Partei warst. Parteimitglieder wurden in der DDR durch den Staat anders behandelt als Nichtparteimitglieder. |
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Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 22.04.2021 10:43 Uhr. Frühere Versionen ansehen |
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22.04.2021 10:38 Uhr |
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1. Ich ging bei der Beantwortung der Frage davon aus, daß es hier um SED-Mitglieder geht. Da erscheinen mir grundsätzlich diejenigen glaubwürdiger, welche in ihrer Partei blieben. Bei den Mitgliedern der Blockparteien beispielsweise hätte die Antwort ganz anders ausgesehen.
2. Schaue ich mir allerdings DIE LINKE heutzutage an, habe ich doch meine Zweifel, ob mir Alt-SEDler noch glaubwürdig erscheinen, die inzwischen nicht zur DKP oder so gewechselt sind. Oder ich kann halt die Partei wegen solcher Mitglieder für weniger glaubwürdig halten. |
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22.04.2021 10:44 Uhr |
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@IgnazSeipel
Dein Versuch einer differenzierten Beurteilung in allen Ehren. Aber für jemanden wie mich, der in der "SED-Diktatur" groß geworden ist, bevor dann pünktlich zu meinem 18. Lebensjahr der ganze Laden zusammenfiel, bleiben deiner Beurteilungen natürlich schematisch und schablonenhaft.
Das Leben in der DDR spielte sich genauso wie im Westen auf vielerlei Ebenen ab. Die "Unterdrückung", denen sich die Menschen ausgesetzt sahen, war alles andere als Terror, sondern eher Gängelung, es war eher die Herrschaft eines kleinbürgerlichen Hausmeistermiefs, als eine "rote Diktatur". Die Leute tauchten als Reaktion darauf ins Private ab, sie unterliefen das einfach. Sie gaben offizielle Bekantnisse ab und ließen ansonsten die Politik Politik sein.
Es gab in der DDR sehr viel weniger "Widerstandskämpfer" als sich nach 1989 meldeten.
Ich habe 1989 das Gefühl gehabt, dass das System nicht eigentlich "gesprengt" wurde, sondern dass selbst die SED-Spitze keine Lust mehr hatte, das alles weiter zu betreiben. Es gab in diesem Sinne keine "Revolution", es gab nur eine große Müdigkeit und einen allgemeinen Überdruß an den Phrase, dem irrealen Selbstbild und der eigenen erlebten Realität.
So gesehen entledigten sich selbst führende SED-Kader, Genraldirektoren und sonstige Funktionäre nur der ihnen lästigen Pflicht zu Lippenbekenntnissen.
Die DDR war ein Land der Lippenbekanntnisse, des Opportunismus, der privaten Datschen und der einfachen schlichten Gemütlichkeit. Daran verzweifelten nicht nur Oppositionelle, sondern auch idealistische Genossen und wirkliche überzeugte Kommunisten. |
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22.04.2021 10:46 Uhr |
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Das kann man nicht pauschal beantworten und ist individuell verschieden. Zumindest bewerte ich niemanden danach, in welcher Partei er vor über 30 Jahren war. Selbst wenn er es damals nicht glaubwürdig machte mit dem "Parteibuchwegwurf", kann sich die Überzeugung in 30 Jahren geändert haben. |
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22.04.2021 10:58 Uhr |
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@Elblotse
Der Zwang zur Mitgliedergewinnung, die Jagd nach Zahlen, kritisierte mein Vater in der Parteileitung seines Betriebes ganz offen. Er habe den Eindruck, dass es hier um die Mitgliedschaft in einem Karnickelzüchterverein ginge.
Es gab innerhalb der SED durchaus Leute, die von diesem offiziösen Gehabe der Mitgliedergewinnung angewidert waren. Und mir sagte mein Vater entschieden: "Wenn sie dich wegen Parteibeitritt fragen, sage nein. Und wenn sie dich zu sehr ärgern, dann schick sie zu mir."
Ich habe auch die denkbare Erinnerung daran, dass die Eltern meiner Klassenkameraden, die Genossen waren, sich einmal in der Elternversammlung meiner Schule darüber aufregten, mit welchen Methoden versucht wurde, eine gewisse Quote an Offiziersbewerbern der NVA zu erreichen. Nach diesem ultimativen Krach war Schluss mit den sämtlichen Überredungsaktionen uns Schülern gegenüber.
Es ist also nicht so gewesen, dass die SED ein Haufen opportunistischer Feiglinge und bloßer fahnenschwenkender Mitläufer gewesen wäre. Viele kotzte der Zwiespalt zwischen Plan und Wirklichkeit an, der die ganze DDR durchzog.
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22.04.2021 11:11 Uhr |
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@AstraZeneca
Seinerzeit (der erzwungene Parteibeitritt meines Großvaters erfolgte 1951) ging es darum, die Parteilinie in den Betrieben herzustellen und durchzusetzen. Die Sanktionen waren in dieser Phase vermutlich noch drastischer als in den späten Jahren der DDR.
Er ist dann 1956 mit seiner Familie aus der DDR geflohen.
Andererseits: Wer konnte in der DDR Karriere machen, ohne in der SED zu sein, hilfsweise in einer der Blockparteien? Wie viele Geschäftsführer in den Betrieben waren parteilos? Wie viele Offiziere in der NVA hatten nicht das Parteibuch der SED? In der Partei zu sein, brachte Vorteile. Kaum anders ist es nachzuvollziehen, dass nach 1989/90 die Anzahl der SED-Mitglieder, von rund 2 Millionen auf gut 150.000 fiel. |
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22.04.2021 11:26 Uhr |
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@Elblotse
Das ist natürlich wahr. Wer sich anpasste, der konnte Karriere machen. Aber das ist kein DDR-spezifischer Zustand gewesen.
Ich für meinen Teil hätte auch studieren können, ohne Genosse zu sein. Daran gab es überhaupt keinen Zweifel. |
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22.04.2021 12:49 Uhr |
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Pauschal kann man es nie sagen, schon klar.
Insgesamt aber denke ich, dass diejenigen, die vorher nict aus Karrieregründen in der Partei waren, dann auch geblieben sind, während die Karrieristen alsbald das Weite suchten (und teilweise auch plötzlich Gegenpositionen einnahmen, z.B. Schabowski). |
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22.04.2021 13:13 Uhr |
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Zitat:Zitat:Was war das für ein Studium, für welches man sich eine Parteimitgliedschaft erwartet hätte?
Journalismus an der KMU.
Eigentlich zu erwarten, dass man in einem autoritären Staat in den Medien Leute erwartet, welche vom eigenen Stall sind und das auch steuern will. |
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22.04.2021 13:56 Uhr |
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Ich übetreibe mal etwas: es gab vom einen auf den anderen Tag keine Genossen mehr. Alle waren aur einmal Wderstandskämpfer.
"Ich habe es schon immer gewußt!"
"Ich war schon immer dagegen!"
"ich wollte nicht, aber ich mußte ja."
Ich selbst war mit 22 noch jung genug, um nicht tiefer reinverstrickt gewesen zu sein, aber alt genug, um das sehr genau beobachtet zu haben.
Wie auch immer, alles menschlich.
Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Zeit: wenn "alle dafür sind", dann stimmt was nicht. |
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GRUENE |
IDL |
SII, KSP |
FPi |
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UNION |
NIP |
PsA |
LPP |
Volk, Sonstige |
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