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Fragenübersicht Glaubst Du, dass es angesichts solcher Tendenzen, wie sie im Hintergrundartikel beschrieben sind, mittel- bis langfristig zu einer Spaltung von Bündnis90/Die Grünen kommen wird?
1 - 19 / 19 Meinungen
28.10.2020 09:14 Uhr
Nein, das glaube ich nicht. Die Grünen war immer vielschichtiger als man das wahrgenommen hat.

Das reicht von ehemaligen Linksextremisten aus den K-Gruppen bis hin zu den bürgerlich-liberalen Menschen mit einer Bindung.

Es macht einen Unterschied, ob ein Grüner aus Innsbruck/Stuttgart oder Berlin/Wien kommt.
28.10.2020 09:24 Uhr
@ Rakousko

Das stimmt, hat aber mit der hier aufgeworfenen Frage nur mittelbar zu tun.
Der alte Kampf Radikalos vs. Fundis ist nämlich zugunsten der ersteren Gruppe entschieden.

Jetzt aber sind die Grünen dabei, sich mit dem Totschkagargument "Arbeitsplätze" sogar mehr und mehr von ihrer letzten Kernkompetenz zu entfernen.
Ich glaube, dass da irgendwann eine Spaltung kommen wird. Nicht heute und morgen, aber in ein paar Jahren halte ich das für denkbar.
28.10.2020 09:32 Uhr
Reminder: dazu langen bedeutungsschwangeren Beitrag mit Bezug zu SPD Und CDU schreiben
28.10.2020 09:38 Uhr
Ich halte eine Spaltung in absehbarer Zeit nicht für allzu wahrscheinlich.

Aber die Grünen werden sich mit der Frage befassen müssen, ob das, was sie in den Landesregierungen in BaWü und auch in Hessen (Ausbau A49) machen, noch das ist, was die Kernvorstellung der Grünen ist.

Für BaWü muss man dazu sagen, dass die Grünen inzwischen auch Wahlkreise holen, die früher mit 60 % an die CDU gingen. Die Wähler dieser Wahlkreise sind sicher nicht "über Nacht" zu Anhänger der Frankfurter Häuserkampfszene aus den 80ern geworden. Diese Wähler wissen ganz genau, dass der Wohlstand von BaWü und damit auch ihr eigener zu nennenswerten Teilen aus der Autoindustrie kommt.
28.10.2020 10:39 Uhr
Hier der versprochene, im neunten Monat bedeutungsschwangere Beitrag.

Mein Vorschlag ist, zu versuchen, sich über die Geschichte anderer Partei an verschiedene strukturelle Merkmale zu nähern, diese zu abstrahieren und dann zu schauen, ob hier eine Subsumtion auch bei den B90/Grüne möglich ist.

Ein interessantes Beispiel ist die SPD seit 1949. Diese Partei hat sich - zunächst ohne Wertung - seit dieser Zeit beachtlich entwickelt. In der frühen und mittleren Geschichte der Bundesrepublik war die SPD eine sehr große Partei, die inhaltlich und stilistisch neben der CDU prägend für gesellschaftliche Diskurse war. Diese Größe hat es der SPD ermöglicht, eine weite Bandbreite an Strömungen abzubilden und zusammenzuhalten. Sowohl der in der SPD organisierte Sozialist wie auch der FDP-nahe Sozialdemokrat konnte sagen: Uns eint zwar wenig, aber in der Summe hat unser durch internen Diskurs gewogenes Wort bestimmendes Gewicht im politischen Diskurs. Gleichzeitig waren sowohl SPD als sicher auch CDU auch deshalb noch so stark, weil Parteien in dieser Zeit noch Vereinigungen waren, die stärker im Privatleben ihrer Mitglieder wurzelten weil es - als ein Beispiel - noch Teile einer gemeinsam organisierten Freizeitgestaltung war. Unter diesen Voraussetzungen konnten in der Vergangenheit sowohl SPD als auch CDU (deren Entwicklung etwas anders abgelaufen ist, bei der die Feststellungen aber im Kern zutreffen dürften) enorme politische Bandbreiten abbilden und durch ihr diskursives Gewicht interne Reibungen abkühlen.

Beachtlich ist, dass das bei den beiden ehemaligen großen Volksparteien heute nicht mehr funktioniert. Beide Parteien sind wesentlich kleiner geworden, fragmentierter, haben mit quasi-Abspaltungen zu kämpfen und vor allem: ihnen fehlt inzwischen der prägende, zentrale Einfluss auf den politischen Diskurs. Für beide Parteien wird das häufig mit Einzelentscheidungen oder einer Summe solcher Entscheidungen begründet: Für die SPD mit den Hartz-Reformen im Einzelnen und den Turn zu "New Labour" insgesamt, für die CDU mit der Geflüchtetenpolitik und mit der durch Angela Merkel vorgenommenen Ausrichtung insgesamt.

