Chat-Transkript vom 15.02.2011

Lasse Becker, Bundesvorsitzender der JuLis

Thema: Die FDP im Wahljahr 2011

: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Test :)
: Amos_Silo_(PsA) hat den Raum betreten
Amos_Silo_(PsA): Test :-)
Moderator: Sehr gut. Dann warten wir jetzt auf den Gast :)
Amos_Silo_(PsA): Genau.
Amos_Silo_(PsA): Ist ja auch noch ein wenig hin bis 19:00 Uhr.
Moderator: ;)
Amos_Silo_(PsA): *nervössei*
Moderator: Ganz ruhig. ;)
Amos_Silo_(PsA): Hoffentlich klappt alles...
Moderator: Ich hoffe er hat die Zugangsdaten bekommen - rausgeschickt wurden sie an die angegebene Adresse.
Amos_Silo_(PsA): Dann sollte er sie bekommen haben, ich habe ja auch über die E-Mail mit ihm kommuniziert.
: Lasse_Becker hat den Raum betreten
Lasse_Becker: Hallo!
Moderator: Guten Abend Herr Becker. Wir haben noch ein bisschen Zeit. Um 19:00 Uhr beginnt der Chat. Ich werde mit einer kurzen Vorstellung beginnen. Danach beginnt dann die Fragerunde. Wenn Sie Fragen haben kann ich diese gern beantworten.
Amos_Silo_(PsA): In einer Minute ist der Chat sichtbar.
Lasse_Becker: Momentan nicht, außer: ist das Zeitfenster fix oder flexibel am Ende?
Moderator: Da sind wir flexibel ;)
Lasse_Becker: wunderbar
Moderator: Dann beginnen wir.
Moderator: Hallo und Herzlich Willkommen bei dol2day, Herr Becker. Mein Name ist Fred Härtelt, ich bin Redakteur bei dol2day und werde den Chat heute moderieren. Als Co-Moderator steht ein Vertreter der aktuellen Regierung und Chatorganisator zur Verfügung, welcher mich hier unterstützen wird.
Moderator: Zu Gast ist heute Herr Lasse Becker von den Jungen Liberalen. Herr Becker ist Bundesvorsitzender der Julis und das heutige Thema wird "Die FDP im Wahljahr 2011" sein. Möchten Sie noch etwas von Ihrer Seite anfügen?
Lasse_Becker: Hallo! Ich freue mich hier zu sein und freue mich auf die Fragen.
Amos_Silo_(PsA): Ich bin Richard Bercanay, zur Zeit unter dem Namen Amos Silo bei dol2day unterwegs und einer von vier Parteiräten der Partei des sozialen Ausgleichs bei dol2day.
Moderator: Dann beginnen wir und kommen wir auch gleich zur ersten Frage. Wie stark sind denn die Julis in die laufenden Landtagswahlkämpfe der FDP mit eingebunden?
Lasse_Becker: Relativ stark, aber natürlich sehr unterschiedlich in den Landesverbänden:
Moderator: Welche Ziele haben sich die Julis / FDP für die Landtagswahlkämpfe vorgenommen?
Lasse_Becker: In BaWü ist zum Beispiel unser Landesvorsitzender Jens Brandenburg mit im Kompetenzteam der FDP, in Hamburg hat Finn-Ole Ritter einen sehr aussichtsreichen Platz und auch Katja Suding ist erst gerad aus den JuLis heraus.
Lasse_Becker: Letzte Woche war ich gerade in Sachsen-Anhalt im Wahlkampf und auch da sind die JuLis sehr aktiv genauso in RLP.
Lasse_Becker: In Hamburg dafür zu kämpfen, dass die FDP mit einer jungen Mannschaft und neuem Schwung in die Bürgerschaft kommt.
Lasse_Becker: Das ist das erste Ziel was ansteht.
Lasse_Becker: Und natürlich in allen Bundesländern: Einfluss auf die Umsetzung der Politik zu nehmen und zum Beispiel für den Schutz der Bürgerrechte zu kämpfen.
Moderator: Dann gebe ich dem Co-Moderator erstmal die Chance zwei Fragen zu stellen bevor die Community das Wort hat. :)
Amos_Silo_(PsA): Die FDP steht ja zur Zeit in den Prognosen nicht so ganz gut da, bekommen Sie das in irgend einer Form auch bei den Wahlveranstaltungen zu spüren? Haben Sie den Eindruck, die Leute sind nicht so interessiert daran, was die FDP zu sagen hat?
