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Fragenübersicht Kann "LiquidFeedback für die Politik des 20. Jahrhunderts das sein, was die Druckerpresse für die Politik des 16. und 17. Jahrhunderts war"?
1 - 20 / 20 Meinungen
19.07.2012 10:22 Uhr
Noch nicht - dafür sind noch nicht ausreichend Nerds an Politik interessiert - die paar Piraten machen dann doch noch keinen Strukturwandel.
19.07.2012 10:43 Uhr
Die Druckerpresse war lediglich die notwendige materielle Grundlage der später folgenden Aufklärungsbewegung, aber eben keine hinreichende Grundlage.
Geschrieben, gedacht, gemacht und initiiert wurde die Aufklärung samt ihrer politischen Folgen von den Menschen.

Und genaus verhält es sich auch mit dem Internet. Wenn den Menschen jeder Begriff von Freiheit und Unfreiheit fehlt, dann nützt auch die schnellste Internetleitung nichts ...
19.07.2012 10:53 Uhr
Zitat:
Wenn den Menschen jeder Begriff von Freiheit und Unfreiheit fehlt, dann nützt auch die schnellste Internetleitung nichts ...

Dem stimme ich zu.
Aber ist es nicht so, dass sich immer wieder an Kristallationspunkten zeigt, dass die Bürger bereit sind, ihre Meinung zu vertreten? (Beispiel S21?)
19.07.2012 10:57 Uhr
@Bimbiss

Das blosse interessegeleitete Vertreten von Meinungen innerhalb des nicht begriffenen Gesamtzusammenhangs der Unfreiheit ist nun wahrlich kein neues Phänomen. Und wenn Menschen auf Demos gegen S21 singen "Wir sind das Volk, wir sind das Geld", dann stimmt mich das eher noch bedenklicher als zuvor. ;-)
19.07.2012 11:07 Uhr
Irre,
du bleibst Theoretiker.
Du kannst noch hundert Jahre lang schlaue Sätze sagen (die unbestreitbar Wahrheit enthalten) und doch werden die Menschen nicht aufstehen und den Gesammtzusammenhang ändern. Sie werden weiterhin nur interessengeleitet handeln.

IMHO muss man die Menschen daher an dieser Stelle abholen und nicht darauf warten, dass sie sich in die gewünschte Richtung bewegen.
19.07.2012 11:14 Uhr
@Bimbiss

Mag dir vllt wie Haarspalterei vorkommen, aber ich bin kein Theoretiker, sondern Kritiker.
Theoretiker fabrizieren nur Welterklärungen, entweder zum Zwecke der Affirmation des Bestehenden oder zum Zwecke eines normativen Imperativs, mittels dem eine Soll-Welt (v)erklärt wird.
Ich dagegen kritisiere die Welt nur ob ihrer empirisch sichtbaren oder darüberhinaus analytisch feststellbaren Widersprüche und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Menschen.
Zweck der Kritik ist die Reflexion des Kritisierten über den Inhalt der Kritik. Ich möchte also niemanden von "seiner Stelle" abholen, sondern dazu bringen diese Stelle kritisch und grundsätzlich reflexiv zu hinterfragen.
19.07.2012 11:39 Uhr
nein. schlicht und ergreifend. das maß der beschäftigung mit lf ist so hoch, wenn man es ernsthaft betreiben will, dass eine entfremdung und spezialisierung von der thematik fast zwangsläufig ist. es bilden sich informationseliten. die reine delegierung von stimmrecht an "vertraute" schafft da keine abhilfe. nein, ich denke nicht, dass lf ein geeignetes instrument ist, um den konstatierten notwendigen aufbruch der politik zu ermöglichen...
19.07.2012 11:40 Uhr
@irre: ich bitte tausendmal um entschuldigung. das sollte eigentlich eine zustimmung werden... :(
19.07.2012 11:58 Uhr
Zitat:
@irre: ich bitte tausendmal um entschuldigung. das sollte eigentlich eine zustimmung werden... :(


Entschuldigung angenommen. ;-)
19.07.2012 13:02 Uhr
LiquidFeedback u.ä. kann demokratische Prozesse ergänzen, aber nicht ersetzen - und zwar alleine deshalb schon, weil Kommunikation im digitalen Raum einem Informationsverlust gegenüber der "realen" Welt unterliegt.
19.07.2012 13:03 Uhr
Eine interessante Gegenposition zum Artikel findet sich bei Michael Spreng:

http://www.sprengsatz.de/?p=3863
19.07.2012 14:03 Uhr
sol1,
es ist keine Gegenposition, sondern eine Erkenntnis:

Zitat:
Die Mitmach-Demokratie wird zwar von vielen gewünscht, aber nur von wenigen genutzt. Theorie und Praxis klaffen selten so weit auseinander wie beim Thema politische Partizipation.