Das mag eine Rolle spielen, allerdings glaube ich, dass die Bedeutung dieser Entscheidungen für den Bedeutungsverlust der Parteien meistens überakzentuiert wird. Prozesse gesellschaftlicher Fragmentierung und ausdifferenzierte, nicht mehr von zentralen Intermediären angebotene Informationskanäle sind aus meiner Sicht der weitaus wichtigere Grund dafür, dass beide Volksparteien recht klein geworden sind, deshalb kein bestimmendes Diskursgewicht mehr haben und damit der Katalysator wegfällt, der die inneren Reibungen einer großen Bandbreite auffangen kann.

Das als Vorüberlegung, die auch länger ist als der eigentliche Beitrag zu den Grünen. Die Frage, die sich jetzt daraus ergibt, ist die folgende: Können B90/Grüne eine enorme Spannbreite von eher konservativen Mitgliedern und eher radikalen, rein auf Klimafragen fixierten Mitgliedern irgendwie abfedern, ohne dass es sie zerreißt? In Umfragen stehen die Grünen inzwischen stabil um 20 Prozent, sind stärker als die SPD, aber weitaus schwächer als die CDU. Der Zeitgeist, so heißt es, ist "grün", Zeitgeiste verteilen sich aber meist auf alle Parteien.

Heißt: Aus meiner Sicht müssten die Grünen politisch so stark werden, dass sie als Partei - und nicht als grundsätzliche Überzeugung - so diskursbestimmend werden wie es früher SPD und CDU waren. Nur dann ist es möglich, ganz radikale Stimmen genauso abzubilden wie das konservative Pendant. Erschwerend kommt hinzu, dass die eine Gruppe sich zunehmend radikalisiert, es also immer mehr politischer Stärke bedürfte, um das zu kompensieren.

Aus meiner Sicht sind die Grünen kurz- und mittelfristig als Partei nicht dazu in der Lage, so stark zu werden, dass sie diesen Widerspruch abfedern können. Und deshalb könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass ein Teil der Mitgliedschaft den eigentlich ja schon laufenden Prozess beschleunigt und zur eigenen politischen Kraft wird.


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 28.10.2020 10:39 Uhr. Frühere Versionen ansehen
28.10.2020 10:42 Uhr
Gibt es nicht schon längst radikalere Parteien wie MUT und Ökolinx? Von daher rechne ich eher nicht mit einer Spaltung. Aber wer weiß...
28.10.2020 10:46 Uhr
Zitat:
Gibt es nicht schon längst radikalere Parteien wie MUT und Ökolinx? Von daher rechne ich eher nicht mit einer Spaltung. Aber wer weiß...


Das ist ein interessanter Punkt. Ich vermute, dass die wesentliche Motivation für eine (gewichtige, erfolgreiche) Spaltung meist durch einen Außenimpuls gesetzt wird. Die PdL entstand nicht nur durch Abspaltung, sonderen eben auch durch "Montagsdemonstrationen" und die WASG; die AfD entstand zwar zunächst als eurokritisches Projekt, hat aber stabil erst nach 2015 Fuß gefasst und das auch wieder in Zusammenhang mit dem Außenimplus Großdemonstration.

Wollte man daran ein Muster erkennen, könnte FFF der nächste Außenimpuls sein. Dann spricht aber dagegen, dass bisher nichts erfolgreiches passiert ist, wobei wir nicht wissen, ob hier schon der Höhepunkt erreicht ist.
28.10.2020 11:28 Uhr
Halte ich für ausgeschlossen so Bürgerlich wie die Grünen mittlerweile sind..
28.10.2020 11:29 Uhr
Zitat:
Halte ich für ausgeschlossen so Bürgerlich wie die Grünen mittlerweile sind..


Das ist eine unlogische Aussage. Eben deswegen halte ich eine Spaltung ja für möglich.
28.10.2020 11:35 Uhr
@maledetto

Aber es sind anderseits soviele Linke aus den Grünen ausgetreten.
Spätestens seit dem Kosovo- Krieg sehe ich nicht wirklich einen linken Flügel der den Namen verdient.
28.10.2020 11:45 Uhr
Zitat:
@maledetto

Aber es sind anderseits soviele Linke aus den Grünen ausgetreten.
Spätestens seit dem Kosovo- Krieg sehe ich nicht wirklich einen linken Flügel der den Namen verdient.