Lasse_Becker: Das ist momentan etwas komisch: Unsere Veranstaltungen sind fast genauso voll wie vor der Bundestagswahl und die Stimmung ist auch ganz in Ordnung. Wobei man natürlich an der einen oder anderen Stelle - teils zu recht, teils zu unrecht - mehr Kritik hört, als letztes Jahr.
Lasse_Becker: Aber man merkt auch gerade wieder das der Trend von der Grundstimmung etwas positiver wird. Wer hätte vor einem halben Jahr geglaubt, dass in Hamburg die Chance besteht, ins Parlament einzuziehen oder gar in einer rot-gelben Regierung eventuell Verantwortung zu übernehmen.
Lasse_Becker: Und gerade an den Lösungen sind die Menschen interessiert, der Fehler in den letzten Monaten war ja, dass wir zu wenig umgesetzt haben und falsche Prioritäten gesetzt haben.
Moderator: Kommen wir zu den ersten Fragen der Community.
Lasse_Becker: Gerne
Moderator: Frage von Angelique an Lasse Becker:    "Seit Monaten liegt die FDP bei katastrophalen Umfragewerten. Die Schuld daran geben viele Parteichef Westerwelle und legen ihm den Rücktritt nahe. Im politischen Alltag bietet die FDP ein Bild der Zerrissenheit.Wie ist ihre Einschätzung und sollte Westewrwelle zurücktreten?"
Amos_Silo_(PsA): Jugendorganisationen sind ja bekannt dafür, daß sie den Mutterparteien zuweilen auch etwas auf die Füße treten. Wie ist denn die Stimmung da bei den Julis zur Zeit, sind Sie da eher bereit, auch mal die Partei ein wenig zu ... sagen wir mal, »ärgern« oder steht das jetzt eher zurück angesichts der Umfragelage?
Amos_Silo_(PsA): Sorry, den wollte ich noch einschieben. :-)
Lasse_Becker: Ich beantworte erstmal die Frage aus der Community, aber danach komme ich gerne drauf zurück.
Lasse_Becker: Naja, das Bild der Zerissenheit würde ich so nicht sehen, gerade nach Dreikönig haben alle gesagt, dass man sich jetzt auf die Wahlkämpfe konzentriert und man sich um die Inhalte und nicht nur ums Personal kümmern sollte: Ich glaube nicht, dass uns irgendjemand interessanter findet, wenn wir nur über Guido Westerwelle oder Rainer Brüderle oder Christian Lindner reden. Wichtig sind den meisten Leuten die Inhalte, die umgesetzt werden sollen.
Lasse_Becker: Und Guido Westerwelle ist bis zum kommenden Mai als FDP-Bundesvorsitzender gewählt, dann haben wir ganz regulär Bundesvorstandswahlen und dann wird man über das Personal reden. Das ist dann aber auch nicht nur Westerwelle, sondern sind alle in der Führungsspitze, unser gesamter Bundesvorstand wird da neu gewählt.
Lasse_Becker: Für die schlechten Umfragen ist aus meiner Sicht in erster Linie die bescheidene Regierungsarbeit und das "Nichts-Tun" und Verschieben auf die Zeit nach der NRW-Wahl verantwortlich.
Lasse_Becker: @Angelique: Ich hoffe, damit ist die Frage halbwegs umfassend beantwortet.
Lasse_Becker: Was die Rolle der Jugendorganisationen angeht, ist es natürlich unsere Aufgabe, die Partei anzutreiben. Nicht ärgern, um des Ärgerns Willen, sondern dann, wenn wir einen Fehler sehen. Das haben wir massiv im Sommer und Herbst gemacht und werden natürlich auch nach den Landtagswahlen schauen, was gut gelaufen ist und was weniger gut gelaufen ist.
Moderator: Frage von Corcoran an Lasse Becker:    "Hier bei dol2day wird Liberalen oft vorgeworfen, für eine gewissenlose und kaltherzige Politik zu stehen, die sich nicht um Schwache schert, sondern lediglich die reicher machen will, die sowieso schon reich sind. Kommen Ihnen solche Anfeindungen bekannt vor - und wie reagieren Sie darauf?"
