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Fragenübersicht Ist der 8.Mai 1945 - für Dich ganz persönlich - der Tag der Befreiung von der Nazidiktatur oder ein Gedenktag für die militärische Niederlage im 2.Weltkrieg?
Anfang-2021 - 40 / 47 Meinungen+20Ende
20
09.05.2019 12:35 Uhr
Ich finde es ehrlich gesagt beschämend, wie einige sich hier aufgrund von Einzelschicksalen aus der kollektiven Verantwortung stehlen wollen, bzw. den historischen Kontext so abwandeln, als wären die widrigen Bedingungen nach der Kapitulation bereits eine ausreichende Kompensation für das durch Deutsche verursachte Leiden im Krieg.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 09.05.2019 12:36 Uhr. Frühere Versionen ansehen
09.05.2019 12:41 Uhr
Befreiung war für mich auch immer die Begrifflichkeit im Sinne von: Befreiung von einer faschistischen, das deutsche Volk überhöhenden Ideologie, die nicht zuletzt die Ursache für all die schrecklichen Ereignisse dieser Zeit war. Wer Befreiung so auffasst, der wird sich nicht dagegen sperren - es sei denn, er hechelt in der Tradition der Nationalsozialisten einem wiedererstarkten deutschen Nationalismus alter Prägung hinterher und versteht sich selbst als überlegene arische Human-Schablone eines Idealmenschen. Auszuschließen ist das bei so manchem nicht, der heute xenophobe, homophobe und nationalistische Anstriche für in Mode gekommen hält.

Wer allerdings aus den Vorkommnissen der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts wirklich was gelernt hat, der wird gegen solche Tendenzen ankämpfen und einsehen, dass man auch heute noch alles dafür tun muss, damit sich so ein Desaster nicht wiederholt.
09.05.2019 13:01 Uhr
Zitat:
Befreiung war für mich auch immer die Begrifflichkeit im Sinne von: Befreiung von einer faschistischen, das deutsche Volk überhöhenden Ideologie


Um die Welt von dieser Ideologie zu befreien, musste das deutsche Volk besiegt werden. Dass sich die Deutschen als Besiegte empfanden und vielleicht noch empfinden, ist die Konsequenz des von Deutschen begonnenen Krieges.

Zitat:
Wer Befreiung so auffasst, der wird sich nicht dagegen sperren - es sei denn, ...


Was nun folgt sind Strohmänner.

Aus meiner Sicht ist die Rede von der Befreiung als einzig legitimer Form des Empfindens in Deutschland der Versuch einer Exkulpation der Deutschen aus der Verantwortung für den Nationalsozialismus. Befreiung von der Diktatur impliziert die Unterdrückung der Deutschen durch die Diktatur. Tatsächlich aber hatten sich die meisten Deutschen bis 1945 mit der NS-Diktatur weitgehend identifiziert, weshalb Deutschland besiegt werden musste.

So sehr man sich auch bemüht, mir ein bestimmtes Empfinden von "Befreiung" als politisch korrekt zu diktieren, ich kann das für mich nicht akzeptieren.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 09.05.2019 13:07 Uhr. Frühere Versionen ansehen
09.05.2019 13:04 Uhr
Egal ob Befreiung oder Niederlage - ich möchte den Deutschen eigentlich wünschen, das sie begreifen, dass es ein wahnsinniges Glück ist diesen Krieg verloren zu haben und sich von diesem nationalsozialistischen Führerkult verabschiedet zu haben - oder denken etwa hier wirklich noch Leute, mit einem Sieg und dem Fortbestand der Nazi-Diktatur wäre ein so freiheitliches Leben von unserer Generation überhaupt möglich? Und wenn das Hitler Regime gesiegt hätte und man den Sieg feiern würde, dann wären die unter der Knute der Nazis "befreiten" Besiegten bestimmt nicht so froh, wie wir es angesichts der historischen Entwicklungen bis heute eigentlich sein sollten - Ihr seht - Es hätte schlimmer kommen können... (ich sag nur Morgenthau-Plan)

