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Fragenübersicht Warum werden durch die Linke die Bombenangriffe der Alliierten auf die deutsche Zivilbevölkerung im 2.Weltkrieg als "gerechte Strafe" begrüßt und gleichzeitig die Atombombenangriffe auf Japan als verbrecherisch verurteilt?
1 - 20 / 28 Meinungen+20Ende
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07.05.2020 12:24 Uhr
Ist das so? Gibt es konkrete Beispiele?

Ab und zu weisen einige Zeitgenoss*innen auf den Zusammenhang zwischen dem von Deutschland entfesselten Angriffskrieg und den alliierten Bomben auf deutsche Städte hin. Das führt auf der rechten Seite zum Missverständnis, hier würde eine "gerechte Strafe" formuliert.

07.05.2020 12:24 Uhr
Eine Umfrage basierend auf Vorurteilen ohne Hintergrund, das kann nichts vernünftiges werden. Im Gegensatz zum Umfragesteller sind viele Linke zu einem differenzierten Urteil in der Lage.
07.05.2020 12:26 Uhr
Bei solchen Kriegsgeschehnissen mit zweierlei Maß zu messen finde ich nicht gut. Ich kann den Atombombenabwürfen zumindest abgewinnen, dass sie die Kapitulation etwas schneller herbeiführten und eventuell mit dazu führten, dass die Hemmschwelle solche Waffe einzusetzen sehr hoch ist.
07.05.2020 12:44 Uhr
Welchen Zweck verfolgt der Umfragesteller denn damit, dass er seiner Fragestellung die Prämisse zu Grunde legt, es gebe hier eine homogene, in sich geschlossene Gruppe ("die Linke"), die das durchweg so sieht oder behauptet hat?

Mir erscheint es jedenfalls nicht so, als könnte man da ein geschlossens Bild herleiten.
07.05.2020 12:49 Uhr
Das ist eine unzulässig verkürzte Darstellung der Argumentation.

Was die Situation in Deutschland angeht, ist es eine klare Sache von Ursache (von Deutschland einseitig vorgetragener Angriffskrieg, sowohl gegen andere Länder als auch gegen Teile der eigenen Bevölkerung) und Wirkung (Maßnahmen der Kriegsgegner).

Das ist mitnichten eine "gerechte Strafe", sondern eben Ursache und Wirkung.

Oder um es noch ein bisschen zu verkürzen: Wer keinen Krieg will, erhöht seine Chancen darauf, auch keinen zu bekommen, erheblich, wenn er zumindest selbst keinen anfängt.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.05.2020 12:54 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.05.2020 12:53 Uhr
Zitat:
Das ist eine unzulässig verkürzte Darstellung der Argumentation.

Was die Situation in Deutschland angeht, ist es eine klare Sache von Ursache (von Deutschland einseitig vorgetragener Angriffskrieg, sowohl gegen andere Länder als auch gegen Teile der eigenen Bevölkerung). Die Reaktion darauf waren Maßnahmen der Kriegsgegner.

Da ist mitnichten eine "gerechte Strafe", sondern eben Ursache und Wirkung.

Oder um es noch ein bisschen zu verkürzen: Wer keinen Krieg will, erhöht seine Chancen darauf, auch keinen zu bekommen, erheblich, wenn er zumindest selbst keinen anfängt.


Um da noch was zu ergänzen: Und wer in besonderem Maße Vernichtungskriege führt und quasi die ganze Welt damit überzieht, der muss auch mit besonders harten Gegenmaßnahmen rechnen.

Man muss nur nochmal in Erinnerung rufen, welche Kriegsziele der NS damals verfolgte. Aus Sicht der Gegnerstaaten konnte es da irgendwann nur eine harte Reaktion geben.

Was übrigens nicht heißt, dass die Opfer der Bombenangriffe daran irgendwie derart schuld sind, dass sie die Angriffe "verdient" hätten. Ganz sicher in der übergroßen Masse nicht. Die Perspektive derer, die irgendwie unmittelbar davon betroffen waren, habe ich hier ein bisschen besser zu verstehen gelernt

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.05.2020 12:53 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.05.2020 15:19 Uhr
Zitat:
Man muss nur nochmal in Erinnerung rufen, welche Kriegsziele der NS damals verfolgte. Aus Sicht der Gegnerstaaten konnte es da irgendwann nur eine harte Reaktion geben.



Aha und eine harte Reaktion entbindet den potentiellen Kriegsgegner von allen völkerrechtlichen Verpflichtungen?


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.05.2020 17:45 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.05.2020 15:22 Uhr
@r.legis

Zu den harten Gegenmaßnahmen.