Lasse_Becker: Jeder politisch Aktive, in egal welcher Partei, dürfte schon einmal irgendeine Anfeindung gehört haben und natürlich habe ich auch diese schonmal gehört. Aber gerade liberale Politik, die zum Beispiel mit dem Bürgergeld dafür sorgen will, dass jeder ein gesichertes Leben führen kann, aber trotzdem motiviert wird, zu arbeiten, ist alles andere als kaltherzig. Im Gegenteil, manche gut gemeinte Politik zum vermeintlichen Schutz hat so viele Arbeitsplätze auf dem Gewissen und so viele Menschen in Sozialhilfe getrieben, dass ich einen ehrlichen Ansatz, um für Arbeitsplätze zu kämpfen für wesentlich wärmer halte.
Moderator: Frage von glenmeier an Lasse Becker:    "Herr Becker sie haben selbst die Möglichkeit einer rot-gelben Koalition in Hamburg angesprochen, warum hat sich die strikte Koalitionsaussage zu Gunsten der CDU/CSU mitlerweile relativiert?"
Lasse_Becker: Wir JuLis waren immer sehr skeptisch, was Koalitionsaussagen generell angeht. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass es in der Politik darum gehen sollte, Inhalte umzusetzen und Politik zu gestalten. Momentan geschieht dies auf Bundesebene gemeinsam mit der CDU/CSU und nach anfänglichem Gerumpel läuft es da inzwischen auch ganz rund, aber es kann eben anderernorts auch mit der SPD leichter möglich sein. Und gerade eine nicht zu weit links stehende SPD, wie in Hamburg oder Rheinland-Pfalz, kann da der FDP eine Perspektive eröffnen. Aber das muss immer vor Ort und jeweils anhand der Programme zur Wahl entschieden werden.
Moderator: Frage von mephi84 an Lasse Becker:    "was denken die julis zu dem neuen vorschlag auch nicht staatsbürger zum dienst bei der bundeswehr zuzulassen"
Lasse_Becker: Der Vorschlag ist ja relativ neu, deshalb haben wir das noch nicht in ganzer Breite bei den JuLis diskutiert. Ich persönlich bin da eher skeptisch:
Moderator: Frage von F. Schönhuber an Lasse Becker:    "Meine Frage ist: Kennen Sie Erich Mende? Dieser Mann stand für einen von der FDP Führung ausgestoßenen Flügel - den Nationalliberalismus! Könnten Sie sich vorstellen das dieser die FDP wieder aus den Umfragetief bringen könnte?"
Lasse_Becker: Nach der Abschaffung der Wehrpflicht sollten wir, finde ich, lieber nach dem besten Konzept suchen, um mit Ausbildungschancen die Bundeswehr für Freiwillige attraktiv zu machen.
Lasse_Becker: Ich halte nichts und zwar wirklich gar nichts, von Bindestrich-Liberalismus. Wir JuLis kämpfen für ganzheitlichen Liberalismus, der ein breites Spektrum an Themen umfasst und nicht einseitig populistisch ist. Populismen bringen uns nicht weiter und Nationalliberalismus auch nicht.
Lasse_Becker: Noch als Ergänzung:
Moderator: Frage von *Mensch*: "Welche konkreten Änderungen in der Politik und der Darstellung der Partei nach außen sind Ihrer Meinung nach noch notwendig?"
Moderator: ok - ich war etwas schneller - aber gerne ;)
Lasse_Becker: Ganzheitlicher Liberalismus heißt für uns, dass man eben einerseits für den Schutz der Bürgerrechte (eher bürgerrechtsliberal) und eine weltoffene Einwanderungspolitik mit gesteuerter Zuwanderung will (eher sozialliberal) und trotzdem mit einem ordnungspolitischen Kompass gegen Staatshilfen ist (eher wirtschaftsliberal). Man sieht an den Beispielen: Man braucht die Bindestriche nicht, wenn man sich selbst als echt liberal sieht.
Lasse_Becker: So, dann aber zur Frage von *Mensch*:
Lasse_Becker: Wir müssen uns thematisch breiter aufstellen und auch bei Themen wie Umwelt- oder Sozialpolitik Schwerpunkte setzen, ohne unsere Konzepte z.B. bei der Wirtschaftspolitik zu verschieben. In der Außendarstellung ist es dann eben wichtig, diese Themen mit mehr Köpfen an der Spitze auch nach außen wahrnehmbar zu machen.
Lasse_Becker: Ist das etwas klarer geworden? Gerade dafür bietet unsere Grundsatzdiskussion eine Chance.