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 09.05.2019 13:07 Uhr. Frühere Versionen ansehen
09.05.2019 13:40 Uhr
Ich sitze weder in einem KZ noch muss ich eine SS-Uniform tragen - ich wirke befreit.
09.05.2019 13:51 Uhr
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es sinnvoll ist, diesen Tag mit einem speziellen Label zu versehen. So ein Label steht immer für eine spezielle Geschichtsauffassung und die Dinge um den zweiten Weltkrieg, den Weg dort hin wie auch sein Ende sind zu kompliziert, um sie auf einen begriff reduzieren zu können.

In dieser Diskussion wurde über so viele unterschiedliche Kategorien gesprochen, dass klar wird, wie schwer die Einordnung ist: Kollektivschuld und Individualschuld wurden angesprochen, genauso Kollektiverfahrung und Individualerfahrung. Es wurde angesprochen, dass es militärische Aktionen in Deutschland gab, die erhebliche zivile Opfer mit sich brachten und es wurde dabei klar, dass auch das ganz unterschiedlich gesehen werden kann.

Es ist gut, dass der Krieg sein Ende nahm - es ist schlecht, dass es soweit überhaupt kommen musste. Es war ein Ende mit allen, aber wirklich allen Konsequenzen, die mit einem so ausufernden Krieg verbunden sind: Tod, Elend, Armut, Heimatverlust, Trauma. Bei den vielen individuellen Erfahrungen kann ich nachvollziehen, dass es viele Menschen gibt, die den Begriff der "Befreiung" hier nicht nutzen wollen. Von den Leiden des Krieges wurde wohl keiner direkt befreit, wohl aber vom Klammergriff der NS-Ideologie.

Ich habe mich, als ich studiert habe, sozusagen im Nebenfach sehr intensiv mit dieser Phase der deutschen Geschichte auseinandergesetzt, immer wieder neues dazugelernt, immer wieder gestaunt, bin immer wieder an die Grenzen meiner persönlichen Erfahrungsfähigkeit gekommen. Die Erfahrungen aus diesem Umgang behalte ich mir für Diskussionen wie diese bei.
09.05.2019 16:11 Uhr
Zitat:
Es ist bezeichnend, dass mehr Deutsche ein Problem damit haben, dass Deutschland den Krieg verloren hat, als damit, dass es den Krieg angefangen hat.

Und das holst Du aus einer Diskussion über das ENDE des Krieges? Faszinierend.
10.05.2019 16:08 Uhr
Deutschland hat keinen Weltkrieg angefangen und auch keinen beendet. Der Atomkrieg begann ja erst nach dem 8. Mai 1945.
10.05.2019 19:32 Uhr
Zitat:
Der 8. Mai wurde wohl erst mit der Geschichte der Tag der Befreiung. 1945 haben das wohl viele Leute anders gesehen. Es ist wohl auch eine Frage, wo man gewohnt hat und unter welchen Umständen man damals gelebt hat.

In den KZ war es wohl astrein eine Befreiung. Wobei auch hier der Schatten hinzu kommt, das so mancher im Osten bald wieder ins gleiche Lager kam. Diesesmal unter dem Titel sowjetisches Sonderlager.

Im Westen wird wohl eher das Gefühl einer Befreiung aufgekommen sein als im Osten und wohl auch rascher der Wechsel von Niederlage zu Befreiung eingetreten sein.

Das Ende der Bombenangriffe war wohl hier das Positivste.

Sonst war hier wohl viel Verunsicherung.

Im Osten kommt hinzu, dass auch unter den Nazigegner eine baldige Enttäuschung eintrat. So schrieben auch Kommunisten, dass die Ernüchterung bald eintrat als die Sowjettruppen, auf die sie sehnsüchtigst gewartet hatten, sich entfalteten.

Ich würde sagen, im Westen Befreiung von einer Diktatur, im Osten Austausch der Diktatur.