Obwohl England selbst ein hartes Opfer der harten deutschen Bombardements war. Größter Brand in der Londoner Innenstadt seit 16irgendwas. Coventry und andere eingeäscherte Städte zu beklagen hatte, regte sich dort 1944 eine Stimmung gegen die Art des Bombardements deutscher Städte.

07.05.2020 15:22 Uhr
Zitat:
Zitat:
Man muss nur nochmal in Erinnerung rufen, welche Kriegsziele der NS damals verfolgte. Aus Sicht der Gegnerstaaten konnte es da irgendwann nur eine harte Reaktion geben.



Aha und eine harte Reakrion entbindet den potentiellen Kriegsgegner von allen völkerrechtlichen Verpflichtungen?



Du hast also Interesse an einer Diskussion über die Bedeutung des Völkerrechts in einem Vernichtungskrieg? Das ist ein sehr ausführliches Thema. Wann?
07.05.2020 15:30 Uhr
Zitat:
@r.legis

Zu den harten Gegenmaßnahmen.

Obwohl England selbst ein hartes Opfer der harten deutschen Bombardements war. Größter Brand in der Londoner Innenstadt seit 16irgendwas. Coventry und andere eingeäscherte Städte zu beklagen hatte, regte sich dort 1944 eine Stimmung gegen die Art des Bombardements deutscher Städte.



Irgendwer hat hier auch mal was zu diesem Aspekt gepostet, ist etwas her, weiß nicht mehr das war. Da ging es aber um die Kontroversität dieser Handlungen in der britischen Bevölkerung.

Ich will ja jetzt auch nicht sagen, dass die Handlungen damals das richtige Mittel gewesen sind. Dagegen lassen sich viele Argumente anführen, SBF_ hat das Völkerrecht schon angeführt. Deshalb habe ich ja auch gesagt, dass ich die Kategorie "gerechte Strafe" gewiss nicht als richtig durchgehen lassen würde.

Dennoch waren die Bombenabwürfe eine Kriegsreaktion und der grundsätzlich aggressive Staat war damals das deutsche Reich. Angesichts der Härte deutscher Kriegsführung musste man tatsächlich mit derartigen Angriffen rechnen.

Und vielleicht doch noch ein Wort zum Völkerrecht. Die Völkerrechtsordnung ist eine reine Konsensordnung. Natürlich gibt es überpositive Begründungsansätze, die im Völkerrecht eine unumstößliche Vernunftrechtsordnung sehen. Das geht aber insoweit an der Realität vorbei, als dass Völkerrecht nur dann lebt und Wirkung entfaltet, wenn Staaten sich an den Völkerrechtskonsens halten. In diesem Sinne ist Völkerrecht klaum mit klassischem innerstaatlichem Recht zu vergleichen. Es ist formbarer, viel stärker politisch durchdrungen, offen, stärker interpretierbar und aus all diesen Gründen notwendigerweise immer auch ein Spielball politischer, manchmal militärischer Argumentation.

Obwohl ich ja juristische Argumente meist über alles Andere stelle, muss ich an dieser Stelle sagen, dass in einer politischen Diskussion das völkerrechtliche Argument an deutliche Grenzen stößt.


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.05.2020 15:32 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.05.2020 15:59 Uhr
Zitat:

Obwohl England selbst ein hartes Opfer der harten deutschen Bombardements war.


Mal kurz etwas zur historischen Einordnung, England erklärte Deutschland den Krieg und flog die ersten Luftangriffe auf unbefestigte deutsche Städte, bevor auch nur ein gegnerisches deutsches Flugzeug den Luftraum über England berührte.


Ich würde an dieser Stelle also nicht unbedingt von einer erforderlichen Reaktion sprechen, um die allierten Bombenangriffe zu rechtfertigen.


07.05.2020 16:04 Uhr
Hat die Rezi gepennt?
07.05.2020 16:18 Uhr
Zitat:
Ich würde an dieser Stelle also nicht unbedingt von einer erforderlichen Reaktion sprechen, um die allierten Bombenangriffe zu rechtfertigen.


Eine geschickte Argumentation. Dennoch völlig falsch. Die ersten Bombenangriffe erfolgten durch die Deutschen auf polnische, holländische, französische und belgische Städte mit hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Mir tut Deine Argumentation sogar persönlich weh, denn meine Tante starb in Belgien durch einen deutschen Bomberangriff. Du wirst verstehen, dass ich somit ganz heftig gegen Deine Darstellung protestiere.
07.05.2020 16:29 Uhr
Zitat:
Die ersten Bombenangriffe erfolgten durch die Deutschen auf polnische, holländische, französische und belgische Städte


Eigentlich sogar schon früher mit der Bombardierung Guernicas durch die Legion Condor.
07.05.2020 16:31 Uhr
Zitat:
Mal kurz etwas zur historischen Einordnung, England erklärte Deutschland den Krieg und flog die ersten Luftangriffe auf unbefestigte deutsche Städte, bevor auch nur ein gegnerisches deutsches Flugzeug den Luftraum über England berührte.