Amos_Silo_(PsA): Werden die Julis da auch gegebenenfalls mit eigenen Konzepten auf dem Parteitag im Mai auf sich aufmerksam machen, insbesondere, wenn die kommenden Wahlen für die FDP nicht so erfreulich laufen?
Lasse_Becker: Ach, ich bin noch ganz optimistisch, dass wir bei den Wahlen manchen überraschen können. Insofern ist das unabhängig von Wahlen: Aber wir werden natürlich mit eigenen Konzepten auf dem Parteitag präsent sein und uns aktiv in die Diskussion der Partei einklinken: Sowohl bei der Fehleranalyse als auch beim Personal als auch - wohl am Wichtigsten - bei der Umsetzung von Inhalten.
Moderator: Eine ähnliche Frage haben wir diesbzeüglich auch.
Moderator: Frage von Jagdfalke: "Wird die FDP, falls es zu einem Wahlfiasko kommt (wie in den Umfragen prognostiziert wird) personelle Konsequenzen ziehen?"
Lasse_Becker: Hmm, Jagdfalke, meine Erfahrung mit Umfragen ist, dass sie sehr schnelllebig sind. Ich habe als Landesvorsitzender der JuLis in Hessen mal erlebt, wie wir nach einer Umfrage von 12 Prozent auf einmal 16 hatten ... Aus meiner Sicht müssen wir - egal wie die Wahlen ausgehen - schauen, was gut gelaufen ist und was schlecht gelaufen ist. Und da gehört es natürlich auch dazu, dass man sich die Leistung der Verantwortlichen mitanschaut.
Moderator: Frage von Corcoran an Lasse Becker:    "Einige halten die Grünen ja inzwischen für die eigentliche liberale Kraft in Deutschland. Wie liberal sind die Grünen tatsächlich - und was ist schief gelaufen, wenn die FDP zumindest in Teilen der Öffentlichkeit ihr Alleinstellungsmerkmal an einen Mitbewerber verloren hat?"
Lasse_Becker: Hmm, wenn man sich die Grünen anschaut, gibt es vielleicht im Realo-Flügel ein paar Liberaldenkende, aber nicht wirklich viele. Wenn man sich zum Beispiel bei den Bürgerrechten anschaut, was die Grünen gegen Otto Schily durchgesetzt haben, kommt man leicht zu der Erkenntnis: Nix. Da haben wir im ersten Jahr schon an mehr Stellen gegen die Union uns durchgesetzt, auch wenn es nicht leicht war und ist. Und gerade bei der Frage der Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen, sind die Grünen häufig weiter weniger tolerant, als sie selbst sagen... das ist übrigens einer der Gründe, warum relativ viele junge Grüne aus der Realo-Richtung nach einer Zeit zu uns wechseln.
Moderator: Frage von Angelique an Lasse Becker:    "Die Aussichten vor den heurigen sieben Landtagswahlen sind düster. Im politischen Alltag bietet die FDP ein Bild der Zerrissenheit, in der Koalitionsarbeit mit CDU/CSU wird sie oft nur als tatenloser Juniorpartner wahrgenommen, dem es an Durchsetzungsfähigkeit mangelt.Wie sehen sie die Prognosen für die kommenden Wahlen und wann wird die FDP ihre Programmpunkte umsetzen?"
Lasse_Becker: Wobei ich persönlich sagen muss, dass ich mit der Grünen Jugend genau wie mit der JU oder den Jusos mich teils sehr gut verstehe, sorry, aber jetzt weiter zur nächsten Frage.
Lasse_Becker: Angelique, das klingt ein bisschen nach einer Umformulierung der ersten Frage von oben. Was die Umsetzung der Inhalte angeht: Dank der FDP hat die Regierung noch keine neuen Sicherheitsgesetze, sondern stattdessen z.B. bei den Netzsperren sogar etwas zurückgenommen, das ist wie gesagt, mehr als die Grünen in 7 Jahren Regierung als kleinerer Partner erreicht haben (und das sagen mir sogar Mitglieder Grünen). Ohne die FDP hätte der Staat sinnlos Geld für die Rettung von Opel ausgegeben. Natürlich haben wir manche Reform leider noch nicht angefangen und zu lange auf die NRW-Wahl gewartet, aber da arbeiten wir gerad dran. Und z.B. allein die Abschaffung der Wehrpflicht, die die CDU/CSU niemals ohne die FDP angegangen wäre, ist schon ein Riesenerfolg, den ich selbst nicht erwartet hätte.