Leider muss ich dir hier Recht geben. Hier wurde die faschistische Diktatur gegen eine stalinistische ausgetauscht. Das war dann eines der Grundübel, die die Politik Stalins vermittelt hatte. Selbst Kommunisten, die aber auch aktiv waren hatten hier nicht viel zu lachen. Noch heute wird das von vielen als Kommunismus bezeichnet ohne auch nur die leiseste Spur von einem Rätesystem aufzuweisen, wo selbst noch die KPD am Schluss sich auf das Privateigentum stützte. Es gab nicht wenige die davon schrieben wie sie dann unter der stalinistischen Diktatur leideten. Hervorzuheben wäre insbesondere meinerseits die Autobiographie von Oskar Hippe. Eine Person vor der ich einen riesigen Respekt habe.

Hippe schrieb aber auch von dem Gegenteil: das die Sowjettruppen auch in die andere Richtung agierten, also sich nicht nur austobten. Wobei ich den Begriff im Rahmen dieses Zeitfensters nicht mag, weil es der Definition von Sowjet nicht gerecht wird. Nachdem Hippe nach Hause kam, nach 2 Jahren SA-Haft und 8 Jahren Stasi-Haft haben sich dann zwei russische Soldaten Zutritt verschafft, sahen gleich ein großes Portrait von Lenin an der Wand und der eine sagte: "Hier ist Lenin zu Hause. Komm wir gehen." Dann drehten sie sich wieder um.

Und ohne eine Verteidigungsrede zu starten: aber man muss das Grauen das die russischen Soldaten in Deutschland in der Nachkriegszeit anrichteten lernen zu verstehen. Die Faschisten haben hunderte Dörfer niedergebrannt, alles kurz und klein geschossen. Selbst Obdachlose reihenweise standrechtlich erschießen lassen und jede Befehlsverweigerung zum Massenabschlachten mit dem Tod bestraft. Dafür haben sie sich nicht nur psychologischen Methoden bedient, indem sie die Soldaten in einen Zustand des Befehlsgehorsams versetzten, das oft keine Reflexion zuließ. Ich würde das Ende als Ende des Krieges bezeichnen, nicht als Befreiung. Denn heute haben wir das gleiche wie damals. Damals offener Terrorismus, heute spielt er versteckt und die wenigsten sehen die Parallelen.
10.05.2019 19:47 Uhr
Zitat:
Deutschland hat keinen Weltkrieg angefangen und auch keinen beendet. Der Atomkrieg begann ja erst nach dem 8. Mai 1945.


Hitler hatte den Vorwand geliefert, indem er 150 Soldaten in die falschen Uniformen steckte und behauptete wir würden angegriffen. So funktioniert Politik. Wenn es keinen Vorwand gibt wird einer geschaffen. Und wer angefangen hat spielt für mich eine untergeordnete Rolle.
10.05.2019 20:06 Uhr
Zitat:
Mein Vater hat als 18-jähriger Heckschütze an Bord eines Lancaster-Bombers mit dazu beigetragen Deutschland vom Nazi-Gesindel zu befreien. Schade, dass die Bomben nicht selektiv auf die größten Nazi-Schweine und Unbelehrbaren fielen - so konnte leider trotz Entnazifizierung ein Saatgut der faschistischen Ideologie überleben - ich hoffe wir haben das entsprechende Poltik-Glyphosat für die Restbestände an ewig Gestrigen.


Daraus schlussfolgere ich nun die Lüge von der Kollektivschuld. Man muss nur jeden Nazi umlegen, um die faschistischen Gedanken zu vernichten.

Hier möchte ich mal zwei Zitate anbringen, die darauf hinweisen dass es nicht darum ging die Grundlagen des Faschismus zu zerstören, das es immer darum ging die Kollektivschuldthese zu vertreten, damit Kapital zu schützen und Millionen die Verantwortung auflegen, für Verhältnisse, die sie wenig beeinflussen konnten.