Ordnen wir also ein: Deutschland überfiel am 1.9.1939 den Staat Polen, ehe auch nur ein englischer Politiker daran dachte, Deutschland den Krieg zu erklären. Und noch war kein einziges englisches Flugzeug am deutschen Himmel erschienen, da führte die deutsche Luftwaffe bereits ein Flächenbombardement auf zivile Ziele in der polnischen Hauptstadt Warschau durch.

Zitat:
Ich würde an dieser Stelle also nicht unbedingt von einer erforderlichen Reaktion sprechen, um die allierten Bombenangriffe zu rechtfertigen.


Ich schon. Hermann Göring ließ seine Luftwaffe zu Bombardements aufsteigen, da saß Arthur Harris noch in einer unbedeutenden Stabsstelle der Royal Air Force.

."The Nazis entered this war under the rather childish delusion that they were going to bomb everyone else, and nobody was going to bomb them. At Rotterdam, London, Warsaw and half a hundred other places, they put their rather naive theory into operation. They sowed the wind, and now they are going to reap the whirlwind." - Arthur Harris

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.05.2020 16:34 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.05.2020 16:35 Uhr
Zitat:
England erklärte Deutschland den Krieg und flog die ersten Luftangriffe auf unbefestigte deutsche Städte, bevor auch nur ein gegnerisches deutsches Flugzeug den Luftraum über England berührte.


Schön bei der Wahrheit bleiben bitte. Richtig ist, dass u.a. GB Anfang 1939 eine Garantieerklärung für Polen ausgesprochen hat.

Demnach war das Eingreifen von GB zum Zeitpunkt des deutschen Angriffs auf Polen absehbar und wurde ganz bewusst in Kauf genommen.
07.05.2020 16:37 Uhr
Zitat:
Ich schon. Hermann Göring ließ seine Luftwaffe zu Bombardements aufsteigen, da saß Arthur Harris noch in einer unbedeutenden Stabsstelle der Royal Air Force.


Viele polnische Piloten flogen übrigens nach der Flucht vor den Deutschen aus ihrer Heimat für die Royal Air Force. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei denen ein verständlicher Vergeltungsgedanke eine Rolle spielte.
07.05.2020 16:57 Uhr
Beide vom TE genannten historischen Komplexereignisse sind Kriegsverbrechen.
Damit werden aber die Schuldigen am Krieg nicht entschuldet und die faschistischen Regimes in Deutschland und Japan auch nicht.
07.05.2020 17:32 Uhr
Zitat:
Eine geschickte Argumentation. Dennoch völlig falsch



Es kommt darauf an, wie differenziert man das Kriegsgeschehen betrachtet.

Es ist unbestritten, dass Deutschland besonders auf die Luftwaffe setzte, um militärische Erfolge zu erzielen.


Hier geht es allerdings explizit um den englischen Part , ich zitiere den Beitrag noch einmal:

Zitat:
Obwohl England selbst ein hartes Opfer der harten deutschen Bombardements war.





darauf antwortete ich:


Mal kurz etwas zur historischen Einordnung, England erklärte Deutschland den Krieg und flog die ersten Luftangriffe auf unbefestigte deutsche Städte, bevor auch nur ein gegnerisches deutsches Flugzeug den Luftraum über England berührte.



Der erste englische Luftangriff erfolgte bereits am 4.9.1939 auf Wilhelmshafen, einige Monate später begannen die englischen Flächenbombardements auf andere deutsche Städte, ab dem September 1940 flog dann die deutsche Luftwaffe Angriffe auf englische Städte.


Soweit die Fakten, wenn man also hier von einer Reaktion spricht, also natürlich exklusiv zwischen den Kriegsteilnehmern England und Deutschland, dann muss man schon sauber argumentieren.






07.05.2020 17:38 Uhr
Zitat:

Ich schon. Hermann Göring ließ seine Luftwaffe zu Bombardements aufsteigen, da saß Arthur Harris noch in einer unbedeutenden Stabsstelle der Royal Air Force.

."The Nazis entered this war under the rather childish delusion that they were going to bomb everyone else, and nobody was going to bomb them. At Rotterdam, London, Warsaw and half a hundred other places, they put their rather naive theory into operation. They sowed the wind, and now they are going to reap the whirlwind." - Arthur Harris




Nochmal zur richtigen Einordnung, bevor Deutschland erstmalig seine Luftwaffe gegen London bzw. englische Ziele einsetzte, führte England bereits seit mehreren Monaten Luftangriffe gegen deutsche Städte durch.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.05.2020 17:43 Uhr. Frühere Versionen ansehen
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