Moderator: Frage von Doug90 an Lasse Becker:    "Lasse, wie stehst du zu den aktuellen pro-Mindestlohn-Äußerungen von Liberalen?"
Lasse_Becker: Die Äußerung von Michael Kauch fand ich vom Timing äußerst schwierig. Ich hab Volkswirtschaftslehre studiert und bin mir sehr sicher, dass ein genereller und flächendeckender Mindestlohn massiv Arbeitsplätze vernichten würde, deshalb bleibe ich da sehr skeptisch. Bei der aktuellen Diskussion um den Mindestlohn in der Zeitarbeit bin ich mir außerdem nicht sicher, inwiefern da nicht einfach die Angst vor der Öffnung unserer Märkte im Rahmen der EU eine Rolle spielt ...
Moderator: Frage von glenmeier an Lasse Becker:    "Wie sehen Sie die Zukunft des liberalisierten Arbeitsmarktes. Viele Firmen klagen über mangelnde Fachkräft, befristete Einstellungen (und Leiharbeit) und damit verbunden eine geringere Loyalität der Arbeitnehmer sind jedoch immer mehr vorherrschend?"
Amos_Silo_(PsA): Auf der anderen Seite ist es doch notwendig dafür zu sorgen, daß die Löhne nicht ins Bodenlose sinken?
Lasse_Becker: Stattdessen erscheint mir das Bürgergeld, bei dem jeder sein Einkommen im Bedarfsfall aufgestockt bekommt, besser, um nicht noch zusätzlich Arbeitsplätze zu verlieren und ohne zusätzliche Bürokratie eine Grundsicherung zu gewährleisten.
Lasse_Becker: Ok, ich versuche beide Fragen zusammen zu beantworten.
Amos_Silo_(PsA): Mein Einwurf kam etwas zu spät. :-)
Lasse_Becker: Zuallererst der Arbeitsmarkt ist in Deutschland kaum liberalisiert, sondern extrem stark reguliert. Das ist eines der Probleme, warum es unattraktiv ist, nach Deutschland zu kommen. Gerade was den Fachkräftemangel angeht, wird es aber dazu kommen, dass wir attraktiver werden müssen und dafür werden natürlich auch attraktivere Arbeitsverträge entstehen, wobei gerade für geringqualifizierte Arbeitnehmer Zeitarbeit eine enorme Chance bedeutet. Und was die Lohnentwicklung angeht, ist das Aufgabe der Tarifparteien und nicht des Staates, wozu soll es denn Tarifrunden geben, wenn hinterher doch der Staat den Tarifvertrag übergeht?
Moderator: Frage von Van Tast an Lasse Becker:    "Liegt die Misere der FDP nicht auch daran, dass Westwelle und Niebel Ministerien übernommen haben, die ihren persönlichen Kompetenzen einfach nicht entsprechen ..?"
Lasse_Becker: Hmm, da ist die Wahrheit, glaube ich, etwas komplizierter, als es viele deutsche Medien darstellen: Viele Außenminister in anderen Ländern schwärmen fast von Guido Westerwelle, nur es bekommt zum Beispiel niemand in Deutschland mit, wenn es seinem Ressort zu verdanken ist, dass zwei schweizer Geiseln in Nordafrika im letzten Jahr freikamen. Aber gerade der Spagat zwischen Innenpolitik und Außenpolitik ist ihm am Anfang nicht gelungen. Bei Niebel ist das Riesenmanko, dass er ein Ministerium übernommen hat, was er vorher immer zur Abschaffung empfohlen hat. Auf der anderen Seite hat er die größte Reform der Entwicklungshilfe seit 20 Jahren durchgesetzt, mit der alle Minister vorher nicht durchgekommen sind. Wobei ich immernoch sagen würde, dass es da äußerst schwierig bleibt, selbst mit harter Arbeit und dem direkten Austausch mit der Community der Entwicklungshilfe zu punkten. Aber Gegenfrage an "Van Tast" (falls das geht): Welche Ministerien wären denn besser gewesen?
Moderator: Ich hab hier noch eine Frage eines Junglehrers. Vielleicht können Sie diese Frage auch beantworten. :)
Moderator: Frage von roadrunner: "Was halten sie von der heterogenen Verteilung von Nachwuchslehrern in der Bundesrepublik und der unterschiedlichen Einstufung in den Bundesländern (Beamter vs. Angestellter)?"