So sagte der britische General Harris zum Ende des Krieges:
"Es muss mit Nachdruck gesagt werden, dass, von Essen abgesehen, wir niemals ein besonderes Industriewerk als Ziel gewählt haben. Die Zerstörung von Industrieanlagen erschien uns stets als eine Art Sonderprämie. Unser eigentliches Ziel war immer die Innenstadt."

Demgemäß legte das britische Kabinett im Februar 1942 fest: "Wir werden Deutschland mit der Strategie des "moral bombing" besiegen. Es ist beschlossen worden, dass das Hauptanliegen von nun an die Moral der feindlichen Zivilbevölkerung, vor allem der Arbeiterschaft sein soll."

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 10.05.2019 20:07 Uhr. Frühere Versionen ansehen
10.05.2019 22:52 Uhr
Die Deutschen können den Russen auf Knien danken, dass diese ihr Leben riskiert haben, um dem Nazi-Terror ein Ende zu bereiten. Leider haben die wenigsten Deutschen dem braunen Terror die Stirn geboten. Hätten die Nazis nicht bedingungslos vor der roten Armee kapituliert, würde es heute kein dol2day geben. Ein furchtbarer Gedanke!
10.05.2019 22:54 Uhr
Noch überspannter geht's wohl nicht?@Roter Stern
11.05.2019 07:10 Uhr
Da haben sich die Polen aber gefreut, als die russischen Befreier bereits 1939 nach Polen kamen, um das Land vor dem faschistischen Überfall zu verteidigen. Und einige zehntausend Polen anschließend aus dem Dienst entfernt und geerdet wurden. Da blieb ihnen der Widerstand gegen den braunenterrorblubbblubb erspart.
11.05.2019 07:35 Uhr
Zitat:
Auch hier gilt: Wer einen Krieg mit allen Mitteln führt und Grausamkeiten begeht muss mit den Grausamkeiten derer leben, die obsiegen.


Menschenverachtung pur.
11.05.2019 08:45 Uhr
Zitat:
Menschenverachtung pur.


Nö - ich finde die Grausamkeiten der Nazis genauso schlimm, wie die z.B. der Russen.

Aber so zu tun, als würde die Grausamkeit gegen die Verursacher der ganzen Kacke diese auch reinwaschen ist menschenverachtend.
11.05.2019 08:48 Uhr
Zitat:
Nö - ich finde die Grausamkeiten der Nazis genauso schlimm, wie die z.B. der Russen.


Hast du aber nicht Geschrieben. Du hast Verbrechen gegen die Menschlichkeit damit gerechtfertigt das andere es ja auch gemacht haben.
11.05.2019 08:49 Uhr
Zitat:
Menschenverachtung pur.

Äh, ja, genau, kettenhund, wir reden von Krieg. Der ist Menschenverachtung pur.

Und nein, ich stimme der These ganz und gar nicht zu, daß meine Oma von einer Gruppe sowjetischer Befreier vergewaltigt werden durfte, weil deutsche Soldaten und direkte Nazi-Schergen Grausamkeiten begingen. Meine Oma hat nämlich keine Grausamkeiten begangen und auch keinen Krieg geführt.

Diese These ist aber nicht menschenverachtend, sondern dumm und verkürzt die Fakten sehr stark.

Hmm, vielleicht ist sie doch menschenverachtend. Aber nicht pur, da spielt auch viel Dummheit rein.
11.05.2019 08:53 Uhr
Zitat:
Hmm, vielleicht ist sie doch menschenverachtend. Aber nicht pur, da spielt auch viel Dummheit rein.


Wollte ich ihm auch erklären war aber zu faul.
11.05.2019 08:57 Uhr
Zitat:
Hast du aber nicht Geschrieben. Du hast Verbrechen gegen die Menschlichkeit damit gerechtfertigt das andere es ja auch gemacht haben.

Diese These von Dir funzt aber wiederum nur, wenn Du den ganzen Rest des betreffenden Beitrages von Anteros weglässt.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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