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Fragenübersicht Ist die "Kalte Progression" ein Thema, welches politisch gezielt vom Tisch geräumt wird?
1 - 6 / 6 Meinungen
07.10.2021 13:55 Uhr
Wäre ein politisches Interesse da, dass man dieses Körberlgeld wegbringt, dann müsste man auch dazu übergehen, dass man eben die Steuerprogression und die Steuerstufen an die Inflation koppelt.

Wäre wohl nichts leichter als das. Wenn man eben es wollte. So hat man halt ein Wahlkampfthema und ein Dauerthema. Das ist wohl gewollt.
07.10.2021 14:03 Uhr
Normalerweise müsste man das Steuersystem jährlich an die Lohnsteigerungen anpassen und die Kurven "nach rechts" verschieben.

Bei Wikipedia findet man eine gute Darstellung der Entwicklung über die Jahrzehnte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensteuer_(Deutschland)#Entwicklung_des_Einkommensteuertarifs_seit_1958

1958 war die höchste Besteuerung ab einem Einkommen von 110.000 DM (56.000 €) fällig. Heute fängt dieser Bereich bei 58.000 € an, wenn man die "Reichensteuer" ab ca. 250.000 € ausklammert).

Nur: 110.000 DM im Jahr 1958 waren ein exorbitantes Gehalt. Ein Spitzengehalt, das einen Spitzensteuersatz rechtfertigt. 58.000 € im Jahr 2022 sind in vielen Bereichen ein normales Tarifeinkommen.

Rein auf dem Papier passt das aber nicht mehr.

Fakt ist aber auch, dass Steuersenkungen in erster Linie dazu führen, dass der Staat über weniger Geld verfügt und demzufolge weniger Leisten kann.
(An die Legende der FDP, dass Steuersenkungen zwangsläufig zu mehr staatlichen Einnahmen führen, glaube ich nicht.)
07.10.2021 15:22 Uhr
Ich halte es tatsächlich für politisch gewollt, dass die Mittelschichten überdurchschnittlich belastet werden. Für wirtschaftspolitisch klug halte ich das allerdings nicht, denn es widerspricht dem Leistungsprinzip.
07.10.2021 15:26 Uhr
Es wurde mit allen Jahressteuergesetzen der letzten vier Jahre ein möglicher Effekt der kalten Progression ausgeglättet. Technisch ist das derzeit kaum anders möglich, weil das in der Tarifausgestaltung so eingebaut ist. Man müsste da relativ zwingend ganz groß ran, was aber eher nicht passieren wird.
07.10.2021 15:44 Uhr
Zitat:
Technisch ist das derzeit kaum anders möglich,


Naja, man könnte die Kurve von 1958 nehmen, die einen steuerfreien Bereich von 800 DM hat und dann bis zum Spitzensteuersatz ab 110.000 DM geht.

Wenn man das mit der Inflation/Lohnsteigerung ganz einfach verschiebt oder skaliert. Dann wäre heute der steuerfreie Bereich um den Faktor 20 breiter, also 8000 €. Analog würde der Spitzensteuersatz erst ab 20*110.000 DM anfangen, also ca. 1 Mio Euro.

Eigentlich ist das von der Berechnung her ganz einfach machbar.

Ob man das politisch so will, ist meiner Ansicht nach die entscheidende Frage.
08.10.2021 20:15 Uhr
Ja, das ist irgendwie aus dem Blickfeld verschwunden, wird aber gerade durch die steigende Inflation wieder aktuell.

Wichtig wird sein, durch Dehnung der Steuerprogression (also langsameren Ansteigen bzw späterem Erreichen des Spitzensteuersatzes) diesen Effekt abzuschwächen. Das würde gerade dem Rückgrat der deutschen Gesellschaft, der immer nur zur Kasse gebetenen Mittelschicht, endlich mal Entlastung bringen. Das untere Ende hat eine Lobby bei der politischen Linken, das obere Ende bei den Liberalen und Konservativen. Aber wirklich eine Entlastung, die NUR der Mittelschicht was bringt, hat noch keiner zustande gebracht.
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