MAg sein, ich meinte auhc, dass es eine Spaltung nicht (mehr) zwischen Linken und Nichtlinken gibt, sondern eher zwischen Konservativen und kompromisslos Umweltbewussten. Denn die gibt es schon noch in deren Reihen.
28.10.2020 11:50 Uhr
@maledetto

Ja, was das betrifft natürlich Zustimmung.
Diesbezüglich lässt ja Winfried Kretschmann z.B. Oft Ansichten durchsickern die nicht unbedingt typisch Grün sind.
28.10.2020 11:51 Uhr
Zitat:
@maledetto

Ja, was das betrifft natürlich Zustimmung.
Diesbezüglich lässt ja Winfried Kretschmann z.B. Oft Ansichten durchsickern die nicht unbedingt typisch Grün sind.


Es ist einem Ministerpräsidenten ja auch nicht zuzumuten, mit einem Kleinwagen zur Arbeit zu fahren.
Der hat doch bestimmt längst heimlich schon ein CDU-Parteibuch. :o)
28.10.2020 11:53 Uhr
Zitat:
Zitat:
@maledetto

Ja, was das betrifft natürlich Zustimmung.
Diesbezüglich lässt ja Winfried Kretschmann z.B. Oft Ansichten durchsickern die nicht unbedingt typisch Grün sind.


Es ist einem Ministerpräsidenten ja auch nicht zuzumuten, mit einem Kleinwagen zur Arbeit zu fahren.
Der hat doch bestimmt längst heimlich schon ein CDU-Parteibuch. :o)


OHNE DEN DICKEN BENZ GEHT DIE GANZE DEUTSCHE WIRTSCHAFT FÃœR IMMER KAPUTT WARUM VERSTEHST DU DAS DENN NICHJTTTT!!!!!!!11111111
28.10.2020 11:55 Uhr
Dabei müsste es eigentlich genau umgekehrt sein wenn ich mir die Geschwindigkeit anschaue mit der der Klimawandel voranschreitet.
Die Grünen dürfen in der Frage nicht an Profil verlieren sondern die anderen müssten Ökologischer werden.
28.10.2020 12:10 Uhr
Zitat:
Von: maledetto
28.10.2020 11:45 Uhr

Zitat:
@maledetto

Aber es sind anderseits soviele Linke aus den Grünen ausgetreten.
Spätestens seit dem Kosovo- Krieg sehe ich nicht wirklich einen linken Flügel der den Namen verdient.


MAg sein, ich meinte auhc, dass es eine Spaltung nicht (mehr) zwischen Linken und Nichtlinken gibt, sondern eher zwischen Konservativen und kompromisslos Umweltbewussten. Denn die gibt es schon noch in deren Reihen.


Fehldiagnose, Peppone. Es geht bei denen mehr darum, dazu zu gehören und finanziell zu profitieren. Die Grünen haben sich für die Macht udn das Geld entschieden. Leute mit Idealen sind ausgetreten. Pseudo-Idealisten mit narzisstischer Vollstörung sind Ersatz. Die Naiven unter den Wähler*innen m/w/d werden es langsam merken, die Wachen haben schon das Kotzen.
28.10.2020 12:15 Uhr
Zitat:
Von: Sozial21 28.10.2020 11:55 Uhr

Dabei müsste es eigentlich genau umgekehrt sein wenn ich mir die Geschwindigkeit anschaue mit der der Klimawandel voranschreitet.
Die Grünen dürfen in der Frage nicht an Profil verlieren sondern die anderen müssten Ökologischer werden.


Sachdienlicher Hinweis:

Mitteleuropa hat keinen grossen Anteil am Klimawandel. Das Klima können die Anderen prima alleine kaputt machen. Konkret: D. ist für ca. 2-3% des Gesamt-CO2-Ausstoßes verantwortlich. Je nach Gutachten. Die Grünen Bonz*innen, aka Bonzeusen (m/w/d) und Bonzeure (m/w/d), müssen endlich mal lernen, nicht nur bombastisch global herumzuschwätzen, sondern auch global zu denken.
28.10.2020 19:27 Uhr
Nein, man wird wohl Flügel bilden bzw. weiter ausbauen. So wie man es auf dem Weg zur Volkspartei, was die Grünen mittlerweile definitiv sind, halt macht.
29.10.2020 17:30 Uhr
Die im taz-Beitrag porträtierte Aktivistin ist nicht Mitglied der Grünen sondern der Klimaliste Baden Württemberg,daher kann man höchstens von Konkurenz für die Partei sprechen aber nicht von Spaltung der Grünen. Und andere grüne Listen oder Parteien gibt es schon Lange (Ökolinx,ÖDP etc..)
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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