Lasse_Becker: Da hab ich erstmal die Nachfrage, was mit der "heterogenen Verteilung" gemeint ist. Das ist mir nicht ganz klar.
Moderator: Damit ist die unterschiedliche Verteilung auf die Bundesländer (Mangel <-> kein Mangel) vermutlich gemeint.
Lasse_Becker: Ok, generell kann ich aber schon sagen, dass ich unsere föderale Struktur, in der jedes Bundesland das Schulsystem wählt, dass am Besten zur eigenen Struktur passt, richtig finde. Die Mangelsituation hängt häufig mit der Attraktivität des Lehrerberufs im jeweiligen Bundesland zusammen. Ein Bekannter von mir hat in Hessen sein Referendariat gemacht und ist danach - weil er dort eine unbefristete Stellen erhalten hat - nach Niedersachsen gegangen. Das ist mir ehrlich gesagt lieber, denn: Wenn wir den Wettbewerb der Bundesländer, um die besten Lehrer nicht hätten, würden wir wahrscheinlich weitaus weniger Angebote für Lehrer bei einem Zentralstaat haben. Bei der Frage Beamter vs. Angestellter bin ich eher für ein Angestelltenverhältnis, aber das wird wohl kurzfristig nicht überall umgesetzt werden.
Moderator: So - wir steuern jetzt langsam dem Ende entgegen. Ich möchte meinem Co-Moderator noch das letzte Wort geben um noch eine Frage zu stellen. :)
Amos_Silo_(PsA): Ja, also ich freue mich, daß Sie so schnell Zeit für uns hatten, Herr Becker und möchte bei der Gelegenheit noch eine Frage und eine Bitte anschießen:
Lasse_Becker: Klar
Amos_Silo_(PsA): Können Sie sich vorstellen, die Tage wieder bei uns im Chat vorbeizuschauen?
Amos_Silo_(PsA): Und darüber hinaus sind wir bei dol2day zur Zeit bemüht, wieder stärkere Kontakte zu den Jugendorganisationen der Parteien zu knüpfen um für dol2day zu werben.
Lasse_Becker: Prinzipiell gerne, es muss halt zeitlich passen, vor den Wahlen ist es da bei mir zeitlich sehr eng.
Amos_Silo_(PsA): Mit anderen Worten: Es würde uns freuen, wenn Sie möglicherweise in Ihren Foren auch auf dol2day aufmerksam machen und vielleicht auch, wenn es Ihre Zeit erlaubt, selbst Mitglied werden und bei uns mitdiskutieren.
Amos_Silo_(PsA): Sicher wäre es Interessant, wenn Sie auch nach den Wahlen vorbeischauen können, dann könnten wir gemeinsam ein wenig im Chat Rückblick halten. :-)
Lasse_Becker: Wir freuen uns als JuLis natürlich über jeden Kontakt, insofern machen wir das sehr gerne (haben zum Beispiel ja heute auch über Facebook und Twitter Werbung gemacht). Ich muss bloß für mich ehrlich sagen, dass ich momentan leider zu wenig Zeit hätte, um regelmäßig bei Dol2Day vorbeizuschauen, mein Account wurde deshalb auch irgendwann mal gelöscht ;-)
Amos_Silo_(PsA): Zeitlich sind wir da absolut flexibel und können uns nach Ihnen richten.
Lasse_Becker: Das können wir sehr gerne machen.
Moderator: Gut zu wissen, dass Sie bei uns einen Account schonmal hatten. :)
Amos_Silo_(PsA): Der Account kann jederzeit wieder aktiviert werden. :-)
Lasse_Becker: Ja, aber das ist schon ein bisschen her.
Moderator: Dann bedanke ich mich ganz herzlich im Namen der gesamten Community für das interessante Gespräch und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Danke. :)
Lasse_Becker: Danke für die vielen Fragen und ebenfalls einen schönen Abend und bei weiteren Fragen, einfach per Mail, Facebook oder Twitter melden!
Amos_Silo_(PsA): Wenn Sie das Paßwort noch wissen kann er jederzeit aktiviert werden.
Moderator: Sehr gerne. :)
Amos_Silo_(PsA): Auch von mir vielen Dank für den interessant Chat und die rege Teilnahme!
Lasse_Becker: Ach ja, und danke für die Moderation! Ich log mich dann mal aus.