Die Frage ist, warum dem so ist?
19.07.2012 14:11 Uhr
@Bimbiss

Weil die Menschen die dem stummen Zwang der Verhältnisse entspringende Ohnmacht spüren, ohne sie jedoch kritisch zu reflektieren und mithin als menschlich gemacht zu durchschauen. Der in der Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse wurzelnde Fetischismus setzt hier eine sehr effiziente Schranke der Erkenntnis, die nur durch die geistige Anstrengung kritisch-reflexiven Denkens überhaupt zu überwinden wäre.
19.07.2012 14:15 Uhr
Zu dem Text von Herrn Spreng hatten wir hier schon eine Diskussion

http://www.dol2day.com/index.php3?kategorie_id=al&position=700&frage_id=353144
19.07.2012 14:27 Uhr
@Teufel100

Zum etwas allgemeiner gefassten problematischen Spannungsverhältnis zwischen Internet und Emanziaption wurde übrigens auch hier schon mal tiefgreifender diskutiert:

http://www.dol2day.com/index.php3?kategorie_id=ah&position=700&frage_id=353140


Edith ergänzt, dass der interessante Teil der Debatte zum Internet an sich dort insbesondere ab etwa Beitrag 18 beginnt. :-)

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.07.2012 16:29 Uhr. Frühere Versionen ansehen
19.07.2012 14:28 Uhr
Von Liquid Feedback hat man im 20. Jahrhundert recht wenig gehört. Wenn, und davon gehe ich aus, dass der Umfragesteller das gemeint hat, wird es eher im laufenden, also 21. Jahrhundert, so sein.
19.07.2012 14:35 Uhr
Zitat:
...die nur durch die geistige Anstrengung kritisch-reflexiven Denkens überhaupt zu überwinden wäre

Und wie soll man das Denken anregen?
19.07.2012 14:49 Uhr
@Bimbiss

Zitat:
Und wie soll man das Denken anregen?


Da stellst du quasi die ultimative Frage aller Fragen und hätte ich eine ultimativ gültige Antwort darauf, dann würde ich mein Geld mit dem Schreiben von Büchern verdienen - zumindest solange es noch Geld gäbe. ;-)

Das Problem mit der gefühlten Ohnmacht bei den meisten Menschen ist ja erstmal das, dass diese Erfahrung keineswegs zwingend in ein Erkenntnisinteresse an den diesem zugrundeliegenden Verhältnissen mündet. Zumeist ist sogar eher das Gegenteil der Fall und die Ohnmachtserfahrung bahnt sich dann in personalisierender und nach Schuldigen suchender Weise in (regressiven) Projektionen seinen Weg.

Nun könnte man natürlich dem späten Horkheimer folgend sich vom Pessimismus überwältigen lassen und die Totalität für derart abgeschlossen erklären, dass jede radikale Emanzipationsbestrebung apriori bereits verstellt ist.

Oder man erkennt grundlegend an, dass eine kritisch-reflexive Analyse der Verhältnisse nachwievor eben nicht unmöglich ist und sucht dann nach objektiven Mitteln und Wegen diese weiterhin bestehende Möglichkeit verallgemeinerbar zu machen. Und schwupps wären wir da in einer revolutions- und organisationstheoretischen Debatte. ;-)
19.07.2012 15:46 Uhr
fürs 20. jhd sicher nicht mehr,
fürs 21. sehe ich das als einen von vielen ansätzen, letztenendes wird sich vor allem die demokratische reife der poarteien und staaten entwickeln müssen, aber auch die der einzelnen bürger.
19.07.2012 17:36 Uhr
LiquidFeedback kann für die Politik unserer Zeit das werden, das die Dampflok für die deutsche Bahn ab 1990 war.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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